• Malaika Mihambo ist in einem unfassbaren Weitsprung-Krimi im letzten Sprung zu Gold geflogen.
  • Für Mihambo selbst war es der härteste Wettkampf ihrer Karriere.
  • Im Interview verrät sie zudem, warum sie in den letzten Momenten der Entscheidung die Augen schließen musste.

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Malaika Mihambo ist auf dem Gold-Olymp angekommen. Mit einem überragenden Sprung über 7,00 Meter im letzten Anlauf fliegt die Weitspringerin zu Gold und kann sich so ihren Traum vom Olympiasieg erfüllen. Im Interview lässt Mihambo ihren Gold-Krimi noch einmal Revue passieren.

Frau Mihambo, was war das für ein Krimi?

Malaika Mihambo: Das war wirklich wahrscheinlich eines der spannendsten Weitsprungfinals ever. Es hat schon sehr gut angefangen mit 6,83. Da wusste man, dass man sicher drin ist. Dann habe ich noch ein bisschen mit meinem Anlauf, nicht gehadert, aber ich habe es einfach nicht geschafft, direkt am Brett zu sein. Da wusste ich, ich habe nur noch diesen letzten Versuch und muss mein Bestes geben. Und dann habe ich dieses Gefühl mitgenommen, habe mich selbst ganz ruhig und gelassen gefühlt, habe diese innere Stärke gefühlt und diesen Glauben an mich selbst, der ungebrochen ist.

Ist dieser enge Wettkampf ein Sternchen oben drauf?

Das war auf jeden Fall einer meiner härtesten Wettkämpfe oder der härteste Wettkampf. Es waren mit die wichtigsten sieben Meter in meinem Leben, die ich gesprungen bin. An Spannung war der Wettkampf kaum zu übertreffen. Für mich war es natürlich schade, dass ich nach dem sechsten Versuch in der Position war, dass ich noch abwarten muss, ob das gereicht hat. Gerade zu wissen, dass man 19 Zentimeter verschenkt hat, das hat das Warten schon sehr hart gemacht.

Mihambo: "Es gab viele Tiefen"

Wie hart war die Zeit nach dem WM-Gewinn 2019 und der ganzen Erwartungshaltung?

Für mich hat sich das nach diesem Jahr überhaupt nicht so angefühlt. Klar bin ich eine sehr gute Weitspringerin, und auch wenn ich ein bisschen mit dem Anlauf kämpfe, bin ich trotzdem noch eine der Besten. Aber ich wusste, dass es dieses Jahr nicht so einfach ist. Von daher habe ich gar nicht versucht, mich so sehr als Favoritin oder nicht wahrzunehmen, weil ich wusste, ich muss erst mit meinem Anlauf klarkommen. Das war am Anfang des Jahres wirklich eine Belastung und da gab es viele Tiefen. Es war hart für mich, den Weg zu gehen. Man versucht sein Bestes, aber man schafft es einfach nicht, da anzuknüpfen, wo man 2019 aufgehört hat. Da kommen auch viele Selbstzweifel hoch. Dieser Wettkampf ist wirklich besonders für mich gewesen, dass dieser harte, aber lehrreiche Weg mit Gold bei Olympia gekrönt wird.

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Wie sind Sie mit den Selbstzweifeln umgegangen?

Die Selbstzweifel hatte ich vor allen Dingen noch bis Juni, danach bin ich aber langsam besser in meinen Anlauf reingekommen, habe auch wieder zu meinem alten Selbstvertrauen gefunden. Ich habe auch für mich herausgefunden, dass ich niemandem etwas beweisen muss, dass ich nichts zu verlieren habe. Also ich muss nicht nach Tokio reisen und Gold gewinnen und kann mich trotzdem wohlfühlen. Das hat mir dann die Lockerheit gegeben, doch in diesem sehr toughen Finale zu stehen und bis zum Schluss dabeizubleiben.

Was bedeutet Ihnen dieser Triumph?

Ich weiß es noch gar nicht, was es genau bedeutet. Ich weiß, dass ich auf jeden Fall sehr glücklich bin. Ich bin auch noch überwältigt und kann es kaum glauben.

Mihambo: "Ich konnte das nicht mehr abwarten"

Sie haben gegen Ende des Wettkampfs die Augen zugemacht. Was haben Sie da gefühlt?

Für mich ist es die Position, die ich am wenigsten mag, nichts mehr machen zu können. Ich mag es lieber, wenn ich selbst im sechsten Versuch die Letzte bin und weiß, ich schaue mir an, was die anderen machen und dann weiß, ich habe schon das, was ich will oder ich muss mich nochmal mehr anstrengen. Von daher habe ich einfach die Augen zugemacht, weil ich das nicht mehr abwarten konnte, wie das ausgeht.

Was soll nun noch kommen?

Es ist so, wie es 2019 in Doha auch schon war. Für mich ist es interessant herauszufinden, wie weit kann ich noch springen. Dieses Jahr habe ich noch keine neue Bestleistung aufstellen können. 7,30 Meter muss man auch erstmal wieder schlagen. Aber ich weiß, dass ich das kann.

Steht nun ein Urlaub für Sie an?

Das steht noch nicht fest, mal schauen, was Corona im September so zulässt. Ich sehe das erstmal locker, und vor dem Finale hier habe ich mich auch gar nicht damit beschäftigt, wohin ich fliegen kann, das kommt erst die Tage.

Was fühlen Sie jetzt am Ende?

Das ist ein Gefühl, das ich kaum beschreiben kann, weil dieser Weg so hart war und so steinig, und ich auf der anderen Seite so viel gelernt habe und auch dankbar dafür bin. (dpa/ska)

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