Viele namhafte deutsche Top-Fahrer bleiben der Straßenrad-WM im afrikanischen Ruanda fern. In einer Disziplin sind die Aussichten auf eine Medaille hoch.
Kigali - Und dann fehlt auch noch Radprofi Maximilian Schachmann. Das deutsche Aufgebot bei der zum ersten Mal in Ruanda und damit in einem afrikanischen Land ausgetragen Straßenrad-Weltmeisterschaft muss ohne einen weiteren Top-Fahrer auskommen. Neben den Absagen des Tour-de-France-Dritten Florian Lipowitz und des Kölners Nils Politt passt der gebürtige Berliner auch. Am Donnerstag verkündete der Verband "German Cycling", dass der 31-jährige Schachmann definitiv für das Straßenrennen wegen eines hartnäckigen Infekts ausfällt.
Lipowitz und Politt hatten anderen Gründe für ihren Verzicht. Politt etwa führte die ihm nicht passende Streckenführung des Herrenrennens und zusätzliche Herausforderungen wie Impfungen an.
Die Aussichten auf Gold, Silber und Bronze bei dem vom 21. bis 28. September ausgetragenen Event sind ohnehin nicht allzu hoch. Die deutschen Radprofis gehören in den meisten Disziplinen nicht zu den Top-Anwärtern auf eine Medaille. Neben den fehlenden Männern starten allerdings die Frauen mit starker Besetzung.
Einzelzeitfahren
Beim ersten Programmpunkt der WM sind die schwarz-rot-goldenen Hoffnungen auf eine Podiumsplatzierung groß. Antonia Niedermaier hat am Sonntag (ab 10.10 Uhr/Eurosport) als deutsche Meisterin im Rennen gegen die Uhr gute Aussichten auf eine Top-Platzierung im Einzelzeitfahren. Die gebürtige Rosenheimerin, die beim Frauen-Giro in der Nachwuchswertung gewann, belegte bei der WM im vergangenen Jahr in der Schweiz den vierten Rang.

"Es ist eine sehr anspruchsvolle Strecke, ziemlich bergig, aber das liegt mir", wurde die 22-Jährige in einer Pressemitteilung von German Cycling zitiert. 31,2 Kilometer und 460 Höhenmeter muss sie bewältigen.
Wie Niedermaier wird Miguel Heidemann bei den Männern als einziger deutscher Starter beim Zeitfahren beginnen - hier hätte Schachmann als deutscher Meister gute Karten für die Top Ten gehabt. Auf dem anspruchsvollen Kurs gilt der belgische Titelverteidiger und Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel - bald im Dienst des deutschen Teams Red Bull - als großer Favorit.
Mixed-Staffel
Im vergangenen Jahr verpasste das deutsche gemischte Team aus Frauen und Männern um 0,85 Sekunden den Titel - und musste sich hinter Australien mit Silber zufriedengeben. Dieses Mal schmerzt die Abstinenz von Schachmann, für den noch Ersatz aus dem Aufgebot heraus gefunden werden muss. Miguel Heidemann, Jonas Rutsch, Antonia Niedermaier, Liane Lippert und Franziska Koch gehen an den Start. Und sie könnten erneut für eine Überraschung am kommenden Mittwoch (ab 12.30 Uhr) sorgen.
Straßenrennen
Durch die Abstinenz der belgischen Titelverteidigerin Lotte Kopecky hat Top-Fahrerin Lippert am 27. September (ab 12.05 Uhr) als Vierte des vergangenen Jahres Chancen auf einen Platz in der Top fünf beim Straßenrennen. Elfmal müssen die Frauen den Rundkurs in der Hauptstadt Kigali meistern. Insgesamt 164,6 Kilometer stehen bevor. Zu den Favoritinnen gehört auch Tour-Gewinnerin Pauline Ferrand-Prévot aus Frankreich.
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Die Männer müssen anspruchsvolle 5.475 Höhenmeter auf einer Distanz von 267,5 Kilometern meistern. Auch größtenteils auf einem Rundkurs. Im vergangenen Jahr waren es nur 4.500 Höhenmeter in der Schweiz. Die Strecke wäre Lipowitz entgegengekommen. Die deutschen Chancen auf eine Top-Ten-Platzierung sind äußerst gering.
Der viermalige Tour-Sieger und Titelverteidiger Tadej Pogacar aus Slowenien mischt als klarer Favorit mit. Internationale Topstars wie Vuelta-Sieger Jonas Vingegaard, Wout van Aert und Ex-Weltmeister Mathieu van der Poel werden nicht nach Ruanda reisen. © Deutsche Presse-Agentur