Bewundernswert mutig oder einfach nur blauäugig? In der aktuellen Folge der VOX-Doku "Goodbye Deutschland" wagten zwei rheinische Frohnaturen den Umzug an die spanische Mittelmeerküste - ohne einen festen Job vor Ort, ohne Sprachkenntnisse und mit nur wenig Kapital. Konnte das gutgehen?

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"Vor ein paar Jahren war ein ganz schlimmes Jahr - da waren wir auf 16 Beerdigungen", erinnerte sich "Goodbye Deutschland"-Auswanderin Melanie "Mel" Hoss (44) in der aktuellen Folge der VOX-Dokusoap sichtlich bewegt. "Und die meisten waren ungefähr so um die 50 Jahre alt. Umgefallen - Herzinfarkt." Ein Weckruf für sie und ihren Mann Adrian, genannt "Addi" (35): "Wir denken jetzt gar nicht mehr viel nach, wir machen einfach!"

Und so stürzten sich die beiden ohne große Sicherheiten ins Abenteuer Auswanderung, von dem Mel seit Beginn ihrer Beziehung vor zwölf Jahren geträumt hatte. "Sonne, Palmen, Meer - wer will das nicht?", fantasierte sich auch Addi ans Mittelmeer. Von Troisdorf-Sieglar bei Köln ins spanische Dénia sollte es gehen, trotz kaum vorhandener Sprachkenntnisse, lediglich 10.000 Euro Ersparnissen und noch keinem sicheren Job in Aussicht.

Mit im Gepäck war dafür eine gehörige Portion fröhlicher Optimismus. "Das geht mit Sicherheit in die Hose", unkte eine Kommentatorin unter einem Facebook-Beitrag der VOX-Sendung über Mel und Addi. Und sie war nicht die Einzige auf Social Media, die das fürchtete.

Großer Arbeitseifer und viele Ideen bei "Goodbye Deutschland"-Paar

Die zweite Hälfte ihrer Ersparnisse hatten die zwei in die Umstrukturierung ihres noch nicht abbezahlten Wohnhauses gesteckt, das sie erst mal behalten und mithilfe von Mels Papa und einer Freundin an Monteure vermieten wollten. So sollten die 2.800 Euro, die Mel und Addi das Heim monatlich kostete, weiter bezahlt werden können.

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In Spanien wollte Straßenbaumeister Addi außerdem künftig als "Mann für alle Fälle" Hausmeister- und Handwerkertätigkeiten anbieten: "Abwesenheitskontrolle, Pflasterarbeiten, Kanalarbeiten, Stein- und Dachreinigung, Reinigungsarbeiten, Malerarbeiten, Gartenpflege und Bepflanzung", verriet sein Flyer das Angebot auf Deutsch und Englisch. Die Einheimischen hätten für all das ihre eigenen Leute, sei ihnen gesagt worden - man wolle sich erst mal auf die deutsche, holländische und englische Community vor Ort konzentrieren.

Wobei selbst das Englische schon Schwierigkeiten bereiten könnte: Ihr Addi sei ein kleiner "Sprach-Legastheniker", erklärte Mel liebevoll-amüsiert. Der bestätigte: "Englisch: totale Katastrophe bei mir!" Auf Spanisch aber habe er "Bock" und wolle vor Ort schnellstmöglich einen Intensivkurs belegen. Mel plante indes, in ihrem erlernten Beruf als Kosmetikerin ihre Dienste anzubieten. Einen Sechs-Quadratmeter-Raum hatte sie für 150 Euro in einem Laden angemietet, in dem auch ein spanischer Tätowierer und eine deutsche Friseurin arbeiteten.

Mit deutschen Kartoffeln nach Spanien

Dann ging es los - mit Vorfreude und deutschen Kartoffeln im Gepäck, die spanischen würden nicht so gut schmecken. Eine der ersten Amtshandlungen nach 20 Stunden Autofahrt: das neue Heim via Ausräucherung von schlechten Energien befreien: "Ich bin die Kräuterhexe. Deswegen war ich auch auf der Heilpraktikerschule", erklärt Mel lachend. Es schade ja nicht. Und Addi? Der kommentiert die Magie mit kölscher Gelassenheit: "Jeder Jeck is' anders, ne? Soll se machen."

Als VOX das Paar sieben Monate später erneut besuchte, hatte es sein Zuhause (und Mel ihre Haarfarbe) gewechselt, lebte nun in einer 160-Quadratmeter-Finca mit 1.500 Quadratmeter Obstgarten und Pool und wirkte zufrieden. Langsam gehe sein Business bergauf, erzählte Addi. Mel dagegen hatte ihren Kosmetik-Raum aufgegeben: "Es hat sich irgendwann nicht mehr gelohnt." Stattdessen nahm sie Gelegenheitsjobs an. Ohne die Vermietung ihres deutschen Hauses würde das Geld jedoch hinten und vorne nicht reichen, die Auswanderung stünde auf der Kippe.

Seit dem Dreh sind allerdings weitere Monate vergangen. Eine kleine Internet-Recherche ergibt: Offenbar betreiben die beiden mittlerweile unter dem Namen Hoss Holiday Homes eine Ferienvermietung. Und ein Kommentator, der behauptet, mit ihnen befreundet zu sein, erwiderte den eingangs genannten, unkenden Facebook-Kommentar mit: "Beiden geht es prächtig und ihnen ist das Auswandern erfolgreich gelungen." Na denn: Glückwunsch!  © 1&1 Mail & Media/teleschau