Trauer um einen großen Maler Österreichs: Herbert Brandl ist im Alter von 66 Jahren gestorben. Posthum wird ihm eine große Auszeichnung zuteil.
Die regelmäßig wiederkehrende Totsagung der Malerei war ihm egal: Herbert Brandl, der sich nach seinem Studium bewusst der damals hippen Medienkunst entzog und mit den "Neuen Wilden" den Markt eroberte, setzte viele Jahrzehnte lang auf den Pinsel. Am Sonntag ist Brandl im Alter von 66 Jahren gestorben, wie am Montag bekannt wurde. Posthum wird er mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet.
"Für sein herausragendes Lebenswerk wurde er vom Österreichischen Kunstsenat für den Großen Österreichischen Staatspreis nominiert. Als Zeichen der Anerkennung wird die Urkunde posthum verliehen", kündigte Kulturminister
Herbert Brandl war am Sonntag in seinem Atelier in Wien an einem plötzlichen Herztod gestorben, wie Helmut Reinisch von der Galerie Reinisch Contemporary als Freund und Wegbegleiter des Künstlers der APA bestätigte. Er habe erst vor ein paar Tagen mit Brandl telefoniert, da schien er voller Schaffenskraft und plante eine Ausstellung.
Riesige Bergpanoramen und düstere Meditationen
Brandls Schaffen war geprägt von riesigen Bergpanoramen, pastosen Farbexplosionen und düsteren Meditationen über den Tod: Großformatige, auf die Bergwelt anspielende Gemälde waren etwa im Rahmen der Schau "Kunst im Bundeskanzleramt" im dortigen Prunkstiegenhaus zu sehen. Sein Werk war unter anderem im Jahr 2012 umfassend im Bank Austria Kunstforum zu erleben, wo der Künstler 80 Arbeiten zeigte. Im selben Jahr widmete ihm auch die Kunsthalle Emden eine umfassende Werkschau. Zuletzt waren Brandl im Jahr 2020 sowohl im Kunsthaus Graz als auch im Belvedere 21 große Personalen gewidmet.
"Seine Malerei war radikal romantisch, seine Haltung kompromisslos ehrlich, seine Freundschaft ein Geschenk", würdigte Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig den Maler. Andreja Hribernik, Direktorin des Kunsthauses Graz, trauerte um "einen bedeutenden Künstler, der ein beeindruckendes Œuvre hinterlassen hat – eines, das auch das Morgen prägen wird". Für den steirischen Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) war Brandl "nicht nur ein sensibler Beobachter der Natur, sondern auch ein engagierter Mahner für ihren Schutz". Sein Pendant in Wien, Veronica Kaup-Hasler (SPÖ), sprach von einem "großen, passionierten Maler und visionären Bergseher, der sich – und damit auch die Betrachter*innen – von einengenden Vorstellungen von Abstraktion und Gegenständlichkeit, Kitsch und Pathos befreite."
Internationale Aufmerksamkeit
Herbert Brandl wurde am 17. Jänner 1959 in Graz geboren und studierte ab 1978 an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien unter anderem bei Peter Weibel. Eine "günstige Zeit", wie er sich einmal im APA-Gespräch erinnerte: "Anfang der 80er-Jahre hat sich sehr viel geändert. Vorher war das Interesse kaum da und für Jüngere war es sehr schwierig. Aber dann gab es im Galeriewesen einen Umbruch." Und so hat er es, gemeinsam mit anderen "Neuen Wilden aus Österreich" wie Hubert Schmalix, Erwin Bohatsch oder Hubert Scheibl, bald zu internationaler Aufmerksamkeit gebracht.
Im Ranking der "Liste der 100 erfolgreichsten heimischen Künstler" des Magazins "trend" fand er sich 2018 auf Platz 5 hinter VALIE EXPORT, Heimo Zobernig, Erwin Wurm und Günter Brus. Mit den ersten drei Künstlern hat er gemein, bereits den Österreich-Pavillon auf der Biennale von Venedig bespielt zu haben, wo er 2007 eines von 15 extra geschaffenen Werken im Freien präsentierte – quasi als eine Art Umdrehung der Plein-Air-Malerei.
"Ein Bergseher, kein Bergsteiger"
"Berge und Landschaften. Monotypien 2009-2010" nannte sich 2010 eine Brandl-Schau in der Albertina, bei der gleich 300 in nur zwei Jahren entstandene Drucke gezeigt wurden. "Ich bin ein Bergseher und kein Bergsteiger", so Brandl damals. Dennoch gehe er aber auch "immer wieder in die Natur", sagte er einmal. "Licht, Wind, Nebel, Felsen oder Wald interessieren mich, aber ich möchte kein Impressionist sein, der versucht, die Landschaft malerisch darzustellen."
Empfehlungen der Redaktion
Neues Terrain betrat Brandl im Vorjahr, als er extra für den Opernball das Gemälde "Spirit Rose" schuf, das im Anschluss für einen karitativen Zweck versteigert wurde. Am Heldenplatz wiederum war erst im heurigen März im Zuge der biennalen "Steiermark Schau" in einem der drei Pavillons ein stilisiertes Gebirge als Symbol für die Typografie des Bundeslandes zu sehen, das der Künstler in der Tradition der Panoramamalerei gestaltete. (APA/bearbeitet von tas)