Berlin - Freud und Leid liegen oft nah beieinander - so bilden auch Sommerferien und Staus auf den Autobahnen oftmals eine Allianz. Das gilt vor allem in den nächsten Wochen, wenn immer mehr Bundesländer in die Schulferien starten.

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Die "Verkehrslage spitzt sich zu", überschreibt der Auto Club Europa (ACE) seine Stauprognose für das erste Juli-Wochenende (4. bis 6. Juli). Der ADAC ist sich sicher: "Ohne Stau kommt nun niemand mehr durch."

Zum Wochenende starten fünf weitere Bundesländer in die Schulferien - Bremen, Niedersachsen (jeweils schon am 3. Juli), Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Auch im umliegenden Ausland beginnt mancherorts die schulfreie Zeit. Das füllt vor allem die Hauptrouten in Richtung der Alpen und weiter zum Mittelmeer.

Auch die Strecken zu den Küsten von Nord- und Ostsee sind voraussichtlich stark befahren. Die Stauhöhepunkte erwartet der ACE am Freitagnachmittag und Samstagvormittag.

Daher lautet der wichtigste Tipp: Wer flexibel bei seinen Reisedaten ist, sollte lieber ruhigere Alternativrouten planen oder unter der Woche starten. Dafür eignen sich laut ADAC der Montag und Dienstag - aber nicht zu Zeiten des Berufsverkehrs starten.

Bis Mitte September sind leere Hauptreiserouten an den Wochenenden eher unwahrscheinlich. Auch die vom ADAC rund 1.200 genannten Baustellen sowie die zahlreichen geplanten Autobahn-Vollsperrungen (wie etwa auch wieder der gesperrte Elbtunnel auf der A7 in Hamburg) tragen nicht unbedingt zu flüssigem Verkehr bei.

Die Tage in der Übersicht:

  • Freitag: Schon vom Vormittag an bis Mittag wird es schnell voll auf den Autobahnen - hohe Staugefahr ist vor allem rund um die Ballungsräume und auf den klassischen Reiserouten gegeben. Später gesellt sich noch der Feierabend- und Wochenendpendelverkehr zu den Reisenden. Erst am Abend ab etwa 17.00 Uhr erwartet der ACE nur noch eine mittlere Staugefahr. Aber nicht nur auf den deutschen Autobahnen füllt es sich, sondern ab Nachmittag auch auf den Transitrouten in der Schweiz und in Österreich.
  • Samstag: Vor allem der Vormittag gilt beiden Clubs als stauträchtig. Der ACE verweist dabei speziell auf die Autobahnen in der Mitte und im Süden des Landes. Sie füllen sich in Richtung der Alpen und weiter zum Mittelmeer hin. Auch auf den Wegen zu den Urlaubsorten an der Nord- und Ostsee wird es voll. Das gilt nicht nur für die Strecken in Deutschland: Auch die Routen zur Nordseeküste in Belgien und den Niederlanden sind stark befahren. Erst zwischen 13.00 und 17.00 Uhr entspannt sich die Lage bundesweit wieder auf mittlere, danach auf niedrige Staugefahr.
  • Sonntag: Entspannter geht es am Sonntag zu - vor allem in der Zeit bis etwa 10.00 Uhr. Dann steigt das Verkehrsaufkommen im Laufe des Tages auf den Autobahnen an, doch Staus dürften dem ACE zufolge "eher selten" sein. Der Club erwartet nur eine mittlere Staugefahr. Allerdings füllt sich das untergeordnete Straßennetz auf den Strecken zu den Naherholungsgebieten durch Ausflügler stark.

Zusammengefasst rechnen ACE und ADAC rund um die Ballungsräume Hamburg, Leipzig, Rhein-Ruhr, Rhein-Main-Neckar, Stuttgart und München, auf den Strecken zur Nord- und Ostseeküste sowie auf folgenden Autobahnen mit mehr Verkehr und Staus (in beiden Richtungen):

A 1 Lübeck – Hamburg – Bremen – Dortmund – Köln
A 2 Dortmund – Hannover – Berlin
A 3 Köln - Frankfurt/Main – Würzburg – Nürnberg – Passau - Linz
A 4 Erfurt – Chemnitz – Dresden – Görlitz
A 5 Frankfurt/Main – Karlsruhe – Basel
A 6 Nürnberg – Heilbronn – Mannheim – Kaiserslautern
A 7 Flensburg – Hamburg – Hannover – Kassel – Würzburg – Füssen/Reutte
A 8 Karlsruhe – Stuttgart – Ulm – München – Salzburg und Neunkirchen – Saarlouis
A 9 Berlin – Leipzig – Nürnberg – München
A 61 Ludwigshafen – Koblenz – Mönchengladbach
A 72 Chemnitz – Hof
A 81 Heilbronn – Stuttgart
A 93 Rosenheim – Kiefersfelden
A 95 Garmisch-Partenkirchen – München
A 99 Umfahrung München

Wer weiter nach Österreich und in die Schweiz fährt, oder die Länder durchqueren möchte, bringt besser ebenfalls viel, viel Geduld mit.

Besonders belastet sind den Angaben zufolge in beiden Richtungen die Fernpass-, Brenner-, Pyhrn-, Rheintal- und Tauernroute in Österreich sowie die Gotthardautobahn in der Schweiz.

Weiterhin Stauschwerpunkt auf der Brennerautobahn

Vor allem in Österreich erwarten die Clubs eine sehr angespannte Situation und ein Stauwochenende. Denn zum einen starten dort auch einige Bundesländer in die Sommerferien. Und zum anderen erschweren auch während der Sommermonate zahlreiche Baustellen weiterhin das flüssige Vorankommen. Speziell nervenaufreibend bleibt die Lage auf der Brennerautobahn aufgrund der Sanierung der Luegbrücke, die für mehrere Jahre veranschlagt ist. Zwar können zur Hauptreisezeit jeweils zwei Fahrstreifen pro Fahrtrichtung befahren werden. Aber laut ACE haben die vergangenen Wochen gezeigt, dass selbst dann mit "erheblichen Behinderungen" gerechnet werden muss. Der ADAC hält weitere Informationen online parat.

Auch auf dem nicht mehr grundsätzlich gesperrten Reschenpass (B 180) ist weiterhin mit Behinderungen - auch tageszeitlichen Sperren - zu rechnen. Die Verkehrsführung erfolgt abschnittsweise ampelgesteuert jeweils auf nur einer Fahrspur.

Die Verkehrsclubs machen weiterhin auf Abfahrtsverbote für den Transitverkehr aufmerksam, unter anderem entlang der Inntalautobahn A 12 und der Fernpass-Route. Diese gelten dort in der Regel an den Wochenenden und Feiertagen bis Anfang November. Der ADAC hat auch dazu eine Infoseite im Netz.

"Es wird voll" - auch in der Schweiz ist Geduld gefragt

Vor allem Transitverkehr aus dem Norden füllt die Schweizer Autobahnen am Wochenende. Das gilt zuvorderst für die Gotthardroute (A 2). Dort ist speziell vor dem Gotthardtunnel mit längeren Wartezeiten - schon ab Freitagnachmittag - zu rechnen. Aber auch am Samstag und Sonntag ist hier die Staugefahr besonders hoch.

Ab einer prognostizierten Wartezeit von einer Stunde nennt der ACE die Verbindung San Bernardino – Chur – Bellinzona (A 13) als Alternative. Doch auch diese wird den Angaben zufolge in solchen Fällen stärker befahren sein.

Wartezeiten an den Grenzen sind weiter möglich

Seit Anfang Mai wurden die Einreisekontrollen an allen deutschen Grenzen verschärft. Allerdings soll der Pendel- und Reiseverkehr laut ADAC möglichst wenig beeinträchtigt werden. Die Kontrollen seien stichprobenartig, nicht alle Fahrzeuge würden angehalten.

Dennoch kann es speziell an den Übergängen Suben (A 3), Walserberg (A 8) und Kiefersfelden (A 93) zu Wartezeiten kommen.

Die aktuellen Reisezeiten in Echtzeit lassen sich für viele wichtige Transitkorridore des österreichischen Autobahnnetzes in nördlicher und südlicher Richtung auf der Internetseite der Asfinag ansehen.  © Deutsche Presse-Agentur