Mit 27 Jahren ist Karoline Leavitt die jüngste Pressesprecherin in der Geschichte des Weißen Hauses – und sorgt weltweit für Schlagzeilen. Denn Leavitt steht wie kaum eine andere für eine neue, radikale Form der politischen Kommunikation. Wer ist die Frau, die den Presseraum zur Bühne für Trumps Agenda macht?

Ein Porträt
Dieser Text enthält neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Natascha Wittmann sowie ggf. von Expertinnen oder Experten. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Karoline Leavitt ist jung, ehrgeizig – und eine der umstrittensten Figuren im Machtzirkel von Donald Trump. Seit Januar ist die 27-Jährige die offizielle Sprecherin des Weißen Hauses und damit das neue Gesicht einer Regierung, die Medienzugänge neu verteilt und Kritikern den Zugang entzieht. Leavitt präsentiert sich dabei als konservative "Working Mom" – mit Kreuzkette, Designer-Tasche und klarer Mission: Trumps Botschaften ungefiltert unter die Leute bringen. Doch ihr Umgang mit Journalisten, ihre Nähe zu rechten Influencern und ihre Rolle im umstrittenen "Project 2025" lassen Kritik laut werden – bis hin zu Warnungen vor einer Aushöhlung der Pressefreiheit.

Das 27-jährige Sprachrohr ist vieles: Jung, ehrgeizig, medienaffin – und kompromisslos loyal gegenüber Donald Trump. Doch wer erwartet hat, dass mit der 27-Jährigen frischer Wind in die Kommunikationsabteilung der amerikanischen Regierung kommt, der wurde schnell eines Besseren belehrt.

Klassischer Journalismus wird von Leavitt nämlich strategisch ausgebremst. Stattdessen bekommen rechte Influencer und Podcaster exklusiven Zugang zum Weißen Haus. Kritische Medien werden ausgeladen. Falschaussagen werden so lange wiederholt, bis niemand mehr widerspricht. Doch woher kommt die Frau, die für eine neue, radikalere Form der Kommunikationsarbeit im Weißen Haus steht?

Leavitt stammt aus dem US-Bundesstaat New Hampshire und studierte Politikwissenschaft und Kommunikation am katholischen Saint Anselm College. Schon als Studentin arbeitete sie für den konservativen TV-Sender "Fox News", später dann im Presseteam von Kayleigh McEnany während Trumps erster Amtszeit. Ein Job, der sie früh mit der aggressiven Rhetorik des Trump-Lagers vertraut machte.

Die kalkulierte Inszenierung von Karoline Leavitt

In den sozialen Medien präsentiert sich Leavitt gerne als "Working Mom" (dt. arbeitende Mutter) mit Kreuzkette um den Hals, Gucci-Uhr am Handgelenk und ihrem Sohn Niko auf dem Arm. Der Look? Konservativ, luxuriös, makellos. Die Botschaft? Konservative Werte sind wieder modern. Leavitts Frisur – leicht gewellte, blonde Haare – wird in amerikanischen Medien seit Monaten als "Republican Hair" gefeiert: feminin, professionell, traditionsbewusst.

Ein bewusstes Gegengewicht zum progressiven Auftreten ihrer Vorgängerin Karine Jean-Pierre. Doch nicht nur mit ihrem Aussehen grenzt sich Karoline Leavitt von ihren Vorgängern ab. Auch ihre Arbeitsweise stößt bei einigen auf Verwunderung. "TikToker sind auch Presse", stellte die 27-Jährige erst kürzlich in einem ihrer Briefings im Weißen Haus klar. Provokant sagte sie in ihrem ersten offiziellen Briefing voraus: "Die goldene Ära Amerikas hat definitiv begonnen."

Wie "The Guardian" berichtet, reduzierte Leavitt seit ihrem Start als neue Pressesprecherin gezielt Akkreditierungen für etablierte Medien, während konservative Influencer verstärkt in das politische Geschehen mit eingebunden wurden. Der bekannte Podcast "Ruthless" erhielt beispielsweise einen exklusiven Zugang zu einer Fragestunde im Briefing Room. Die Folge? Der einst nüchterne Ort politischer Kommunikation wird mehr und mehr zur Bühne für die MAGA-Bewegung (Make America Great Again, Anm. d. Red.).

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Setzt Karoline Leavitt auf Zensur statt Transparenz?

Kein Wunder also, dass Kritiker Leavitt vorwerfen, die Pressefreiheit Schritt für Schritt auszuhöhlen. Bei einem Flug nach Schottland entfernte sie etwa das "Wall Street Journal" aus dem Pressepool – als Reaktion auf einen kritischen Bericht über Trump. Die Begründung? "Fake und diffamierend." Solche Maßnahmen sind unter Pressesprechern ungewöhnlich und selbst für Trumps Verhältnisse drastisch.

Medienorganisationen wie die "White House CorrespondentsAssociation" sprechen daher bereits von einem "gefährlichen Präzedenzfall". Auch Journalisten, die es wagen, hartnäckig nachzufragen, werden von Leavitt öffentlich gerügt oder ignoriert. Im Umgang mit Fakten zeigt sich Leavitt ebenfalls kompromisslos. Sie wiederholt Trumps Narrative auch dann, wenn sie längst widerlegt sind – etwa zur angeblichen Wahlmanipulation durch Barack Obama im Jahr 2016. Die Strategie ist klar: Wiederholung ersetzt Überzeugung. Kritische Journalisten geraten dabei an ihre Grenzen. Viele Medienvertreter berichten von einem Gefühl der Ohnmacht und Resignation.

Im Vergleich zu ihren Vorgängern, Karine Jean-Pierre, Kayleigh McEnany oder Sean Spicer, wirkt Karoline Leavitt wie eine Pressesprecherin 2.0. Allerdings nicht im Sinne von Transparenz oder Offenheit, sondern als mediale Machtverstärkerin für Trump. Während Jean-Pierre versuchte, auch kritische Fragen ernst zu nehmen und Spicer noch erkennbar um Fakten rang, geht es Leavitt vor allem um Loyalität und darum, Trumps Agenda möglichst ungestört zu verbreiten.

"Sie wiederholt die Lüge, bis keiner mehr widerspricht"

Und der Einfluss von Karoline Leavitt reicht längst weit über den Presseraum hinaus. Sie prägt Trumps Medienstrategie, formt das Bild der Regierung nach außen und baut ein alternatives Kommunikationsnetzwerk auf, das klassische Medien zunehmend umgeht. Besonders umstritten ist dabei auch Leavitts Nähe zum konservativen Politprogramm "Project 2025". Das Projekt will die US-Regierung grundlegend umbauen, mit dem Ziel, Ministerien zu entmachten, progressive Strukturen zu zerschlagen und mehr Macht in die Hände des Präsidenten zu legen.

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Dazu gehören Pläne zur Entlassung von Tausenden Beamten, zur Abschaffung unabhängiger Behörden und zur direkten Kontrolle über Justiz und Bildung. Viele Beobachter erkennen darin den Versuch, die Gewaltenteilung de facto auszuhebeln. Kritiker sehen Leavitt in dem Zusammenhang als strategische Schlüsselfigur für die mediale Durchsetzung der Agenda. Wie lange diese Strategie aufgeht, wird sich im weiteren Verlauf von Trumps Amtszeit zeigen. Klar ist jedoch: Karoline Leavitt ist gekommen, um die Spielregeln grundlegend zu verändern.

Verwendete Quellen

Teaserbild: © picture alliance/AP/Mark Schiefelbein