Im neuen "Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball" ermitteln die Kommissare Ross und Luschke im Umfeld eines polnischen Amateur-Fußballvereins. Der deutsche Volkssport spielt aber auch in vielen weiteren Sonntagskrimi-Folgen eine zentrale Rolle.
Über was diskutieren die Deutschen noch lieber als über den Sonntagskrimi? Richtig, Fußball - umso passender, wenn beides vereint wird. Im neuen "Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball" (22. Juni um 20:30 Uhr im Ersten) dreht sich bei den deutsch-polnischen Grenzermittlern alles um das runde Leder, denn die Präsidentin eines Amateurfußballvereins wurde ermordet - und das ausgerechnet während des EM-Viertelfinals Deutschland gegen Spanien.
Doch Vincent Ross (
"Tatort"-Klassiker zum König Fußball
Schon in den frühen "Tatort"-Jahren spielte Fußball in so mancher Folge eine Rolle. Wie auch im aktuellen Fall ist der "Tatort: 3:0 für Veigl" zur Zeit eines großen Heimturniers angesiedelt, nämlich der WM 1974. In diesem Ausnahmezustand hat Kriminaloberinspektor Veigl, gespielt von "Pumuckl"-Legende Gustl Bayrhammer, wegen drastischen Personalmangels alle Hände voll zu tun und muss vier Fälle gleichzeitig lösen - alle hängen sie mit gefälschten WM-Tickets zusammen.
Tatsächlich war der Film ursprünglich rund um die Olympischen Spiele in München angesiedelt und sollte 1972 unter dem Titel "Endlauf 4×100 Meter" ausgestrahlt werden. Nach dem Terroranschlag auf die israelische Mannschaft verschwand er jedoch vorerst im Archiv. Für die spätere Ausstrahlung 1974 wurde der Hintergrund auf die Fußball-WM verlegt, einige Szenen neu gedreht und der Titel geändert.
Zehn Jahre später durfte sich dann "Tatort"-Ikone Götz George alias Horst Schimanski dem Thema Fußball widmen - inklusive Nacktszene im Mittelkreis. In "Zweierlei Blut" ermittelt er nach dem Mord an einem italienischen Stadionmitarbeiter und taucht tief ein in die Welt der Fanaggressionen und dubiosen Machenschaften rund um den MSV Duisburg. Der spätere "Tatort"-Star Dietmar Bär feierte hier als Anführer der Hooligans sein Sonntagskrimi-Debüt.
"Polizeiruf 110"-Team mit "Abseitsfalle" eher torlos
2008 ging es in Offenbach mit dem Fußball weiter: Das dortige "Polizeiruf 110"-Trio Rene Schlosser (Dieter Montag), Carol Reeding (Dennenesch Zoudé) und Simone Dreyer (Barbara Rudnik) bekommt es in "Abseitsfalle" ebenfalls mit Hooligans zu tun und untersucht den Mord an einem Fußballfan aus dem Umfeld der Offenbacher und Darmstädter Szene. Nach dem eher wenig überzeugenden Krimi verabschiedete sich das Ermittlerteam endgültig aus dem Programm.
Gleich zwei Fußball-Fälle 2011
2011 war das Thema Fußball bei den "Tatort"-Drehbuchautoren wegen der Heim-WM der Frauen besonders präsent und die ARD sendete mit "Mord in der ersten Liga" und "Im Abseits" gleich zwei Fälle dazu. Im ersten ermittelt Hannovers Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) nach dem Mord an einem aufstrebenden Kicker. Die Spuren führen zunächst in die Hooligan-Szene - und schließlich zu einem brisanten Geheimnis: der verdrängten Homosexualität im Profifußball. Der Film thematisierte das Tabuthema bereits drei Jahre vor Thomas Hitzlspergers Coming-out und wurde unter anderem während eines echten Bundesliga-Spiels zwischen Hannover 96 und dem HSV gedreht.
Die Ludwigshafener Folge "Im Abseits" rückt hingegen den Frauenfußball in den Fokus. Nach einem provokanten Fotoshooting wird eine türkischstämmige Nationalspielerin ermordet in der Umkleidekabine aufgefunden. Die Ermittlungen von Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Mario Kopper (Andreas Hoppe) - der um keinen Machospruch zum Frauensport verlegen ist - führen in ein Spannungsfeld aus kulturellen Konflikten, sportlichen Ambitionen und zerplatzten Träumen.
Tatsächlich entstand der "Tatort" auf Initiative des damaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger als Begleitfilm zur Frauenfußball-WM. In Gastrollen traten neben Zwanziger auch Joachim Löw, Oliver Bierhoff, Steffi Jones und Célia Šašić auf. Die Folge wollte gezielt mit Vorurteilen gegenüber dem Frauenfußball aufräumen, stieß dabei aber auf gemischte Kritiken. Besonders die Auftritte der Fußballprominenz wurden als überflüssig empfunden - die "Süddeutsche Zeitung" nannte den "Gruß der Theater-AG des DFB" sogar "das Peinlichste in der Geschichte der Sendereihe".
Doppelte Ermittlungen rund um "Ackermatches"
2017 ging es im "Polizeiruf 110: Einer für alle, alle für Rostock" erneut zu den Hooligans, diesmal in Rostock. Die Kommissare Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Alexander Bukow (Charly Hübner) klären den Mord an einem Zahnarzt auf, der fanatischer Fan der "Red Rostocks" war. Er wurde bei einem sogenannten "Ackermatch", also einer verabredeten Schlägerei mit einer rivalisierenden Gruppierung, vor einen LKW gestoßen.
2023 behandelte der saarländische "Tatort: Die Kälte der Erde" die "Ackermatches" dann noch ein zweites Mal. Bei einer Prügelei zwischen Ultras aus Saarbrücken und Kaiserslautern kommt ein Fan durch eine Stichverletzung ums Leben. Adam Schürk und Leo Hölzer, gespielt von Daniel Sträßer und Vladimir Burlakov, ermitteln in einer Szene, die eigene Gesetze hat - und eine tiefe Abneigung gegenüber der Polizei.
Mit "Spiel gegen den Ball" ist nun erneut ein Sonntagskrimi auf die Fußball-Thematik aufgesprungen - passend zur Europameisterschaft der Frauen in der Schweiz, die am 2. Juli beginnt. (eyn/spot) © spot on news