Volbeat-Frontmann Michael Poulsen verrät im Interview Details zum neunten Studioalbum der Band und über den Bühnenabschied eines großen Vorbilds: Black-Sabbath-Legende Ozzy Osbourne.
Die dänischen Rocker von Volbeat sind zurück. Die Band veröffentlicht am 6. Juni ihr neuntes Studioalbum "God Of Angels Trust". Die Platte wurde in nur fünf Wochen geschrieben und aufgenommen, ein Grund dafür war eine Bandpause, wie Frontmann Michael Poulsen (50) im Interview mit spot on news erzählt. "Wir hatten ein Jahr Pause, damit ich eine Hals-OP machen konnte, und ich war mit meinem zweiten Projekt Asinhell unterwegs. Als ich mich wieder mit den Volbeat-Jungs zusammentat, waren wir Feuer und Flamme, weil wir nicht daran gewöhnt sind, Pausen zu haben. Wir sind immer konstant am Touren oder Alben aufnehmen oder einfach arbeiten. Wir waren so begierig darauf, an die Arbeit zu gehen."
Ohne Refrain zurück an den Anfang
Auch eine andere Arbeitsweise legten Poulsen, Jon Larsen (54, Drums) und Kaspar Boye Larsen (50, Bass) an den Tag: "Wir überlegten: 'Lass uns einfach ganz von vorne anfangen und uns vorstellen, dass dies die erste Volbeat-Platte ist, die wir schreiben werden - wie soll sie klingen?' Zu all der Erfahrung als Musiker und als Band kam etwas erfrischend Neues hinzu, nämlich einfach das Regelbuch wegzuwerfen, wie man einen Song zusammensetzt." Die Band ging zurück zu ihren Anfängen. "Und zu der Zeit hatten wir fast keine Ahnung, was wir taten, was ein Refrain, ein Pre-Chorus oder eine Hook ist. Warum nicht schauen, ob wir etwas von dieser Unschuld vom Anfang einfangen können, wo wir uns nicht um Struktur gekümmert haben?", erzählt Poulsen. So entstanden auch Songs auf dem Album wie "In the Barn of the Goat Giving Birth to Satan's Spawn in a Dying World of Doom", die ohne Refrain auskommen. "Wir hatten so viel Spaß dabei, dass es zu einem kleinen Rezept für einige der ersten Songs wurde. So schrieb ich am Montag ein Lied, am Dienstag probten wir es und am Mittwoch schrieb ich wieder einen neuen Song. Wir arbeiteten so, bis wir zehn Songs hatten."
Inhaltlich bietet das Album sehr persönliche Songs wie "Lonely Fields" oder "Acid Rain", in denen es um die Erinnerungen an Poulsens verstorbenen Vater geht und welche Fragen er ihm gerne stellen würde. "Du hörst von Menschen, die eine halbe Minute tot waren, oder zehn Sekunden, und du hörst fast jeden von ihnen über dieses Tunnellicht sprechen, das sie sehen, und wie das ganze Leben in sehr schnellen Bildern an einem vorbeizieht. Wenn ich die Gelegenheit hätte, den Geist meines Vaters zu treffen, würde ich ihn fragen: 'Was ist passiert, als du gestorben bist? Und wo bist du jetzt? Was machst du jetzt? Wie ist das Leben auf der anderen Seite?' Einfach die großen Fragen, die wir als Menschen haben." Seine Tochter fange seit Kurzem an zu fragen, was passiere, "wenn wir sterben und wie lange wir leben werden. Das sind wirklich schwere Fragen. Und die Sache ist, du kannst nicht wirklich eine direkte Antwort bekommen. Du kannst nur sagen: "Weißt du was? Denk nicht über solche Sachen nach. Das wird noch viele Jahre dauern, bis du anfangen solltest, über solche Sachen nachzudenken."
Familienleben hat Priorität
Volbeat werden die neuen Songs auch live präsentieren, auf ihrer Tour machen sie im Herbst in Stuttgart, Köln, Oberhausen, Berlin, München, Frankfurt, Leipzig, Hamburg und Hannover Halt. Poulsen schwärmt: "Deutschland war schon immer ein riesiger Teil von Volbeats Erfolg in Europa. Von Anfang an hatten wir dort ein großartiges Publikum, und es ist immer noch eines dieser europäischen Länder, wo Volbeat einige der größten Menschenmengen hat, ein Ort, wo wir die meisten Platten verkaufen. Die Fans sind extrem treu und wir sind wirklich dankbar dafür."
Das Tourleben der 2001 gegründeten Band ist mittlerweile ruhiger geworden. "Natürlich erfüllten wir früher Klischees mit all dem Feiern und diesem Kram. Aber es macht tatsächlich mehr Spaß, in der Lage zu sein, sich an die Touren und die Shows zu erinnern..." Zudem spiele die Band nicht mehr so viele Shows wie früher. "Früher ging es definitiv darum, den Namen aufzubauen und einfach konstant zu spielen. Wir konnten leicht 185 Shows im Jahr spielen. Jetzt haben wir es reduziert. Bei dieser Tour sind es nur etwa 85 Shows", erklärt der Sänger. Die Musiker hätten heute auch noch ein anderes Leben, "als auf der Straße zu sein und Musik zu spielen. Wir haben alle Kinder, und Familie hat Vorrang. Also spielen wir nur die Shows, die Sinn machen." Dazu gehört auch ein Auftritt in ihrer Heimat Kopenhagen. "Es ist immer etwas Besonderes, nach Hause zu kommen und in Dänemark zu spielen. Aber es ist auch sehr stressig, weil all deine Freunde und Familie da sind (lacht). Dort hat alles angefangen, also gibt es viele großartige Erinnerungen, es ist immer etwas, worauf wir uns freuen."
"Großartige Show" mit Black Sabbath
Einzigartige Erinnerungen hat er auch an eine Begegnung mit
Black Sabbath sei schon immer eine riesige Inspiration für Volbeat gewesen, "und ich denke für eine Million andere Heavy-Rock- und Rock-Bands auf der ganzen Welt", blickt Poulsen auf den bevorstehenden Abschied der Band. "Sie sind die Paten des Metal oder der Rockmusik. Und Black Sabbath war der Hauptgrund, warum ich Gitarre spielen wollte. Die Musik, die ich während meines Lebens veröffentlicht habe, war immer von Black Sabbath inspiriert. Sie machten so viele großartige klassische Alben mit großartigen verschiedenen Besetzungen. Also waren sie immer, solange ich Musik spiele, eine riesige Inspiration und haben einen sehr tiefen Einfluss auf das, was ich musikalisch mache."
Und wie sieht er die Zukunft von Volbeat, späht die Band schon auf ein zehntes Jubiläumsalbum? "Im Moment konzentrieren wir uns auf die Tourvorbereitung und dieses Album", sagt Poulsen. "Wir nehmen gerne jeden Tag, wie er kommt, und nehmen nichts als selbstverständlich hin." Die Welt sei ein verrückter Ort geworden. "Und die Musikszene, das Geschäft ist verrückt und extrem teuer geworden. Alles hat sich verdreifacht, was die Kosten angeht. Es ist wahnsinnig teuer für Bands geworden zu touren. Also denken wir nicht zu viel über das nach, was in der Zukunft liegt." (jom/spot) © spot on news