Kiew bringt mehrere Verhandlungsorte für Gespräche mit Moskau ins Spiel. Doch noch gibt es keine echte Bewegung hin zu einem Gipfel. Stattdessen muss die Ukraine immer mehr Probleme an der Front lösen.
Die Ukraine hält sich für mögliche Verhandlungen mit Russland über ein Ende der Kampfhandlungen bereit. Nach Angaben von
Es gab bereits Gespräche in Istanbul
Russland und die Ukraine hatten in diesem Jahr erstmals seit 2022 direkte Verhandlungen miteinander geführt. Bei den Gesprächen in Istanbul wurden einige humanitäre Fragen wie der Austausch von Gefangenen und Gefallenen geklärt. Von einer Friedenslösung ist man aber weit entfernt.
Der von US-Präsident
Keine echten Fortschritte
Beide Seiten demonstrieren Dialogbereitschaft, vor allem nach außen – um Trump auf ihre Seite zu ziehen. Der US-Sondergesandte Steve Witkoff sagte dem Sender Fox News, er werde sich in dieser Woche in New York mit der ukrainischen Seite treffen. Mit der russischen Seite gebe es zudem "jeden Tag" Gespräche. Trump sei sowohl von Russland als auch von der Ukraine in mancher Hinsicht "enttäuscht", sagte Witkoff außerdem.
Auf die Nachfrage, ob Putin die Amerikaner möglicherweise nur für seine Zwecke einspanne, erklärte Wiktoff, er glaube, der Kremlchef habe sich redlich um Gespräche bemüht – und in Alaska seine Bereitschaft signalisiert, den Krieg beenden zu wollen.
Trump warnte indes vor einem "Wirtschaftskrieg". Er wolle das nicht, sagte er. Es würde schlimm für Russland werden. Die USA verhängten zuletzt Sanktionen gegen Indien wegen Ölgeschäften mit Russland. Zugleich warf Trump Selenskyj vor, auch nicht gerade "unschuldig" zu sein. "Man muss sie zusammenbringen", sagte der Republikaner über beide Seiten. Über den Krieg sagte er: "Ich möchte, dass es aufhört."
Kreml bremst Verhandlungen aus
Direkte Verhandlungen zwischen Putin und Selenskyj bremst der Kreml mit der Begründung aus, dass diese Gespräche zuvor auf niederer Ebene mit konkreten Vereinbarungen vorbereitet werden müssten. Auch bei den nun von Selenskyj ins Spiel gebrachten Verhandlungsorten gibt es Differenzen. Die russische Führung hat bereits klargemacht, dass sie keine Gespräche in Europa akzeptiert, da diese Staaten in dem Konflikt nicht neutral seien.
Ukraine muss lokale Krisen an der Front lösen
Russland sieht sich an der Front weiter in der Vorderhand. So bestätigten ukrainische Militäranalysten erstmals das Eindringen russischer Truppen in die Industrieregion Dnipropetrowsk, die westlich von der umkämpften Region Donezk liegt. Die Experten des Lagekartendienstes Deepstate kennzeichneten die Ortschaften Saporiske und Nowoheorhijiwka in der Region als russisch besetzt.
"Die Streitkräfte der Ukraine haben das Vordringen der russischen Eroberer gestoppt und kontrollieren das Dorf Saporiske weiter", teilte die für den Frontabschnitt zuständige Armeegruppierung "Dnipro" auf Telegram mit. Die Kämpfe um den benachbarten Weiler Nowoheorhijiwka würden andauern. Berichte über eine Besetzung seien aber falsch, heißt es.
Kriegsveteranen und auch aktive Soldaten kritisieren hingegen immer öfter, dass Kommandeure geschönte Lageberichte schreiben und so die Armeeführung die reale Lage nicht immer kennt.
Probleme in Kupjansk, Gegenangriffe bei Pokrowsk
Eine weitere Krise bahnt sich im nordostukrainischen Gebiet Charkiw an. Dort sind die russischen Truppen nach Angaben unabhängiger Militärbeobachter auf der Westseite des Flusses Oskil weiter vorgedrungen und nähern sich dort dem strategisch wichtigen Knotenpunkt Kupjansk. Das Tempo der russischen Truppen ist allerdings gering.
Ein schneller Frontdurchbruch, auf den die Kremlführung möglicherweise setzt, ist somit nicht in Sicht. Zudem hat das ukrainische Militär einen russischen Vorstoß bei Pokrowsk inzwischen offenbar gestoppt und ist dort zu Gegenangriffen übergegangen.
Attacken auf die Treibstoffversorgung
Russland machen zudem die andauernden Drohnenangriffe auf eigenes Gebiet zu schaffen. In der Nacht mussten in der Millionenstadt Rostow am Don 15 Bewohner eines Mehrfamilienhauses evakuiert werden, nachdem Drohnentrümmer das Dach durchschlagen und einen Brand ausgelöst haben.
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Problematischer jedoch sind die systematischen Attacken gegen die Ölindustrie. Innerhalb weniger Tage trafen ukrainische Drohnen zehn Raffinerien in Russland. Medienberichten nach sind dadurch inzwischen etwa 17 Prozent der Ölverarbeitungskapazitäten ausgefallen. Das führt zu Problemen bei der Treibstoffversorgung. (dpa/bearbeitet von ng)