Bill und Tom sind mal wieder durch die Welt geflitzt. Oktoberfest, Afrika, Frankreich und nun wieder Los Angeles. Zwischendrin hatte Tom noch einen kurzen Aufenthalt in der Schweiz und dort hat er etwas entdeckt, wie er in der neuesten Ausgabe seines Podcasts "Kaulitz Hills" erzählt: die Schweizer Freundlichkeit. Viel mehr wissen Tom und Bill allerdings nicht über die Schweiz. Zeit für ein bisschen Aufklärung.
"Bonjour sag ich schon mal", sagt Bill schon mal in der neuesten Folge "Kaulitz Hills" und legt damit gleich zwei Fährten. Denn zum einen will Bill darauf hinweisen, dass die beiden Brüder gerade von der dortigen Fashion Week aus Frankreich zurück nach Los Angeles gekommen sind und zum anderen, das transportiert Bill quasi zwischen den Zeilen, dass ein "Bonjour" als Begrüßung in Ordnung geht. Ein "Salut" hingegen finden die Kaulitz-Twins selbst in Frankreich "ein bisschen trottelig". Das ist eine einigermaßen erstaunliche Einschätzung, kommen Franzosen doch mit einem "Salut" seit Jahren gut zurecht.
Aber die Sache mit der Sprache ist tatsächlich verzwickt und das stellen Bill und Tom im Laufe der Folge noch ein anderes Mal fest. Nämlich, als Tom auf die Schweizer zu sprechen kommt. "Ich hab nur positive Erfahrungen mit Schweizern gemacht", erzählt Tom und das kann ich gut nachvollziehen. Viele reiche Menschen haben mit Schweizern nur positive Erfahrungen gemacht. In St. Moritz zum Beispiel lässt es sich einfach herrlich Ski fahren, ohne dass einen die Nicht-Reichen dabei nerven. Und zum Dank passen die Schweizer für einen auch noch so lieb aufs Geld auf. Das nenne ich Service!
Warum können Deutsche kein Schweizerdeutsch?
Bevor Sie aber jetzt in die Schweiz fahren: Die Schweiz ist nur etwas für die Reichen UND Schönen. Fürs Reichsein kriegen Sie in der Schweiz alles. Nur schön zu sein, dafür kriegen Sie nix. Wenn Sie nur schön sind, gehen Sie nicht in die Schweiz, sondern zu "Germany’s Next Topmodel". Oder, noch besserer Tipp: Wenn Sie nur schön sind, gehen Sie in die Schule. Das ist noch besser, als sich von Toms Frau veralbern zu lassen. Aber wir waren ja bei den Schweizern und über die sagt Tom noch etwas.
"Das frag ich mich bis heute: Warum ist das eigentlich so, dass die uns gut verstehen und wir sie nicht?", fragt sich Tom. Dass er sich diese Frage bis heute stellt, deutet darauf hin, dass sie ihn zwar sehr beschäftigen muss, er bis dato aber noch keine Hilfe in Anspruch genommen hat. Sonst hätte er ja vielleicht schon eine Antwort gefunden, aber zum Glück hat er ja seinen Bruder Bill: "Weil die können ja auch Hochdeutsch, wenn sie wollen", lautet Bills Erklärung, doch die wirft bei Tom noch mehr Fragen auf: "Aber warum können wir dann kein Schweizerdeutsch, wenn wir wollen?"
"Na, weil das wie so eine eigene Sprache ist", hat Bill auch darauf eine Antwort, doch so langsam entwickelt sich das Gespräch zu einem Missverständnis.
"Das meine ich, aber warum können sie dann unsere auch?", fragt Tom wieder und Bill erklärt: "Weil das ja davon abgeleitet ist." Schweizerdeutsch zu sprechen sei, meint Bill, wie wenn man von einem Dialekt aufs Hochdeutsche wechsele "Es gibt ja auch Leute, die sprechen einen ganz krassen Dialekt auch in Deutschland", erklärt Bill und das leuchtet Tom ein, denn noch vor zehn Jahren habe er selbst kein Hochdeutsch, sondern nur Magdeburger Dialekt sprechen können.
Wie Schweizerdeutsch entstanden ist
"In der Schule kriegen die ja auch Hochdeutsch beigebracht, oder?", weitet Bill die Fragestellung aus und ergänzt: "Oder meinst du, die Deutsch-Lehrerin redet dann mit so einem Schweizerdeutsch?"
"Auf jeden Fall redet die auf Schweizerdeutsch", ist sich Tom sicher, er glaubt lediglich, dass Schweizer nicht auch noch auf Schweizerdeutsch schreiben. Das klingt erst einmal alles plausibel, doch die wirklich richtigen Antworten sehen ein bisschen anders aus.
Warum die Schweizer Hochdeutsch können, die Deutschen aber kein Schweizerdeutsch, liegt schlicht daran, dass Schweizerdeutsch das nächste Level von Deutsch ist. Die Schweizer haben, das muss irgendwann an einem Dienstagnachmittag gewesen sein, Deutsch plötzlich durchgespielt, und bevor sie sich langweilen, einfach den Schwierigkeitsgrad erhöht. Das ging zwar ein bisschen zu Lasten der Geschwindigkeit, aber man hört es heute noch raus. Schließlich würde niemand "Chatz" sagen, wenn er auch "Katze" sagen könnte. Schweizer hingegen sind Next-Level-Sprecher, können "Katze" und "Chatz" sagen, Deutsche kriegen nur ein "Katze" hin.
"Oder meinst du die Deutsch-Lehrerin redet dann mit so einem Schweizerdeutsch?", will Bill noch wissen und die Antwort ist hier ein bisschen komplexer, als Toms "Auf jeden Fall redet die auf Schweizerdeutsch". Denn eine Schweizer Deutsch-Lehrerin redet natürlich nicht Schweizerdeutsch, sonst wäre sie ja keine Schweizer Deutsch-Lehrerin, sondern eine Schweizer Schweizerdeutsch-Lehrerin. Allerdings kann in der Schweiz nur eine Schweizer Schweizerdeutsch-Lehrerin überhaupt Deutsch unterrichten, denn eine deutsche Schweizerdeutsch-Lehrerin gibt es nicht – aus oben genannten Gründen, Stichwort "Chatz" und "Katze".
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Wie schreibt man Schweizerdeutsch?
Anders, aber doch ähnlich verhält es sich mit Bills Frage, ob Schweizer auch noch auf Schweizerdeutsch schreiben. Tom glaubte das nicht und hat damit ein bisschen recht. Denn tatsächlich ist das geschriebene Schweizerdeutsch schon Level drei. Manche Schweizer haben es schon erreicht, andere noch nicht. Hinzu kommen die vielen Schweizer Dialekte, die eine gemeinsame Schweizer Schriftsprache noch schwieriger machen. Weil die Schweizer auch ein sehr inklusives Volk sind, nehmen sie deshalb fürs Schreiben noch Hochdeutsch, quasi als eine Art Einsteiger-Variante. Das ist auch für Schweizer Babys wichtig, denn die können nach der Geburt ja noch gar kein Schweizerdeutsch. Hochdeutsch verstehen aber alle, sogar die meisten Deutschen.
Trotzdem kommt es immer noch zu Missverständnissen zwischen Deutschen und Schweizern. So glauben viele Deutsche nicht nur, dass Schweizer ständig einen Apfel auf dem Kopf tragen, sondern auch, dass Schweizerdeutsch so niedlich sei, weil die Schweizer an ihre Wörter immer ein "-li" dranhängen. Das ist aber so nicht richtig. Süße Schweizer Katzen sagen zum Beispiel nicht "Miauli". Nein, das "-li" am Ende dient nicht der Verniedlichung, sondern der Mengenangabe. Nehmen wir zum Beispiel das Wort "Müsli". Möchte man in der Schweiz ein normalgroßes Müsli haben, muss man ein "Müs" bestellen. Mit "Müsli" bekommt man nur ein kleines Müs. Ein kleines Müsli ist in der Schweiz aber ein "Müslili". Das kann man sich so vorstellen, wie wenn man in Deutschland ein kleines Brötchen haben möchte. Dann sagt man ja auch: "Ich hätte gerne ein Brötchenchen."
"Egal, wir wissen es nicht", fasst Tom die Schweizerdeutsch-Kenntnisse der Brüder zusammen und hat einen Vorschlag, um das Wissen der beiden zu erweitern: "Es können sich ja mal ein paar Schweizer melden." Eine gute Idee, wie ich finde, die Frage ist nur, ob Tom die Schweizer dann auch versteht. Sollten Sie also Schweizer sein, melden Sie sich lieber auf Hochdeutsch oder im Magdeburger Dialekt. Und bitte nehmen Sie endlich diesen albernen Apfel vom Kopf!