Mit seinen Aussagen zu einem Ausschluss Israels vom kommenden ESC stieß JJ vielerorts auf Kritik. Nun meldet sich in der Causa auch das Staatsoberhaupt zu Wort.
Nach der Aufregung um israelkritische Äußerungen von Song-Contest-Gewinner
"Ich bin dagegen, eine Einzelperson beziehungsweise einen Künstler für das Verhalten einer Regierung verantwortlich zu machen", zitierte die "Kronen-Zeitung" aus einem Statement Van der Bellens. Man müsse aber zwischen der "unverrückbaren Haltung zum Staat Israel" und der Kritik an der Regierung von
JJ, der bürgerlich Johannes Pietsch heißt, hatte sich in Interviews mit spanischen Medien kritisch zu einer Teilnahme Israels am nächsten Song Contest geäußert, der in Österreich stattfinden wird. Er sei außerdem enttäuscht, dass Russland aus dem Bewerb ausgeschlossen wurde, Israel aber nicht. Beides seien Aggressoren.
Später ruderte JJ zurück und entschuldigte sich, sollten seine Worte missverstanden worden sein. "Obwohl ich die israelische Regierung kritisiere, verurteile ich jegliche Form von Gewalt gegen Zivilisten überall auf der Welt - sei es gegen Israelis oder Palästinenser. Zu diesem Thema werde ich mich nicht weiter äußern."
Van der Bellen: Israel unterstützen, ohne Kritik auszuklammern
Van der Bellen sprach sich nun deutlich gegen pauschale Urteile aus, sowohl was den israelischen Staat betrifft als auch gegen Künstler. Es sei essenziell, den Staat Israel zu unterstützen, ohne notwendige Kritik an Regierungshandlungen auszuklammern. Laut Medienberichten hielt der Präsident fest: "Etwas anderes ist das Verhalten der Regierung Netanyahu speziell im Fall Gaza."
Breite Kritik an JJs Worten
JJs Äußerungen hatten am Donnerstag breite Kritik nach sich gezogen. Der ORF betonte in einer Reaktion, dass es sich bei den betreffenden Aussagen um die Privatmeinung des Sängers handle.
Die European Broadcasting Union (EBU) als ESC-Veranstalterin verwies darauf, dass man ein Zusammenschluss aus vielen öffentlich-rechtlichen Sendern sei, nicht von Regierungen. Gegenüber globalen Ereignissen sei man nicht immun. Zentral sei, den Bewerb als "universales Event" zu bewahren, "das Verbindung, Diversität durch Musik befördert", teilte die EBU weiter mit. "Es ist nicht unsere Aufgabe, zwischen Konflikten Vergleiche zu ziehen."
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Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, bezeichnete JJs Äußerungen als "enttäuschend, aber vor allem gefährlich". Israels Botschafter in Österreich, David Roet, bot wiederum ein persönliches Treffen mit JJ an, um mit ihm über diese Themen zu sprechen. "Ich lade ihn herzlich ein, Israel zu besuchen - ich bin sicher, auch Yuval (Yuval Raphael, Israels ESC-Teilnehmerin und Überlebende der Hamas-Anschläge vom 7. Oktober 2023, Anm. d. Red.) würde sich freuen, ihn zu treffen. Manchmal kann es einen großen Unterschied machen, eine andere Perspektive zu hören."
Kritik gab es auch von politischer Seite: "Terror und Antisemitismus haben in unserer freien, pluralistischen Gesellschaft keinen Platz, genauso wenig wie Sympathien dafür", teilte etwa Alexander Pröll (ÖVP), Staatssekretär für Kampf gegen Antisemitismus, mit. (APA/bearbeitet von ank)