Es gibt Dinge, die sind ziemlich unfair. Zum Beispiel, dass langhaarige Menschen beim Frisör mehr bezahlen müssen. In der neuesten Folge "Kaulitz Hills" entdeckt Tom aber noch eine Ungeheuerlichkeit: Während er sich mit Sport fit halten muss, um den Waschbärbauch in Schach zu halten, machen sich Tiere darüber keinen Kopf. Noch schlimmer: Sie machen überhaupt keinen Sport!

Christian Vock
Eine Satire
Diese Satire stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Dass Tom und Bill, ist Bills Villa erst einmal fertig renoviert, alles haben, was sie brauchen, wissen wir alle durch, nun ja, Tom und Bill: schnelle Autos, schicke Häuser, teure Klamotten und ab und an eine warme Mahlzeit in einem Sterne-Restaurant. Dank der neuesten Folge "Kaulitz Hills" wissen wir nun aber, dass Tom sogar mehr hat, als er braucht. Denn seit ein paar Tagen nennt der Tokio-Hotel-Gitarrist einen Pickel sein Eigen.

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Vorne auf der Nase soll er thronen, also im direkt sichtbaren Bereich, und weil Tom diesen Pickel im DIY-Stil handwerklich so ungeschickt habe entfernen wollen, dass seine Abrissarbeit kein Dermatologen-TÜV abgenommen hätte, gibt Bruder Bill nun Pickel-Beseitigungstipps. Da die sich aber selbst bei unsensiblen Ohren in einem ästhetischen Grenzbereich bewegen, sei an dieser Stelle auf Details verzichtet und nur die Essenz der Tipps wiedergegeben: ziehen statt drücken.

Sport und Tiere? Ziemlich unfair

Das muss reichen, aber der wissbegierige Tom macht schon die nächste Frage auf: "Warum ist es eigentlich so, glaubst du, dass der Mensch Sport machen muss, und die Hunde müssen das jetzt zum Beispiel nicht?", fragt Tom seinen Bruder. Er selbst müsse nämlich Sport machen, um sich "in shape" zu halten, und das findet er unfair. "Selbst wenn ich mich gesund ernähren würde, müsste ich Sport machen." Hunde beispielsweise würden einfach ihr Leben leben, so Tom, nur "der Mensch ist das einzige Tier, was irgendwie Sport treiben muss."

Ja, warum treiben Tiere eigentlich keinen Sport? Bevor sie jetzt "okay" denken und dabei das Y so ungläubig-verwirrt ganz lang ziehen: Ich bin froh, dass Tom diese Frage gestellt hat, leistet er damit doch einen wichtigen Debattenbeitrag zum Verhältnis Tier, Mensch und Sport. Außerdem ist die Frage witzig. Und es gibt darauf tausende Antworten. Die naheliegendste Antwort auf die Frage, warum Tiere keinen Sport treiben, ist: weil sie es nicht können. Jeder, der einmal gesehen hat, wie schwer sich eine Kobra beim Tennis tut, wird mir zustimmen.

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Das fängt schon bei der Schlägerhaltung an und geht bis hin zum Ballwurf beim Aufschlag. Manchmal habe ich das Gefühl, dass Kobras gar keine Lust auf Tennis haben, so träge wie sie da an der Grundlinie stehen. Ein anderes Beispiel: Flamingos und Biathlon. Das ist ein Trauerspiel, müssen Sie sich mal ansehen. Vielleicht verstehen Flamingos aber auch einfach die Biathlon-Regeln nicht, obwohl die wirklich nicht schwer sind. Aber ständig steht irgendein Flamingo beim Biathlon im Abseits. So kommt natürlich kein Spielfluss auf.

Warum es bei Mücken keine Weltmeisterschaft gibt

Ein anderer Grund, warum Tiere keinen Sport treiben, ist, dass Sportartikelhersteller den Markt Tier noch nicht richtig für sich entdeckt haben. Da ist dann die Auswahl einfach sehr gering, und ich habe von Kühen gelesen, die sich wirklich sehr schwertun, den richtigen Fußballschuh zu finden. Egal, ob Stollen, Multinocken- oder Hallenschuhe: Kühe und Fußball scheitert oft schon an Kleinigkeiten wie dem richtigen Schuhwerk. Und falls Sie eine Forelle sind oder eine kennen und gerne mal zum Snowboarden wollen: Vergessen Sie es einfach und ersparen sich den Frust bei der Board-Auswahl!

Vielleicht liegt die geringe Sportler-Quote unter Tieren aber auch daran, dass Elefant, Tiger & Co. einfach kein Gespür für Trendsportarten haben. Da wird ja oft der Grundstein gelegt für eine Karriere im Leistungssport. Egal ob Teqball oder Slacklining – Tiere sind da völlig unterrepräsentiert. Anfang der 2000er gab es in Wolfenbüttel wohl mal eine Radpolo-Community von ein paar begeisterten Ameisenbären, aber irgendwann ist das eingeschlafen. Muss sich halt irgendjemand immer drum kümmern.

Einen anderen Grund für die mangelnde Sportbegeisterung von Tieren liefert Tom selbst. Er wundert sich nämlich, wo die Mücken im Winter sind und woher sie jetzt plötzlich kommen, wenn es wieder wärmer ist: "Eine Mücke hat ja keine Lebensdauer. Darum frage ich mich: Wo kommen die her", fragt sich Tom und sagt: "Wie lange lebt eine Mücke? Neun Tage, würde ich schätzen." Neun Tage sind wirklich keine lange Lebensdauer, aber sie erklären, warum die wenigen Mücken, die überhaupt Sport treiben, keine Weltmeisterschaften ausrichten. Das geht auf die Mücken-Weltmeisterschaft von 1964 zurück, als nach der Vorrunde bereits alle Teams verstorben waren.

Tiere sind beim Thema Sport sehr entspannt

Es gibt also eine Reihe von Gründen, warum Sport bei Tieren nicht so beliebt ist wie bei Menschen, aber Bill hat noch eine Erklärung. Als Tom nämlich davon berichtet, wie unfair es sei, dass er Sport treiben müsse, um in Form zu bleiben, Hunde aber zum Beispiel nicht, erklärt ihm sein Bruder Bill: "Das ist ja ein Schönheitsideal, was du beschreibst. Das ist ja nicht unbedingt so, dass alle Leute so aussehen müssen, um gesund zu sein." Ich glaube, von allen Begründungen, die es gibt, liegt Bill mit seiner am nächsten.

Tiere kennen keine Mode-Zeitschriften, die Schönheitsideale verkaufen. Tiere kennen auch keine Trend-Diäten, keine Bikini-Figuren und auch kein Bodyshaming. Tiere machen sich auch nichts aus Wettkämpfen und fighten am Wochenende völlig überambitioniert um die goldene Ananas. Tiere stecken auch keine Millionen in Ablösesummen und Sport-Marketing.
Es gibt unter Tieren weder Sportinvaliden noch Leistungssportler noch Sportstars. Es gibt keine vom Ehrgeiz zerfressenen Sieger und keine enttäuschten Verlierer. Tiere sind beim Thema Sport ziemlich entspannt. Wer’s mag, kann’s machen, wer nicht, wird auch nicht schief angeschaut. Ich finde das eine sehr gesunde Einstellung. Viel gesünder als Sport zum Beispiel.