Normalerweise ist man nach einer Folge "Kaulitz Hills" immer ein bisschen schlauer. In der neuesten Ausgabe stellen Bill und Tom aber, wenn auch unbewusst, mehr Fragen, als sie beantworten. Zum Beispiel: Was antwortet man auf einen Caipirinha? Was gehört zusammen und was nicht? Und was genau macht Gott eigentlich morgens?
Über die Kaulitz-Brüder, wir Kaulitz-Brüder-Fans wissen das am besten, wird ja so viel geschrieben und erzählt. Das meiste davon ist natürlich gelogen, der Rest entspricht der Unwahrheit. Eines dieser Dinge, über die es mindestens ein Missverständnis gibt, ist der Glaube, in dem Podcast der Brüder gehe es immer um dasselbe: Saufen, Geld ausgeben sowie um Sex und dessen Anbahnung. Das stimmt natürlich nicht, aber ich kann nachvollziehen, wie dieser Eindruck entstehen kann.
Nehmen wir zum Beispiel das Thema Saufen. Da erzählt Tom in der neuesten Folge, dass er diesmal für Bill einen alkoholfreien Cocktail namens Ipanema gemixt habe, denn zum einen wolle er Bill zu früher Stunde noch keinem Alkohol ausliefern, zum anderen wisse Tom ja, "wie die letzten Wochen bei dir wieder aussahen."
Bill scheint also ein bisschen gelumpt zu haben in jüngster Zeit, weshalb er sich nun einen Ipanema verdient habe, und der sei laut Tom "die alkoholfreie Antwort auf einen Caipi." Das verstehe ich nicht.
Worüber Bills Freunde beim Essen reden
Denn wenn ein Ipanema die "alkoholfreie Antwort auf einen Caipi" ist, wie war dann genau die Frage? Ein Caipirinha ist ja keine Frage. Es ist ja nicht so, dass ich in ein Schuhgeschäft gehe, "Caipi" sage und der Verkäufer antwortet: "Nein, tut mir leid. In 43 müsste ich ihn bestellen, aber probieren Sie mal eine 42, der fällt weiter aus."
Umgekehrt kann ich mich an keine Frage in meinem Leben erinnern, bei der "Ipanema" die Antwort war. Offenbar haben die Kaulitz-Brüder und ich hier eine andere Lebenswirklichkeit, aber das ist in Ordnung.
Besonders fällt mir dieser Unterschied auf, als Bill von der anstehenden Poolparty erzählt, und damit kommen wir zu den anderen beiden Dauerthemen. Sein neuer, kostspieliger Pool sei nämlich so gut wie fertig, was er mit einer Poolparty feiern werde.
Ich wiederum brauche für einen Pool keine Party und für eine Party keinen Pool. Das sind für mich zwei voneinander völlig unabhängige Ereignisse. Das gilt übrigens auch für Bills nächstes Thema, und damit kommen wir zum Sex und dessen Anbahnung.
Da berichtet Bill nämlich davon, dass er bei Freunden zum Essen war. Dort habe eine Freundin erzählt, wie ein Sexpartner ihr während des Aktes das Angebot gemacht habe, Sex und Stuhlgang miteinander zu verbinden. Auch das waren für mich bisher zwei voneinander unabhängige Ereignisse. Die Information, dass manche Menschen beides kombinieren, und offenbar nicht aus Gründen der Zeitersparnis, irritiert mich noch immer. Bill und Tom übrigens auch, so unterschiedlich sind wir also doch nicht.
5:30 Uhr? Gottlos!
Summa summarum kann ich aber verstehen, wenn der Eindruck entsteht, Bills und Toms Podcast sei ein wenig monothematisch geraten. Diesem Eindruck will ich aber entgegentreten und davon berichten, dass die beiden sehr wohl noch andere Themen haben, über die sie sprechen, einige davon sogar von Relevanz. Gott zum Beispiel. Gut, Gott ist nicht für jeden Menschen gleich relevant, aber Tom führt das Thema Gott auch recht niedrigschwellig ein.
"Es ist gottlos früh", urteilt Tom über den frühen Zeitpunkt der Podcast-Aufnahme und will von seinem Bruder wissen: "Was ist denn für dich eigentlich eine gottlose Uhrzeit?". Man einigt sich darauf, dass "alles vor acht" zu früh, neun Uhr hingegen die beste Zeit zum Aufstehen sei. Für einen Rockstar finde ich neun Uhr allerdings immer noch ziemlich früh, da hat mir die "Bravo" offenbar all die Jahre ein falsches Bild vermittelt.
Bill unterstreicht dieses falsche Bild, als er von seinen Tagesabläufen erzählt: "Ich musste den einen Tag um 6:30 Uhr im Make-up sitzen, Make-up und Haare bekommen." Nun bin ich weder Rockstar noch Kosmetiker, aber ich gehe mal davon aus, dass "im Make-up sitzen" nicht wörtlich gemeint ist. So oder so brauche Bill morgens immer erst eine Stunde für sich, weshalb er in diesem speziellen Fall bereits um 5:30 Uhr habe aufstehen müssen.
Um Gottes willen!
Ich kann Bills Grimm nachvollziehen, solche Uhrzeiten kenne ich auch nur vom Hörensagen. Allerdings frage ich mich, was genau Uhrzeiten zu gottlosen macht. Was macht Gott denn um eine gottlose Uhrzeit? Drückt er da die Schlummer-Taste und dreht sich nochmal rum?
Oder sitzt er da auch im Make-up? Braucht er erst einmal 'ne Stunde für sich, bevor es losgeht? Dafür hätte ich Verständnis, aber dann muss er seine Sprechzeiten auch so kommunizieren. Sonst will man vielleicht beten, aber es geht aber immer nur die Mailbox ran.
Vielleicht hat Tom das Wort "gottlos" aber auch gar nicht als Adjektiv, sondern als Adverb verwendet. Das machen Jugendliche wohl gerade so. Dann heißt "gottlos" nicht "gottlos", sondern so viel wie "übertrieben". Demnach wäre Toms "gottlos früh", also übertrieben früh, eine "gottlose Uhrzeit" allerdings immer noch "gottlos", denn eine Uhrzeit kann nicht übertrieben sein – es sei denn, es handelt sich um eine gottlos gottlose Uhrzeit.
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Aber damit sind Bills und Toms Gedanken über Gott noch nicht am Ende. Denn an anderer Stelle wundert sich Bill über die Redewendung "Um Gottes willen". "Da könnte man ja auch sagen: 'Um Weihnachtsmanns willen'", findet Bill. Ich finde, das klang jetzt ein bisschen gottlos.