Was, Sie arbeiten gerade nicht, sondern lesen stattdessen diesen Artikel? Sie sind wohl ein fauler Mensch, was? Schämen Sie sich! Oder noch besser: Schämen Sie sich nicht! Denn was wir über Faulheit gelernt haben, ist nur ein großes Missverständnis. Fragen Sie mal Bill – aber lieber nicht im Juni.

Christian Vock
Eine Satire
Diese Satire stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die Welt ist ein schlimmer Ort zurzeit, fangen wir also diesmal lieber mit einer guten Nachricht an, die können wir gebrauchen. Die gute Nachricht ist: Die Kaulitz-Brüder haben eine Woche lang keinen Alkohol getrunken. Wir erinnern uns: Tom und Bill hatten in den beiden vergangenen Episoden ihres Podcasts davon berichtet, wie sehr sie sich aufgrund diverser Feierlichkeiten mit alkoholischen Getränken ihre Lebern massiert haben. "Mir ging es so schlecht nach der letzten Folge", erklärt Bill in der neuesten Podcast-Ausgabe.

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Dementsprechend haben sich die Kaulitz-Bubens nun eine Woche lang selbst ausgenüchtert, was Tom als "Entwarnung" für all diejenigen wertet, die sich in puncto Alkoholismus Sorgen um die beiden gemacht hätten. Tom sieht sich also bereits auf dem Weg der Besserung, weil er eine Woche lang keinen Alkohol getrunken hat. Und wie könnten die Kaulitz-Twins diese neue Enthaltsamkeit besser feiern, als, na klar, mit einem Drink. Einen Grapefruit-Gin-Tonic hat Tom diesmal für sich und Bill gerührt und wir freuen uns einfach für die beiden mit und stoßen aus der Ferne an, Prost! Auf ein Leben ohne Alkohol!

Was Tom und der Juni im Juni gemeinsam haben

Kaum haben die beiden die neue Nüchternheit abgeschüttelt, werden wir auch schon Zeugen interessanter Gespräche. Zum Beispiel darüber, welches Tier Willi ist, der Bienenjunge aus "Die Biene Maja". Tom tippt auf eine Hummel, Bill auf einen Käfer. Außerdem überlegt Bill, sich in diesem Jahr zu Halloween als Schnecke zu verkleiden, Tom und Toms Frau haben diesbezüglich das Brainstorming noch nicht abgeschlossen. Und während Tom die Redewendung "danke schön" gut findet, fragt sich Bill, warum man nicht "danke hübsch" sagt.

Eine interessante Frage, die wir hier aber nicht klären können, denn diesmal soll es um eine noch interessantere Frage gehen. Denn Bill berichtet zunächst von seinem vollen Terminkalender im Juni. "Tom, wir haben im Juni nicht einen Tag frei", erklärt Bill seinem Bruder. Das ist in der Tat wenig freie Zeit, aber da geht es dem Juni genauso. Der muss im Juni auch durcharbeiten, noch nicht einmal am Wochenende ist ein freier Tag für den Juni im Juni drin. Aber dafür kann der Juni den Rest des Jahres die Füße hochlegen.

Den Luxus hat Bill nicht, nur nach der Netflix-Dokusoap-Premiere am 12. Juni will Bill kurz pausieren, denn "da will ich mich komplett aus dem Leben hauen". Ich gehe davon aus, dass Bill damit eine erneute Alkoholisierung meint – ein Luxus, den wiederum der Juni nicht hat, selbst im Juli nicht, wenn er wieder freihat. Tom und der Juni haben im Juni also eine Gemeinsamkeit: Sie werden voll sein. Doch bevor Bills Terminkalender ihm die freie Zeit raubt, nimmt er noch an ruhigen Momenten mit, was er kriegen kann: "Hab schon wieder eine Woche mein Haus nicht verlassen", erzählt Bill, woraufhin sein Bruder Tom zum Stilmittel der Generalisierung greift.

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Denn den vielen Schlaf, den sich sein Bruder gerade gönnt, könne Tom sich nicht leisten, schließlich würden ihn dann sowohl die Kinder als auch Angestellte so sehen. "Dann würde ich mich faul fühlen. Faul will man lieber heimlich sein", erklärt Tom und holt nun zum Generalangriff aus: "Per definitionem bist du ein fauler Mensch", wirft Tom seinem Bruder an den Kopf und der schließt sich Toms Definition an: "Ich bin zu allem zu faul. Ich bin zu faul, mir 'ne Pizza in den Ofen zu schieben. Da bestell' ich lieber."

Allerdings sei Bill nur privat faul, nicht beruflich, finden Bill und auch Tom und der sagt über seinen Bruder: "Du bist so faul, deshalb bist du auch so desinteressiert an vielen Sachen. […] Du arbeitest eigentlich nur so viel, weil’s dir solchen Spaß macht." Per definitionem nicht faul zu sein, bedeute aber laut Tom, "dass man dann auch mal Dinge macht, die einem keinen Spaß machen. Wie zum Beispiel Sport. Sich körperlich aktivieren, fit halten. Machst du gar nicht."

Ich nehme Bill ungern in Schutz, das macht mir keinen Spaß, nennen sie mich deshalb gerne faul, aber ich sehe das anders: Wenn jemand sein Geld mit Dingen verdient, die ihm Spaß machen, um dann die Dinge lassen zu können, die ihm keinen Spaß machen, dann nenne ich das nicht faul, sondern clever. Bill könnte sich natürlich mit Sport fit halten, damit er gesund bleibt und ein langes Leben hat. Nur hätte er dieses Mehr an Lebensjahren ja dann mit Sport verplempert. Eine sogenannte Milchmädchenrechnung also.

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Tom hat aber noch eine Definition von faul. "Nicht faul sein, bedeutet auch, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, ein Instrument zu erlernen zum Beispiel, das Gehirn zu trainieren. Sich herauszufordern." Auch hier sitzt Tom einem Irrtum auf. Denn Dinge zu tun, um nicht als faul zu gelten, ist so ziemlich das Dümmste, was man machen kann. Dinge sollte man tun, weil sie einem Spaß machen, dann ist auch der Erfolg am größten. Man lernt am besten, wenn man auch empfänglich dafür ist und nicht, damit man nicht als faul gilt. Deshalb ist eine Schule, die keinen Spaß, sondern Angst macht, die größte Zeitverschwendung, die man sich vorstellen kann.

Aber woher kommt dieser Glaube, dass einem Dinge keinen Spaß machen dürfen? Warum glauben wir, dass faul zu sein etwas Schlechtes ist? Vielleicht ja von Aussagen wie dieser: "Mit Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance werden wir den Wohlstand dieses Landes nicht erhalten können", behauptete Bundeskanzler Friedrich Merz vor kurzem. Merz selbst, das wissen viele vielleicht gar nicht, hat sich jahrelang seine Hände in verschiedenen Aufsichtsräten wund geschuftet. Und das auch nur zum Mindestlohn, bis er mit Ach und Krach seine Million beisammen hatte.

Sein Generalsekretär, Carsten Linnemann, ist ebenfalls ein unermüdlicher Arbeiter. Selbst wenn andere abends faul vor Polittalkshows sitzen, geht der CDU noch seiner Arbeit nach und fordert bei "Caren Miosga" zum Thema Leistungsbereitschaft, Rentner in Deutschland müssten mehr arbeiten. Das finde ich auch, gerade Rentner sind wirklich sehr faul und könnten deutlich mehr arbeiten. Vielleicht findet sich ja ein pensionierter Lehrer, der bereit ist, Carsten Linnemann noch einmal die Idee hinter "Rente" zu erklären.

Zum Schluss kann sich Bill aber noch einmal kurz aufraffen und verkünden, dass am 12. Juni eine Bombe platzen werde. Dann erfahre man nämlich endlich, "worüber ich so ein Geheimnis gemacht habe". Es soll etwas Weltveränderndes sein, "eine ganz große Nummer", die da auf uns zukommen werde und auch ich bin schon ganz gespannt darauf. Ich hoffe nur, dass ich mich dann auch aufraffen kann, mir diese Neuigkeit anzuhören.