Am Sonntag ist die Dokumentation "Juan Carlos – Liebe, Geld, Verrat" auf Sky gestartet. Die Enthüllungen über den spanischen Alt-König sind so brisant, dass die Serie in England auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Corinna zu Sayn-Wittgenstein, die frühere Geliebte von Juan Carlos, packt über die Machenschaften des Königs aus, der die Nähe von Diktatoren suchte und mit undurchsichtigen Geschäften ein Milliarden-Vermögen anhäufte.

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Der Journalist Ernesto Ekaizer überlegt einen Moment, dann muss er lachen. "Es ist die Geschichte eines kriminellen Königs. Das macht es so spannend", sagt er. Die Rede ist von Juan Carlos I., dem ehemaligen König von Spanien, der mittlerweile sicher vor Strafverfolgung im Exil in Abu Dhabi lebt.

Früher war Juan Carlos ein Volksheld, ein zweifellos großer König. Mit großer Entschlossenheit verteidigte er die junge Demokratie in Spanien nach dem Ende des Franco-Regimes, er spielte eine herausragende Rolle während des versuchten Militärputschs 1981.

Gleichzeitig war der heute 85-Jährige aber auch ein Lebemann, ein Frauenheld, der mit undurchsichtigen Geschäften ein Milliarden-Vermögen anhäufte und mehrere außereheliche Kinder gezeugt haben soll.

Ekaizer recherchierte zu den Machenschaften des spanischen Staatsoberhauptes genauso wie die Autorin Ana Romero. Das Leben des Monarchen habe alle Zutaten einer Shakespeare-Tragödie, sagt die Journalistin: "Macht, Leid, Geld, Sex. Nichts fehlt."

Die Lebensgeschichte des gefallenen Monarchen bietet also allerbesten Filmstoff, den Sky nun zu einem spannenden und sehenswertem Mix aus investigativer Dokumentation, True Crime und Polit-Thriller verarbeitet hat. "Juan Carlos – Liebe, Geld, Verrat" ist am Sonntag, 21. Mai gestartet mit vier Episoden auf dem Bezahlsender und dem Streamingportal "Wow".

Sky UK verschiebt Start von "Juan Carlos – Liebe, Geld, Verrat"

Dass eine deutsche Produktion eine Enthüllungsgeschichte aus dem spanischen Königshaus liefert, mag auf den ersten Blick überraschen, hat aber seine Gründe. "Diese Geschichte lässt sich nicht aus Spanien heraus erzählen, weil es im Land selbst viel Widerstand und Misstrauen gibt", erklärt der Autor und Produzent Christian Beetz. Stattdessen arbeiteten die Filmemacher mit spanischen Investigativjournalisten zusammen, sichteten Archivmaterial und drehten überall auf der Welt.

Wie brisant die entstandene Serie ist, zeigt sich auch daran, dass Sky UK den Start der Dokumentation auf unbestimmte Zeit verschoben hat. Offenbar aus Angst vor juristischem Ärger. Was sicher nicht unbegründet ist, da sogar der Tod einer minderjährigen Schauspielerin und die Gerüchte, dass diese von Juan Carlos schwanger gewesen sein soll, thematisiert werden.

Vor allem dreht sich "Juan Carlos – Liebe, Geld, Verrat" aber um die Beziehung des Altkönigs zur deutschen Prinzessin Corinna zu Sayn-Wittgenstein, um schwer nachzuvollziehende Geldflüsse und Machtspiele. Zu Sayn Wittgenstein ist dabei die wichtigste Gesprächspartnerin, die Geschäftsfrau agiert als eine Art Kronzeugin, kommt aber selbst nicht immer gut weg.

Die Dokumentation gewährt dabei Einblicke in die Welt des Hochadels, die der Öffentlichkeit ansonsten verborgen bleiben. Dass der König eine jahrelange Beziehung mit zu Sayn-Wittgenstein unterhielt, wurde nur wegen eines verhängnisvollen Jagdausflugs öffentlich. Mitten in der Wirtschaftskrise, die in Spanien Millionen Menschen den Job kostete, reiste Juan Carlos 2012 mit seiner Geliebten und deren Ex-Mann nach Botswana, um Elefanten zu jagen.

Juan Carlos brach sich auf einem Safari-Trip die Hüfte

Während des dekadenten Safari-Trips stürzte der König in der Nacht und brach sich die Hüfte. Juan Carlos musste ausgeflogen und notoperiert werden, die Presseabteilung des Königshauses sah sich nicht in der Lage, diesen schwerwiegenden Vorfall zu verheimlichen. So gelangte nicht nur ein Foto von Juan Carlos mit einem erschossenen Elefanten in die Zeitungen, was alleine schon zu großer Empörung und Protesten führte, sondern auch die Details zu seiner außerehelichen Beziehung mit zu Sayn-Wittgenstein.

Die Prinzessin lebte mit ihrem Sohn sogar neben dem Palast, der König besuchte sie regelmäßig. Juan Carlos wollte zu Sayn-Wittgenstein angeblich sogar heiraten, was sie zur Königin von Spanien gemacht hätte. Da er aber auch sie betrog, endete die Beziehung und in der Folge wurde eine Menge schmutziger Wäsche gewaschen.

"Es beweist eigentlich das ganze Versagen, dass ich hier heute Dinge ans Licht bringe, die für immer geheim geblieben wären", erzählt zu Sayn-Wittgenstein. Sie berichtet von einer Geheimdienstoperation, die nach dem Ende der Liebesbeziehung anlief. Juan Carlos hatte seine Geliebte in seine Geschäfte einbezogen, wodurch sie in den Besitz von politisch und wirtschaftlich brisanten Akten, Fotos und Unterlagen gelangt war. Diese wollte der König um jeden Preis zurückhaben, immer wieder sollen er und seine Männer zu Sayn-Wittgenstein bedroht und bedrängt haben.

Juan Carlos soll 65 Millionen Euro aus Saudi-Arabien bekommen haben

Es ist eine Stärke von "Juan Carlos – Liebe, Geld, Verrat", dass tatsächlich alle Seiten zu Wort kommen. Zwar lehnte es der Alt-König selbst ab, in der Dokumentation zu sprechen, aber seine Vertrauten und Freunde erläuterten den Machern der Mini-Serie um die Autoren Beetz, Pedro Barbadillo, Anne von Petersdorff und Regisseur Georg Tschurtschenthaler ihre Sicht der Dinge.

Zu den Vertrauten des Königs gehört auch Philip Atkins, der gleichzeitig der Ex-Mann von Corinna zu Sayn-Wittgenstein ist. "Corinna interessierte sich immer sehr für Geld. Sie sagt, sie sei eine Wohltäterin, aber es gibt auch eine sehr selbstsüchtige Wohltätigkeit", sagt Atkins: "Sie wollte eine Art Struktur schaffen, um das Kapital des Königs für seine zukünftigen Ausgaben zu erhalten. Und am Ende hatte sie die ganze Kohle. "

Tatsächlich soll Juan Carlos zu Sayn-Wittgenstein 65 Millionen Euro geschenkt haben. Der König wiederum soll 2008 vom damaligen saudi-arabischen König Abdullah die gleiche Summe über Umwege auf ein Konto in der Schweiz überwiesen bekommen haben. Welche Gegenleistungen es dafür gab, ist nicht bekannt. Die spanischen Steuerbehörden wurden über die Transaktion jedenfalls nicht informiert.

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Juan Carlos wurde nie verurteilt

Neben seinen privaten Verfehlungen wurde Juan Carlos Korruption vorgeworfen, es bestand der Verdacht der Geldwäsche, er betrieb Lobbyarbeit für eine russische Erdölgesellschaft und suchte die Nähe von Despoten und Diktatoren. Verurteilt wurde er für seine Machenschaften aber nie. Aus Mangel an Beweisen, Verjährung und der Immunität des Königs, ließ die spanische Staatsanwaltschaft ihre Anklage fallen.

"In dieser Geschichte hat jeder seine Agenda und eine ist schlimmer als die andere", sagt die Journalistin Ana Romero. Die Dokumentation "Juan Carlos – Liebe, Geld, Verrat" schaut sich beinahe wie ein spanisches "House of Cards", nur dass die Geschehnisse und Intrigen um den Alt-König und seine Geliebte Corinna zu Sayn-Wittgenstein real sind. Man darf gespannt sein, wie das spanische Königshaus und die Menschen in Spanien auf die Enthüllungen rund um den gefallenen König reagieren werden.

Verwendete Quellen:

  • Vorabsichtung der vier Folgen der Sky-Dokumentation "Juan Carlos – Liebe, Geld, Verrat"
  • Pressematerial von Sky zur Serie: "Juan Carlos – Liebe, Geld, Verrat"
  • dwdl.de: "Sky UK verschiebt 'Juan Carlos', Sky Deutschland strahlt aus"
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