Die Geschichte von Raynor und Moth Winn, die nach Verlust ihres Hauses den South West Coast Path wanderten, bewegte Millionen. Nun enthüllt eine Recherche, dass die Erfolgsautorin zentrale Fakten ihres Lebens verfälscht haben soll.

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Mit über zwei Millionen verkauften Exemplaren gehört "Der Salzpfad" zu den erfolgreichsten britischen Sachbüchern der letzten Jahre. Die herzzerreißende Geschichte des Ehepaars, das sein Zuhause verlor und trotz einer tödlichen Krankheitsdiagnose den 1.000 Kilometer langen Küstenpfad im Südwesten Englands wanderte, berührte Leser weltweit. Doch nun wirft eine umfangreiche Recherche von "The Observer" ein völlig neues Licht auf die vermeintlich wahre Geschichte.

Veruntreuung statt Betrug durch einen Freund

Im Buch beschreibt Raynor Winn, wie sie und ihr Mann Moth ihr "Traumhaus" in Wales verloren, nachdem ein Kindheitsfreund ihres Mannes sie zu einer Investition in sein Unternehmen überredet haben soll. Als das Unternehmen gescheitert sei, so Winn, habe der Freund sie verklagt und ein Richter habe die Zwangsversteigerung ihres Hauses angeordnet.

Die Wahrheit scheint jedoch eine ganz andere zu sein. Laut The Observer heißt die Autorin in Wirklichkeit Sally Walker und ihr Mann Tim Walker. Ros Hemmings, die Witwe von Walkers ehemaligem Arbeitgeber, behauptet, dass Walker als Buchhalterin in der Immobilienfirma ihres Mannes etwa 64.000 Pfund (74.300 Euro) veruntreut habe.

"Ihre Behauptung, dass alles nur ein Geschäftsdeal war, der schiefging, hat mich wirklich aufgeregt", zitiert "The Observer" Hemmings. "Wenn sie in Wirklichkeit das Geld von meinem Mann unterschlagen hat. Das hat mich krank gemacht."

Obdachlos trotz Haus in Frankreich?

Eine weitere Enthüllung betrifft die angebliche Obdachlosigkeit des Paares. In "Der Salzpfad" schreibt Winn, dass sie und ihr Mann nach der Zwangsversteigerung ihres Hauses nirgendwo hätten hingehen können und es keine andere Option gegeben habe, als in Großbritannien zu zelten.

Laut "The Observer" besaßen die Walkers jedoch seit 2007 ein Haus in Südwestfrankreich, etwa eineinhalb Stunden von Bordeaux entfernt. Französische Regierungsdokumente, die der Zeitung vorliegen, zeigen, dass das Paar das Haus immer noch besitzt.

Zweifel an der Krankheitsdiagnose

Im Zentrum von "Der Salzpfad" steht auch Moths Diagnose mit kortikobasaler Degeneration (CBD), einer seltenen neurologischen Erkrankung. Die typische Lebenserwartung nach Diagnose beträgt sechs bis acht Jahre.

Neun von "The Observer" befragte Neurologen und Forscher, die sich auf CBD spezialisiert haben, äußerten Skepsis angesichts der Angabe, dass Tim Walker seit 18 Jahren mit der Krankheit lebe und keine akuten Symptome zeige. "Ich wäre sehr skeptisch, dass es sich um kortikobalsale Degeneration handelt. Ich habe nie jemanden betreut, der so lange gelebt hat", sagte Professorin Michele Hu, Neurologin an der Universität Oxford.

Raynor Winn bestreitet die Vorwürfe

Raynor Winn selbst hat auf die Anschuldigungen reagiert und bezeichnet den Bericht als "höchst irreführend", wie "The Guardian" berichtet. "Wir nehmen rechtlichen Rat in Anspruch und werden vorerst keine weiteren Kommentare abgeben", erklärte sie. "Der Salzpfad" legt die physische und spirituelle Reise offen, die Moth und ich geteilt haben, eine Erfahrung, die uns vollständig verändert und den Lauf unseres Lebens verändert hat. Dies ist die wahre Geschichte unserer Reise."

Die PSPA, die einzige britische Wohltätigkeitsorganisation, die sich mit CBD befasst, hat inzwischen die Zusammenarbeit mit den Winns beendet und ein Video von Tim Walker von ihrer Website entfernt.

Gillian Anderson und Jason Isaacs in "Der Salzpfad"

Das Ehepaar Raynor (Gillian Anderson) und Moth Winn (Jason Isaacs) erhält eine verheerende gesundheitliche Diagnose und wird obdachlos. Sie fassen den Entschluss, zu wandern – in der Hoffnung, in der Natur Trost und ein Gefühl der Akzeptanz zu finden. Mit nur einem Zelt und ein paar lebensnotwendigen Dingen begeben sie sich auf den South West Coast Path – den längsten ununterbrochenen Wanderweg in England – von Minehead nach Poole entlang der Küste von Devon, Cornwall und Dorset. Jeder Schritt auf dem Weg ist dabei ein Zeugnis ihrer wachsenden Stärke und Entschlossenheit. "Der Salzpfad" nach dem gleichnamigen Weltbestseller der britischen Autorin Raynor Winn startet am 17. Juli in den Kinos.

Konsequenzen für Buch und Film

Der Film "Der Salzpfad" mit Gillian Anderson und Jason Isaacs in den Hauptrollen wurde erst vor fünf Wochen in Großbritannien veröffentlicht. In Deutschland startet der Film am 17. Juli. Die Produktionsfirmen Number 9 Films und Shadowplay Features erklärten: "Die im Observer erhobenen Vorwürfe beziehen sich auf das Buch und sind eine Angelegenheit für die Autorin Raynor Winn. Zum Zeitpunkt der Option oder der Produktion und des Vertriebs des Films gab es keine bekannten Ansprüche gegen das Buch."

Winn hat sich inzwischen von der bevorstehenden "Saltlines"-Tour zurückgezogen, bei der sie zusammen mit The Gigspanner Big Band an mehreren Orten in Großbritannien auftreten sollte. Ihr Verlag Michael Joseph, ein Imprint von Penguin, hat sich bisher nicht dazu geäußert, ob die für Oktober geplante Veröffentlichung ihres vierten Buches "On Winter Hill" wie geplant stattfinden wird.

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