Was ist eigentlich ein Event-"Tatort"? Heike Makatschs Debüt am Montagabend wirft nicht nur in Sachen Begriffsdefinition Fragen auf. Doch interessanter ist: Geht es für ihre Figur der Kommissarin Ellen Berlinger überhaupt weiter?

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Preisfrage: Wie nennt man einen "Tatort", bei dem man nicht genau weiß, ob es nach einer Folge weitergeht? Antwort: Event-"Tatort".

Denn das Debüt von Heike Makatsch "Fünf Minuten Himmel" war eher halbgarer Sozialkrimi aus dem Badischen. Der Fall war weder besonders teuer, noch in irgendeiner anderen Hinsicht spektakulär.

Außer eben, dass die Entstehungsgeschichte des neuen Krimi-Standortes reichlich seltsam ist.

Der Freiburger "Tatort" - ein Missverständnis?

Die angedachte Verpflichtung Heike Makatschs als "Tatort"-Kommissarin fällt in jene Zeit, als ein deutscher Star-Schauspieler nach dem anderen für das erfolgreichste Format des hiesigen Fiction-Fernsehens gecastet wurde: Ulrich Tukur, Wotan Wilke Möhring, Til Schweiger, Christian Ulmen und Nora Tschirner.

Leider drang die Nachricht über das SWR-Projekt am Fuße des Schwarzwaldes so früh an die Öffentlichkeit. In Kombination mit der Tatsache, dass die kreativen Mühlen danach offenbar sehr langsam ihren Dienst verrichteten, entstand der Eindruck, das Ding sei gestorben.

"Das Entstehen des Ganzen wurde dann ein bisschen in der Öffentlichkeit ausgetragen", erinnert sich Hauptdarstellerin Makatsch. "Was sich dann so las, als würde die eine oder andere Seite zögern, es überhaupt zu machen oder als gäbe es riesige Probleme. Dem war aber nicht so."

Freiburg oder Schwarzwald - geht doch beides!

Trotzdem gibt die 44 Jahre alte Hauptdarstellerin zu, dass auch sie etwas irritiert über die Kommunikation des SWR in Sachen Freiburg-"Tatort" ist. Dieser wird dort nämlich als einmaliges Event verkauft, während Makatsch eindeutig weitermachen will - was übrigens auch die gesamte Anlage ihrer ziemlich mysteriösen Ermittlerfigur nahelegt.

"Wir sind eigentlich schon in den Vorbereitungen für einen weiteren Fall, warten aber noch auf grünes Licht von der Finanzierungsseite", sagt sie. "Und das Team in Freiburg beziehungsweise im Schwarzwald ist ja auch jetzt ein anderes geworden. Das ist dann natürlich ein bisschen verwirrend. Auch für mich, ehrlich gesagt."

Die Kommissars-Darstellerin spielt mit dieser Aussage darauf an, dass der SWR für das auslaufende Bodensee-Team nun einen anderen "festen" Ersatz verpflichtet hat: Eva Löbau ("Lerchenberg") und Hans Jochen Wagner ("Kommissarin Heller") bilden mit ihrem "Vorgesetzten" Harald Schmidt nun ein weiteres Ermittler-Trio, das ebenfalls in Freiburg beheimatet ist, aber vorwiegend im ländlichen Schwarzwald ermittelt.

Gedreht wurde schon, die Erstausstrahlung ist für 2017 geplant. Nachvollziehbar, dass Heike Makatsch, über deren Projekt bereits deutlich länger gesprochen wurde, davon "irritiert" ist.

Verdrängungswettbewerb "Tatort"

Derzeit ist also unklar, ob und wie es mit Makatschs Freiburger "Tatort" weitergeht. Die Aussage des Senders, es handele sich um ein zunächst singuläres "Event" steht gegen den Wunsch der Kreativen, dass es weitergehen möge.

Ob und welche Kämpfe im Hintergrund ausgetragen werden, darüber kann nur spekuliert werden. Fakt ist, dass die Dachmarke "Tatort" so aberwitzig erfolgreich läuft, dass der ein oder andere Sender bereits seine Ermittler-Aufgebote aufstockte - zumal, wenn man attraktive Stars an der Angel hat.
So musste Wotan Wilke Möhring für Til Schweiger von Hamburg aus zum LKA Niedersachsen wechseln. Und für Ulrich Tukur schuf der kleine, aber in Sachen "Tatort" immer wieder zu Höchstleistungen fähige Hessische Rundfunk neben dem Frankfurter "Tatort" noch eine LKA-Stelle im benachbarten Wiesbaden.

"Tatort"-Zuschauer lassen sich nicht für blöd verkaufen

So könnte es - im Sinne friedlicher Koexistenz - auch mit dem städtischen beziehungsweise ländlichen Freiburg-Projekt weitergehen. Löbau, Wagner und Schmidt als regelmäßigere, wohl zweifache Ermittler pro Jahr - und Makatsch mit einem Film.

Ob man Letzteres dann gleich als Event bezeichnen muss, darüber sollte man jedoch nachdenken. Die Menschen schauen zwar gerne "Tatort", lassen sich aber trotzdem nicht für blöd verkaufen.

Von einem "Event" konnte bei diesem qualitativ missratenen Krimi nämlich keine Rede sein.

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