Trotz des Paralympics-Siegs sind für die Radfahrerin Maike Hausberger die Bedingungen weiter bescheiden. Das sorgt bei ihr für eine Verschiebung der Prioritäten.
Paris-Goldmedaillengewinnerin Maike Hausberger hat vor dem Start der Rad-WM in Ronse Kritik an den Bedingungen für Para-Sportler geübt. "Der Para Sport ist in Deutschland immer noch in den Kinderschuhen, was Material und Unterstützung betrifft. Man muss echt hart kämpfen und immer wieder aufstehen, bis man bei Leuten ist, die einen wirklich unterstützen", sagte die 30-Jährige im SID-Gespräch. Den Leistungen von Para-Sportlern müsse generell "mehr Respekt gezollt werden".
Sie selbst habe im Vorjahr mit dem Paralympics-Sieg im Einzelzeitfahren "den größten Erfolg gefeiert, den man im Sport haben kann", so Hausberger weiter. Dennoch habe ihr in der diesjährigen Vorbereitung kein Zeitfahrrad zur Verfügung gestanden, erst wenige Tage vor Saisonstart habe sich ein Ausrüster gefunden. Viele potenzielle Sponsoren würden wegen der geringen Follower-Zahl bei Instagram absagen. "Aber ich bin keine Influencerin und wollte das auch nie sein. Ich definiere mich über Leistung."
Hausberger fühlt sich "zu großen Teilen" als Amateurin
Bezüglich der Rahmenbedingungen fühle sie sich "zu großen Teilen" als Amateurin und würde sich wünschen, "dass wir als Athleten besser abgesichert sind", führte die gebürtige Trierin aus: "Wenn ich Training fahre, mir die Vorfahrt genommen wird und ich einen Unfall habe, für den ich gar nichts kann und der mich gegebenenfalls invalide macht, fliege ich von der aktuellen Lebensfinanzierung auf null – und zwar ohne Zwischenstufe", sagte Hausberger deutlich.
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Die Sportfördergruppen bei Polizei und Bund seien für Para-Sportler "nicht so umfangreich" wie für die olympischen Athleten. Sie selbst könne im "Hier und Jetzt" dank der Förderung der Deutschen Sporthilfe und der Sporthilfe Rheinland-Pfalz überleben, erklärte die sechsmalige Weltmeisterin. Doch "im Unterbewusstsein" seien mit Blick auf die Zukunft "schon gewisse Existenzängste dabei".
Deshalb werde sie ihre Prioritäten in Richtung Berufliches verschieben. Ihr "Sportlerherz" sage zwar, dass sie bis Los Angeles 2028 weitermachen wolle. Aber eben nur, wenn sie "einen Arbeitgeber finde, der den Sport mitträgt", betonte Hausberger. Von Donnerstag bis Sonntag liege ihr Fokus aber erstmal auf der WM. (SID/bearbeitet von lh)