Finnlands Präsident Alexander Stubb ist aufgrund seiner Statur eigentlich nicht zu übersehen – in der Aufzählung der europäischen Delegation in Washington geht er trotzdem manchmal unter. Wer ist er eigentlich und was macht ihn zum perfekten Mittler?

Ein Porträt
Dieser Text enthält neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Laura Czypull sowie ggf. von Expertinnen oder Experten. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Wenn in Europa über den Kurs in der Ukraine-Politik diskutiert wird, melden sich viele Stimmen zu Wort. Finnlands Präsident Alexander Stubb hört man hingegen eher selten. Am Montag reiste eine europäische Delegation an Spitzenpolitikerinnen und -politikern nach Washington, um den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu seinem Treffen mit US-Präsident Donald Trump zu begleiten. Mit dabei: Stubb.

Aufgrund seiner sportlichen und hochgewachsenen Statur ist er eigentlich kaum zu übersehen. In der Aufzählung der Gipfel-Teilnehmer wird er aber dennoch oft unterschlagen. Während die Teilnahme von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (ebenfalls CDU) oder etwa die des französischen Präsidenten Emmanuel Macron nicht infrage gestellt wurde, fragte sich so manch einer, wer Alexander Stubb eigentlich ist.

Weshalb war er also überhaupt mit dabei? Weil Stubb wohl getrost als einer der besten Trumpflüsterer Europas bezeichnet werden kann.

Die Delegation, die Donald Trump in Washington besucht hat.
Dritter von links: Finnlands Präsident Alexander Stubb – mit dabei in Washington. © picture alliance / Photoshot/

Am Montag nahm er dementsprechend auch eine Verbindungsrolle ein, verband seine Worte an den US-Präsidenten gekonnt mit einem Bekenntnis zu Sicherheitsgarantien für die Ukraine. In das Lob und den Dank stimmten auch von der Leyen, Großbritanniens Premier Keir Starmer, die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Nato-Generalsekretär Mark Rutte ein.

Merz und Macron konnte man hingegen im Rollenverständnis als "Bad-Cops" bezeichnen, die auch Konfliktlinien zwischen Trump und den Europäern ansprachen. Sie bestanden etwa auf einen Waffenstillstand als Voraussetzung für Friedensverhandlungen.

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Trump und Stubb: Sie fanden über das Golfen zueinander

Aus seinen Beziehungen nach Washington macht Stubb keine große Sache. Die Einladung ins Weiße Haus teilte er im Vorhinein schmuck- und kommentarlos auf der Social-Media-Plattform X.

Dabei versteht er sich exzellent mit einigen Größen der US-Politik, wie etwa "T-Online" schreibt. So zum Beispiel mit dem republikanischen Senator Lindsey Graham – wiederum ein Trump-Vertrauter. Kurz nach seinem Amtsantritt im vergangenen Jahr traf sich Stubb mit Graham in Helsinki. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar nahmen sie dann einen gemeinsamen Drink – es folgte ein Treffen mit Trump. Der Mittler: Graham. Das Bindemittel: Golf.

Stubb ist ein guter Golfer, wollte einst Profi werden. So kam es zu einem Ausflug nach Mar-a-Lago – zum Golfen mit Trump.

Wie er zum Trump-Versteher wurde? Er zeigte sich laut einer Erläuterung Grahams im "Wall Street Journal" offen, textete viel mit Trump. Der finnische Präsident kennt sich zudem gut mit den USA und Russland aus, hat in den USA studiert, Golfkurse belegt und beherrscht neben Russisch noch weitere vier Sprachen, beschreibt ihn "T-Online".

Das sind die Ergebnisse des Ukraine-Gipfels in Washington

Beim Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und den europäischen Spitzen in Washington wurden eine Reihe von Verabredungen getroffen. Diese reichen von einem möglichen Zweiertreffen zwischen Kremlchef Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bis hin zur Ausarbeitung konkreter US-Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Ein Überblick.

Dabei gibt sich Stubb zurückhaltend, hatte sich eigentlich aus der Politik vor Jahren zurückgezogen nach seiner Zeit als Finnlands Finanzminister und Regierungschef. Doch Putins Überfall auf die Ukraine hat ihm wieder politische Bedeutung verschafft, mit seiner strikten Haltung gegenüber Moskau. Dann wurde er 2023 Präsident seines Landes und ein europäischer Verbindungsmann zu Trump.

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Diese Nähe nutzt Stubb geschickt, aber ohne großes Aufsehen. Wie das Treffen am Montag in Washington zeigte: mit Erfolg, sein Zugang zum US-Präsidenten scheint sich auszuzahlen.

Verwendete Quellen

  • t-online.de: "Auf diesen EU-Staatschef hört Trump besonders"
  • wsj.com (Bezahlschranke): How Finland’s Golf-Loving President Got Trump to Hear Him Out on Russia