DSDS-Juror Xavier Naidoo steht wegen eines Videos in der Kritik. In dem Clip schwadroniert der Sänger über die angebliche große Gefahr für Deutsche, die von Ausländern ausgehen würde. RTL zeigt sich irritiert – und verlangt nun Antworten von Naidoo.

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Bereits in der Vergangenheit ist der Soul- und R&B-Sänger Xavier Naidoo mit rassistischen, antisemitischen, homophoben und verschwörungstheoretischen Äußerungen aufgefallen. Schon 1999 bezeichnete sich Naidoo in einem Interview mit "Musikexpress" als "Rassist, aber ohne Ansehen der Hautfarbe". 2014 sprach er auf einer Kundgebung von Reichsbürgern in Berlin.

Ein seit Montagabend im Internet kursierendes Video fügt sich in diese Reihe ein: "Aber was ist, wenn fast jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber ein Leben stiehlt", singt der 48-Jährige in dem gut einminütigen Clip. "Dann muss ich harte Worte wählen, denn keiner darf meine Leute quälen", heißt es weiter.

Das Video sorgt für massive Kritik, auch RTL hat bereits reagiert. Für den Sender arbeitet Naidoo als Juror bei der Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" (kurz DSDS).

Xavier Naidoo verbreitet rechtsextreme Falschmeldung

Denn Naidoo greift in seinem Video die in rechtsextremen und auch in AfD-Kreisen weit verbreitete Falschmeldung auf, nachdem täglich Flüchtlinge oder Migranten deutsche Staatsbürger ermorden würden. Auch der Hanauer Rechtsterrorist Tobias R. behauptete: "Angenommen pro Tag im Schnitt ist ein Deutscher getötet worden durch einen Ausländer."

Fakt ist: Von Januar bis September 2019 registrierte das Bundeskriminalamt (BKA) insgesamt 14 Fälle, bei denen Deutsche getötet wurden und bei denen Zuwanderer des Totschlags oder des Mordes verdächtigt wurden. Das heißt, die Polizei verzeichnet an jedem 20. Tag einen Fall.

Laut dem Nachrichtenportal "Watson" gab es 2018 ebenfalls unter Berufung auf BKA-Zahlen 61 vollendete Tötungsdelikte, an denen Zuwanderer mutmaßlich beteiligt waren, 2017 waren es 85, 2016 53. Wichtig: In der BKA-Statistik werden nur Verdächtige gezählt. Ob sie auch tatsächlich die Täter waren und verurteilt wurden, geht aus der Statistik nicht hervor.

RTL ist "irritiert von dem aufgetauchten Video"

In den Kommentarspalten werfen zahlreiche Nutzer Naidoo Rassismus vor. Wer das Video wann ins Netz stellte, ist unklar. Laut "t-online.de" tauchte der Clip erstmals am Montagabend auf Facebook auf.

RTL reagierte am Mittwochmorgen. Man sei "irritiert von dem aufgetauchten Video", schreibt der Kölner Privatsender auf Twitter. Seit Anfang 2019 ist Naidoo zusammen mit Dieter Bohlen, Oana Nechiti und Pietro Lombardi Juror der RTL-Show DSDS. "Wir distanzieren uns von jeglicher Form von Rassismus", schreibt der Sender weiter, der nun "klare Antworten" von dem Sänger erwartet.

Naidoo: "Auch meine Familie kam als Gast nach Deutschland"

Am Mittwochnachmittag wurde auf der offiziellen Facebook-Seite Naidoos eine Stellungnahme veröffentlicht. Demnach weist Naidoo die Vorwürfe entschieden zurück, Rassenhass und Fremdenfeindlichkeit seien dem Sänger völlig fremd. Der Text der im Internet kursierenden Videos würde aus dem Jahr 2018 stammen und sei falsch interpretiert worden.

Laut der Erklärung bekräftige Naidoo, dass Menschen, die vor Kriegen flüchten, Hilfe und uneingeschränkter Solidarität bedürfen. "Liebe und Respekt sind der einzige Weg für ein gesellschaftliches Miteinander", lässt sich der 48-Jährige zitieren.

Weiter heißt es: "Auch meine Familie kam als Gast nach Deutschland und hat sich natürlich an Recht und Moralvorstellungen des Gastgebers gehalten. Diese Selbstverständlichkeit sollte für alle gelten – auch wenn nur ein sehr kleiner Teil dies missverstanden hat. Aber gerade dieser kleine Teil belastet alle anderen, die hierdurch in 'Sippenhaft' genommen und durch eine erschreckende Zunahme an Gewaltakten in Gefahr gebracht werden."

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Update 11.03., 15:30 Uhr: Wir haben den Artikel um die Stellungnahme von Xavier Naidoo ergänzt.

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