Manganknollen aus dem Ozean könnten unsere Rohstoffversorgung bald schon revolutionieren. Und eine potenzielle Umweltkatastrophe nie gekannten Ausmaßes nach sich ziehen. Was hat es mit den Tiefseekartoffeln auf sich?
Mit einem seiner Dekrete eröffnete
Die unscheinbaren Klumpen stecken voller wertvoller Rohstoffe: Nickel, Kupfer, Kobalt, Lithium und seltene Erden. Alles elementare Bestandteile, die für Computerchips, Batterien, aber auch Elektromobilität oder Solaranlagen benötigt werden. Also den Technologien der Zukunft. Bislang dominiert China den Markt für diese Rohstoffe. Angesichts zunehmender globaler Handelskonflikte rückt jedoch der Blick verstärkt auf die Vorkommen in der Tiefsee. Und die sind gewaltig.
Manganknollen: Gewaltige Ressourcen in der Tiefsee
Nach Schätzungen lagern weltweit bis zu einer Billion Tonnen der wertvollen Knollen in den Ozeanen. Die größten Vorkommen finden sich im Pazifik, etwa in der Clarion Clipperton Zone, einem Gebiet westlich von Mexiko.
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Es ist das weltweit größte Manganknollenfeld, allein 21 Milliarden Tonnen sollen hier liegen. Weitere wichtige Felder befinden sich vor der Küste von Peru und im Indischen Ozean. Es ist ein unermesslicher Schatz. Doch ihn zu heben, hat einen hohen Preis. Denn aus Umweltsicht ist der Tiefseebergbau hochproblematisch. Bei der Manganknollen-Ernte fräsen riesige Maschinen über den Meeresboden. Und damit mitten durch ein weitgehend unerforschtes Ökosystem mit teils Jahrtausende alten Lebensformen. Die Verwüstungen könnten verheerend sein. Auch auf den Manganknollen selbst siedeln unterschiedlichste Lebewesen wie Korallen und Schwämme.
Neue Knollen wachsen zudem extrem langsam – in einer Million Jahre nur zehn Millimeter. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace bezeichnet den Tiefseebergbau deshalb als "sinnlos, naturfeindlich und garantiert nicht nachhaltig". Für Elektromobilität sei diese Art der Rohstoffgewinnung nicht notwendig. "Tiefseebergbau ist eine ökologische Katastrophe mit Ansage", schreibt die Meeresexpertin Daniela von Schaper auf der Website der Organisation.
Manganknollen sind bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Seit den 1970er-Jahren gerieten sie dann immer mehr als mögliche Rohstoffquelle in den Fokus. Doch die technischen Mittel zum Abbau waren noch nicht ausgereift, eine Ernte im großen Stil zu kostspielig. Zudem sind die ökologischen Folgen bis heute nicht erforscht.
Gefahr für die Tiefsee: Trump umgeht die Meeresbodenbehörde
Um die Bodenschätze der Tiefsee "zum Nutzen der gesamten Menschheit" zu kontrollieren, wurde deshalb die "Internationale Meeresbodenbehörde" (ISA) mit Sitz in Kingston (Jamaika) gegründet. Diese hat den Auftrag, "den wirksamen Schutz der Meeresumwelt vor schädlichen Auswirkungen, die sich aus Tiefseetätigkeiten ergeben können, sicherzustellen."
Doch unlängst hat Donald Trump ein Dekret unterzeichnet, mit dem der Tiefseebergbau richtig Fahrt aufnehmen soll. Und das sowohl in US-amerikanischen wie internationalen Gewässern. Es gehe darum, "die verantwortungsvolle Erschließung von Bodenschätzen zu beschleunigen" und "die amerikanische Führungsrolle bei den entsprechenden Abbau- und Verarbeitungstechnologien zu stärken".
Damit ebnet Trump den Weg für das kanadische Unternehmen The Metals Company, das schon seit Jahren darauf drängt, im Pazifik nach Manganknollen zu schürfen. Die ISA macht jedoch deutlich, dass keine private Einrichtung oder ein Staat solche Aktivitäten außerhalb des gesetzlichen Rahmens durchführen könne, ohne gegen das internationale Rechtssystem zu verstoßen.
Auch von Schaper bezeichnet den Antrag von The Metals Company auf Schürfrechte als "direkten Angriff auf das internationale Seerecht". Greenpeace hat eine Petition auf den Weg gebracht, die die Bundesregierung auffordern soll, sich für ein Moratorium auszusprechen. Doch auch Deutschland besitzt längst eine Lizenz zur Erforschung in der Clarion Clipperton Zone.
Der Goldrausch kann kommen.
Verwendete Quellen
- greenpeace.de: Tiefseebergbau
- isa.org.jm: Offizielle Website
- whitehouse.gov: UNLEASHING AMERICA’S OFFSHORE CRITICAL MINERALS AND RESOURCES
- bgr.bund.de: Manganknollen-Expedition im Pazifik: BGR-Experten untersuchten Tiefseeumwelt vor erstem Gerätetest eines Manganknollen-Kollektors
- tagesschau.de: Umweltschäden befürchtet Trump fördert. Tiefseebergbau per Dekret
- geomar.de: Offizielle Website