• Um auf die Wahl zur "Miss Mexiko" im Jahr 1989 vorbereitet zu werden, ziehen 32 Schönheitsköniginnen in eine Villa, die sich als Gefängnis entpuppt.
  • Die mexikanische Thriller-Serie "Senorita 89" auf MagentaTV erzählt eine spannende Krimigeschichte und zeigt gleichzeitig die frauenverachtenden Zustände bei Schönheitswettbewerben.
Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Stüwe dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Im Sommer 1989 ziehen 32 Schönheitsköniginnen aus allen Teilen Mexikos in eine herrliche Villa inmitten eines riesigen Waldgebietes. In dem luxuriösen Anwesen namens "La Encantada" sollen sie drei Monate lang auf die Wahl zur "Miss Mexiko" vorbereitet werden.

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Die Ausgangslage der mexikanischen Serie "Senorita 89", die MagentaTV ab dem 5. Februar erstmals in Deutschland zeigt, klingt zunächst nach leichter Unterhaltung. Dass hinter der schönen Fasade dunkle Abgründe lauern, wird aber schon vor dem Vorspann der ersten Folge klar, als "Miss Guerrero" Dolores (Barbara Lopez) sich vor den Augen der anwesenden Presse vom Dach stürzt und das Leben nimmt.

Wie es so weit kommen konnte, erzählt die Serie in insgesamt acht Folgen, die ein erschütterndes Bild des Schönheitswettbewerbes zeichnen. Dabei wird schnell klar, dass die Teilnahme an der Miss-Wahl für die meisten Kandidatinnen vor allem eine Möglichkeit ist, einem Leben in Armut und schwierigen Verhältnissen zu entfliehen.

"Senorita 89": Die Kandidatinnen der Miss-Wahl hoffen auf ein besseres Leben

Während die eine für wenig Geld harte Arbeit am Fließband verrichtet, verheimlicht die andere, dass sie bereits ein uneheliches Kind hat. Der Alltag der jungen Frauen ist von Alkohol, Drogen, Rassismus und Prostitution bestimmt.

Dementsprechend sind sie bereit, einiges auf sich zu nehmen, um zur "Senorita 89" gekürt zu werden. Die Organisatoren der Miss-Wahl nutzen dieses Abhängigkeitsverhältnis schamlos aus und behandeln die jungen Frauen wie Objekte, mit denen sich Geld verdienen lässt.

Nur unter Begleitung dürfen die Schönheitsköniginnen die Villa verlassen, von Familie und Freunden werden sie abgeschottet. Im Keller der Villa führt ein Arzt Schönheitsoperationen durch, zu denen die Frauen mehr oder weniger gezwungen werden.

Die Model-Villa wird zum Gefängnis

Auch sexuelle Übergriffe durch mächtige Politiker und reiche Geschäftsleute sind an der Tagesordnung. Bald kommt es zu einem weiteren Todesfall, die Geschichte entwickelt sich endgültig zu einem spannenden Mix aus Drama und Thriller mit einigen überraschenden Wendungen.

"Kein Prinz wird kommen, um die Prinzessinnen zu retten. Sie müssen erkennen, dass Schlösser zu Gefängnissen werden können", kommentiert die Erzählerinnen-Stimme, die immer wieder auf Vokabular aus Märchen zurückgreift, aus dem Off.

Auch dank #MeToo: Die Diskussionen um Schönheitswettbewerbe gehen weiter

Die Showrunner um die argentinische Autorin Lucia Puenzo und den chilenischen Filmemacher Pablo Larrain recherchierten im Umfeld von Schönheitswettbewerben und siedelten ihre Geschichte im Jahr 1989 an, um zu zeigen, wie sich die Welt in den vergangenen drei Jahrzehnten verändert hat.

Lange vor der #MeToo-Bewegung, die eine weltweite gesellschaftliche Debatte über sexuelle Übergriffe im Film- und Modelbusiness auslöste, haben die Schönheitsköniginnen in "Senorita 89" praktisch keine Rechte; sie werden nach ihrem Aussehen, Gewicht und Größe beurteilt, benutzt und gedemütigt.

Mittlerweile spielt Diversität bei Schönheitswettbewerben und in der Modelbranche eine große Rolle, das Thema hat aber nichts an seiner Aktualität verloren, wie die immer wiederkehrenden Diskussionen um Miss-Wahlen oder Castingshows belegen.

Eine zweite Staffel wurde bereits bestellt

In der fiktiven Handlung von "Senorita 89" beginnen sich einige der Kandidatinnen zu wehren, sie verbünden sich und verfolgen ihre eigenen Pläne und Intrigen. Die starken Frauenfiguren, die alle ihre eigene Geschichte und entsprechend Tiefgang haben, sind ein Highlight der in 80er-Jahre-Optik gedrehten Serie.

Dass die mexikanische Produktion auf hierzulande weitgehend unbekannte Schauspielerinnen und somit frische Gesichter setzt, ist ebenso ein Pluspunkt wie das relativ unverbrauchte Setting in der Welt der Schönheitswettbewerbe.

Bei Publikum und Kritikern kam "Senorita 89" bei der Ausstrahlung in Süd- und Nordamerika im vergangenen Jahr gleichermaßen gut an, eine zweite Staffel wurde bereits bestellt. Der Kampf der Schönheitsköniginnen um Selbstbestimmung geht in die zweite Runde.

Verwendete Quellen:

  • Vorabsichtung der acht Folgen von "Senorita 89"
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