Er hat sich durch die nebligen Nächte Londons getrieben, durch den deutschen Wilden Westen und wurde zum Serienliebling. Am 5. Mai wäre Schauspieler Eddi Arent 100 Jahre alt geworden.

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Er war der Tölpel vom Dienst. Der Tollpatsch, der Dussel, der Einfaltspinsel, der Dämlack, der Honk. Doch nie der Depp oder der Idiot. Wann immer er auftrat, wusste man: Gleich geht was schief. Das hatte niemand so genial drauf wie Eddi Arent (1925-2013). So blödelte, tapste und stolperte er durch 104 Filme und jede Menge Sketch-Serien, und die Leute lachten und lachten, wenn sie ihn sahen, und er lächelte zurück, auf seine feine und stille Art, in sich gekehrt, wie nur ein Eddi Arent lächeln konnte.

Einige Jahrzehnte hat er so das deutschsprachige Kino- und TV-Publikum unterhalten, bis es um 2002 still um ihn wurde und er 2013 mit 88 Jahren starb. Am 5. Mai hätte er seinen 100. Geburtstag gefeiert. Und wir erinnern uns an ein prägnantes Gesicht, das mehr noch als sein Name nicht nur auf YouTube-Clips lebendig ist.

Eddi Arent überlebte die Ostfront - und wurde Kabarettist

Als Gebhardt Georg Arendt ist er 1925 in Danzig geboren, der Stadt, aus der auch der Literaturnobelpreisträger Günter Grass (1927-2015) stammt. Der Vater war Chef des örtlichen Wasserwerks, im selben Beamten-Wohnhaus kam fünf Jahre später der Schauspieler Wolfgang Völz (1930-2018) zur Welt, mit dem er später gemeinsame Film- und TV-Auftritte haben sollte.

Der junge Arendt machte zunächst auf einem humanistischen Gymnasium sein Abitur, bevor er als blutjunger Soldat an die Ostfront mit all dem Grauen des Zweiten Weltkriegs geschickt wurde. Er hat im Gegensatz zu den meisten seiner Altersgenossen überlebt und beschloss, fortan auf der komischen Seite des Lebens zu stehen.

Er begann als Kabarettist, der diffizileren Art des Entertainments, vielleicht auch deshalb, weil er in der Nachkriegszeit beim Schlangestehen die Leute so gut unterhalten konnte. Arendt spielte ab 1948 beim literarischen Kabarett "Der Widerspiegel" und trat sogar in "Der Mausefalle" von Werner Finck (1902-1978), dem wohl bedeutendsten deutschen Kabarettisten, auf.

Krimi-Karriere in deutschsprachigen Edgar-Wallace-Filmen

Sein ausgeprägter östlicher Akzent und wohl auch seine ausgemergelt erscheinende Gestalt bescherte ihm 1958 eine Rolle als ostpreußischer Lagerinsasse im Kriegsdrama "Der Arzt von Stalingrad". Danach war Schluss mit traurig und dramatisch. Eddi Arent, wie er mittlerweile hieß, machte Krimi-Karriere in 21 deutschsprachigen Kinofilmen nach Romanen des britischen Krimautors Edgar Wallace. Es begann 1959 mit "Der Frosch mit der Maske" und endete 1966 mit "Das Geheimnis der weißen Nonne".

Eddi Arent spielte verschiedene Rollen, war Sergeant Haggett, die Butler Parker und Bonwit, Fotograf Edwards, die Reporter Spike Holland und Josua Harras, Nachbar Stone, Lord Selwyn Moron, Dr. Dr. Higgins, Smith, Finch, Hector. Doch er blieb stets Eddi Arent, stoischer Gesichtsausdruck, "servil, unterwürfig, spleenig", wie die "Welt" schrieb.

Selten wurden Trottel so beeindruckend dargestellt. Er war ein "sanfter und komischer Widerpart zum strengen Klaus Kinski", der meist den Bösen oder Irren oder beides gab. Arent hingegen sprach mit unbeweglicher Miene, stocksteif komisch, "ein verhinderter Buster Keaton", wie die "FAZ" lobte. Andere Kritiker bezeichneten seine Slapstickeinlagen und trocken vorgetragenen Texte als das "Brausepulver" dieser erfolgreichen Kino-Reihe, deren künstlerisches Niveau oft unterirdisch war. Da wirkte er wie ein Solitär mit beeindruckender Massenwirkung.

Das Publikum fand ihn zum Schreien, Eddi Arent wurde mit seinen Nebenrollen zum echten Star. Er sei nur "ein ganz normaler Gebrauchsschauspieler", wiegelte er ab.

Mit den Karl May-Filmen zur Kultfigur

Ähnlich waren seine Rollen in den Karl-May-Filmen. Da stolperte er als Greenhorn Lord Castlepool, bisweilen mit Tropenhut und Schmetterlingsnetz, zwischen Winnetou (Pierre Brice) und Old Shatterhand (Lex Parker) durch den hausbackenen Wilden Westen deutscher Machart und verlieh so dieser Reihe wenigstens eine unverwechselbare Form von Humor: Er wurde zur Kultfigur: als "Ritter von der komischen Gestalt", wie ihn die "Welt" betitelte.

Er hat sich durch die nebligen Nächte Londons getrieben und durch den deutschen Wilden Westen, der in Wahrheit im damaligen Jugoslawien gedreht wurde, setzte kleine, feine Wunderkerzen in billigen Pauker- und Schlagerfilmen. Doch irgendwann war Schluss mit der Kinokarriere. Offenbar war der Markt mit 37 Edgar-Wallace- und 19 Karl-May-Filmen mehr als gesättigt. Um Eddi Arent wurde es stiller.

Vom Kinostar zum Serienliebling

Zwar war seine Popularität ungebrochen, denn nun zeigte das Fernsehen in endlosen Wiederholungen die Kinofilmproduktionen, doch neue Angebote aus der Filmwirtschaft wurden immer rarer. Da sprang in den 1980er Jahren das Fernsehen ein. In der Sketch-Serie "Es ist angerichtet" konnte Eddi Arendt ab 1982 wieder sein komödiantisches Talent entfalten, die Texte stammten ebenfalls von ihm. Dieses Format entsprach seiner Auffassung von Humor, er bezeichnete es als "das Beste, das ich je gemacht habe.

Und an der Seite von Harald Juhnke (1929-2005) konnte er mit der Sketchserie "Harald und Eddi" TV-Triumphe feiern. Vier Staffeln wurden davon ab 1987 produziert. Eddi Arent ging dabei so professionell zu Werke, dass laut "rp-online" unter TV-Regisseuren und Produzenten das geflügelte Wort kursierte: "Drehe sparend - dreh mit Arent". Trotzdem gab es kaum noch Anschlussaufträge, die Schauspielerei hatte sich für ihn erledigt. Damit war auch Schluss mit lustig, Eddi Arent, "privat ein nachdenklicher, belesener Mann" (FAZ), zog sich mehr und mehr zurück.

Showstar mit skandalfreiem Privatleben

Sein Privatleben war skandalfrei. 1959 hatte er die Hotelfachfrau Franziska Ganslmeier geheiratet, mit ihr und dem gemeinsamen Sohn lebte er in Vaterstetten bei München. 1993 kaufte er im Schwarzwald am Titisee das Traditionshotel "Neustädter Hof", das zu einem Treffpunkt der Edgar Wallace-Fans wurde und wo jedes Jahr das Edgar-Wallace-Festival stattfand. 2004 ging der Betrieb Pleite.

Die Berichte über seine Insolvenz trieben Eddi Arent immer mehr in tiefe Depressionen, schließlich wurde er demenzkrank. 2011, nach dem Tod seiner Ehefrau, zog er aus seinem Seniorenheim im Bayerischen Wald nach München zu seinem Sohn, wo er am 28. Mai starb.

Den Rummel um seine Person, der letztendlich von seinem künstlerischen Können ausgelöst wurde, hat er zwar verstanden, aber nie geliebt. Der wahre Eddi Arent sah sich so wie die Figur in seinem Sketch "Robert Redford an der Bar"(mit Harald Juhnke): "Ich sitze hier als ein ganz normaler Mensch, habe vor mir ein ganz normales Glas und in meinem Hals einen stinknormalen Durst, und den möchte ich jetzt damit löschen, und ich bin nicht prominent, ich bin kein Künstler und ich möchte endlich meine ganz normale Ruhe haben." (ln/spot)  © spot on news