Früher war mehr Jugend. In der neuesten Folge "Kaulitz Hills" sprechen Bill und Tom übers Älterwerden, übers Jünger-gewesen-sein und über das Daten als Älterer mit Jüngeren. Worüber die beiden dabei nicht reden: die Farbe Grau, Zebras und wer das perfekte Date für Bill wäre.

Christian Vock
Eine Satire
Diese Satire stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Wir haben auch schon ein klein bisschen einen im Tee", erklärt Bill den Zuhörern der neuesten Folge "Kaulitz Hills", aber das ist nun wirklich keine Neuigkeit mehr, bei der mir vor Schreck die Schnapsflasche auf die Tastatur fällt. Saufen gehört eben zu "Kaulitz Hills" dazu. Zumindest auf der Sender-Seite, die Empfänger können es so handhaben, wie es die Situation erfordert. Diesmal aber wird bei "Kaulitz Hills" gleich doppelt getrunken, denn bevor sich Bill und sein Bruder Tom dem traditionellen Podcast-Cocktail widmen, hatten die beiden schon "ein bisschen Wein zur Pizza".

Ob das regelmäßige Trinken der Zwillinge dem Podcast guttut oder schadet, werden wir aufgrund dieser Regelmäßigkeit nie erfahren, dafür aber stellen die Brüder ebenso regelmäßig die richtigen Fragen. Gut, sie geben selten auch die richtigen Antworten dazu, aber die richtige Frage zu stellen, ist schon mal die halbe Miete. Diesmal lautet die richtige Frage: "Ist das immer so gewesen?" Gestellt hat sie Tom, weil ihm aufgefallen sei, dass er sich in seinen Dreißigern ganz anders anziehe als die Generation vor ihm in ihren Dreißigern. Oder anders gefragt: "Sehen wir zu jugendlich aus für unser Alter?", will Tom wissen.

Die Ü-70-Trendfarbe

Ich muss gestehen: Ob die Kaulitz-Brüder zu jugendlich aussehen, habe ich mich noch nie gefragt, und mit "mich" meine ich überhaupt irgendjemanden. Das ist einfach nicht mein Interessensgebiet, daher kann ich auch gar keine Antwort auf diese Frage geben. Dafür auf andere Fragen, zum Beispiel auf die Frage "Zogen sich ältere Menschen früher jugendlicher an als heute?" Die Antwort lautet: nein. Früher, zumindest in meiner Erinnerung, gab es für ältere Menschen nur eine einzige Klamottenfarbe und die war Grau.

Früher dachte ich wirklich, es gibt irgendwo in Deutschland einen Laden, der nur graue Kleidung verkauft, und dort kaufen alle alten Menschen ein. Graue Hosen, graue Pullis, graue Strümpfe, ja sogar graue Schuhe. Alte Menschen zogen sich immer in allen erdenklichen Grau-Schattierungen an, und wer sich mal an ein gedecktes Beige wagte, galt als Hippie oder Clown – was bei alten Menschen damals dasselbe war. Nein, wer alt war, trug Grau, und schon damals fragte ich mich, warum das so ist.

Meine Idee damals war: Rudelverhalten. Ich dachte damals, alle alten Menschen ziehen sich immer grau an, damit der Tod sie nicht findet. Wenn alle grau angezogen sind, fällt es dem Tod schwer, denjenigen herauszupicken, der an der Reihe ist. Deshalb sind auch alle Zebras schwarz und weiß gestreift: damit die Löwen sich schwerer tun. Löwen, das weiß man, können sich schwer entscheiden. Und noch schwerer, wenn alle Zebras gleich aussehen. Es gab wohl mal Zebras, die lieber gelbe und blaue Streifen haben wollten, aber sie ahnen, wie das ausging.

Mit dem SUV zum Date mit sich selbst

Ob alte Zebras nur graue Streifen tragen, weiß ich nicht, bei alten Menschen aber hat sich was getan. Heute tragen alte Menschen nicht mehr graue Klamotten. Wer heute alt ist, der trägt eine Camp-David-Steppjacke und fährt SUV. Das ist auch so eine Alte-Leute-Uniform, nur eben nicht grau. Warum alte Menschen das machen, weiß ich nicht. Vielleicht wollen sie der verlorenen Jugend zum Abschied noch einmal optisch und ökologisch ans Schienbein treten. So als Verarbeitung.

Vielleicht wollen sie ihr Altsein aber auch nicht wahrhaben und der Jugend ins Gesicht brüllen: Sieh hin, Jugend! Ich bin immer noch fit und lebenshungrig, wenn ich mit meinem SUV in die Innenstadt fahre – und hinten auch gleich wieder hinaus, weil ich mit dem riesigen Ding beim Camp-David-Store gar keinen Parkplatz finde. Aber hey, ich bin immer noch einer von euch!"

Ja, SUV und Steppjacke ist das neue Grau, aber es gibt noch andere Altersphänomene, und Bill hat eines davon an sich selbst entdeckt. "Ich hatte neulich ein Date mit jemandem", erzählt Bill, was allerdings vor allem logisch ist. Denn das ist ja eine der wenigen Bedingungen, die an ein Date gestellt werden: dass man es mit jemandem hat. Ein Date mit niemandem ist kein Date. Auch wenn moderne Selbstfürsorge-Ratgeber behaupten, man solle öfter mal ein Date mit sich selbst haben. Das ist natürlich Quatsch.

Ein Date mit sich selbst zu haben, ist keine Selbstfürsorge, sondern merkwürdig. Wenn man zum Beispiel vor dem Date stundenlang vor dem Spiegel steht und überlegt, was man anziehen soll, um einen guten Eindruck auf sich selbst zu machen. Oder wenn man im Kino sitzt und sich unauffällig streckt, um den Arm um sich selbst zu legen. Oder wenn man danach im Restaurant zum Kellner beim Bezahlen sagt: "Zusammen, bitte!". Gut, die obligatorische Date-Frage "Zu mir oder zu mir?" ist dann leicht beantwortet, aber alles in allem hält ein Date mit sich selbst weniger, als es verspricht. Aber zurück zu Bill und seinem Date.

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Warum es beim Abschiedskuss blieb

Dieses Date sei "super, super, super jung" gewesen, gerade einmal 22 Jahre alt. Bill hätte nie gedacht, "dass ich mal einen sehr viel jüngeren Mann attraktiv finde". Nun stelle sich die Frage, ob er gerade in ein Alter komme, in dem er sich zu Jüngeren hingezogen fühlt. Auch wenn eine Ferndiagnose natürlich rein spekulativ ist, würde ich sagen: ja. Das hat allerdings weniger mit Bill zu tun, als mit dem Alter. Denn je älter man wird, desto weniger Menschen gibt es, die älter sind als man selbst. Das hat den Vorteil, dass man, wenn man einen Partner möchte, der jünger ist als man selbst, mit zunehmendem Alter eine viel größere Auswahl hat. In so einem Fall sollte man also mit dem Älterwerden so früh wie möglich anfangen.

Die Sache hat nur einen Haken: Komischerweise sinkt bei der Partnersuche die Bereitschaft der Jüngeren für ein Date, je älter man wird. Es sei denn natürlich, man findet, wie Bill, generell ältere Partner attraktiver. Im Grunde wäre also für den jüngeren Bill ein Date mit dem älteren Bill ideal und umgekehrt. Schließlich steht der jüngere Bill auf ältere Männer und der ältere Bill nun auf jüngere, und ich glaube, die beiden kämen auch gut miteinander aus. Das perfekte Match also. Und mit einem Date mit sich selbst hätte Bill auch gleich noch ein bisschen Selbstfürsorge betrieben.

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Doch statt mit sich selbst hatte Bill wieder eine Verabredung mit einem Nicht-Bill: "Gestern war ich auch noch auf 'nem Date, und dann haben wir uns geküsst zum Abschied", erzählt Bill. Doch auch wenn der Abschiedskuss "sehr sexual" gewesen sei, sei er danach alleine nach Hause gefahren. "Weil bei mir im Garten dieser eine Teil der Außenbeleuchtung gerade nicht funktioniert. […] Dann sieht er nicht diesen Teil von meinem Garten, der so schön aussieht", erklärt Bill den Grund und fragt: "Ist das nicht gestört?" Nein, ich denke, das ist das Älterwerden.