"Bauer sucht Frau" geht in die elfte Runde und manch Kritiker ist sich sicher: Die Verkupplungsshow hat sich abgenutzt. Leidet das Trash-TV-Format wirklich an Altersschwäche? Oder sind Inka Bause und ihre Bauern immer noch Kult?

Julia Zahnweh
Eine Glosse

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Eines steht schon nach der zweiten Folge der neuen Staffel fest: Bei "Bauer sucht Frau" ist alles beim Alten geblieben. Die auserwählten Frauen sind auf den Höfen der Landwirte angekommen und es wird wieder geflirtet, gebusselt, gekuschelt, massiert, parfümiert, dekoriert, ausgemistet und fremdgeschämt, was das RTL-Drehbuch hergibt. Und das alles untermalt von dem wohl denkbar trashigsten Musikmix: Celine Dion, Bonanza, Muppetshow, "Indiana Jones", Bryan Adams und die Spice Girls auf einer Playlist - das gibt es nur bei "Bauer sucht Frau".

Ach, eigentlich sitzt man nur quietschend vor dem Fernseher, krallt sich an seiner Decke fest, immer bereit sie bei den schönsten, schlimmsten Momenten schnell vor die Augen zu ziehen. Und irgendwie können das nicht nur glucksende Frauen vor den Fernseher sein, das verraten die Werbeunterbrechungen - eine wilde Mischung aus Werbung für Haarfärbeprodukten, Mitteln gegen Verstopfung, Autos und Bier. Auch Männer scheinen BsF zu lieben.

Rocky Spitzarsch und der Hüpfball

Der schönste Quietschmoment dieser zweiten Folge: Cowboy Gregor stellt Petra seinen Hengst "Rocky Spitzarsch" vor. Egal ob der Pferdebauer wirklich selbst so kreativ war oder die RTL-Schreiber nachgeholfen haben, das ist großes "Bauer sucht Frau"-Kino. Ebenso wie die wohl jetzt schon legendäre Gymnastikball-Szene: Gregor und Petra hüpfen gemeinsam auf dem Spielzeug des Hengstes auf und ab, umgeben von stinkenden Pferdeäpfeln. "Landwirtschaft ist sexy", stellt die Altenpflegerin fest. Da können wir nur die Decke vor die Augen ziehen.

Was blieb noch von der zweiten Folge hängen? Schweinebauer Simon brachte seiner Michi und allen Nicht-Bayern bei, dass Eichhörnchenschwanz Oachkatzlschwoaf auf Bayrisch heißt. Der fleißige Flensburger Nils massierte gemeinsam mit seiner Sandrina sein japanisches Edelrind mit Bier ein (für den Geschmack der Steaks) – treffend untermalt von der Musik der Muppetshow. Der Schweizer Selbstversorgerbauer Ulrich überzeugte nicht nur mit dem schrulligsten Bauernhof und hatte die beste Karre (eine Art umgebauter Mähdrescher mit Handblinker) am Start, er zog auch noch gekonnt die Katzenkarte: Das Zimmer für seine Elke hatte er mit Katzentasse, Katzenkalender und Katzenposter verschönert. Hätte er einen Facebook-Account, mit diesem Katzenfaible wäre Bauer Ulrich der Social-Media-King unter Inkas Bauern.

BsF - Immer noch der Stern am Trash-TV-Himmel

Zusammengefasst: "Bauer sucht Frau" scheint auch in der elften Staffel seine Fans nicht zu enttäuschen. Alles beim Alten, jede Menge Quietsch- und Deckenhochzieh-Momente. Eine ewige Kuschelrock-Dauerschleife und die immer selben eigenwilligen und einsamen Bauern, die uns Inka Bause mit ihrem scheinbar unerschöpflichen Vorrat an Alliterationen als TV-Herzensbrecher aufzuquatschen versucht. "Bauer sucht Frau" funktioniert auch im elften Jahr noch, gerade weil es sich treu geblieben ist. RTLs Verkupplungsshow ist immer noch – neben dem Dschungelcamp – der Stern am deutschen Trash-TV-Himmel.

"Bauer sucht Frau" hat seinen Charme noch nicht verloren. Manch ein Kritiker versucht das Format zwar zu Grabe zu schreiben - RTL liefere nur noch Aufgewärmtes, sei einfallslos geworden, so der Vorwurf. Fans von Inka Bause und ihren Bauern wollen aber nichts Neues sehen. Sie wollen Aufgewärmtes aufgetischt bekommen, so lange es zu 60 Minuten Fremdschämen und Quietschen taugt.

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