Viel hat sich nicht geändert in der dritten Staffel von "Sing meinen Song – Das Tauschkonzert". Die Sänger versichern sich weiterhin permanent, wie grandios sie sind, die gecoverten Lieder sind vorhersehbar. Doch einer der neuen Teilnehmer kann wirklich überraschen.

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Wenn innerhalb der ersten 30 Sekunden bereits Begriffe wie "TV-Geschichte", "großes Kino" und "die beste Show im deutschen Fernsehen" fallen, kann das nur eines heißen: "Sing meinen Song" geht in einer weitere Runde.

Das Format, bei dem es Selbstdarstellung nur im Superlativ gibt und das vor zwei Jahren damit überraschte, dass Musik im Fernsehen doch Quote bringen kann, abseits vom Zuchtmeister-Ton der Casting-Shows.

In "Sing meinen Song" muss niemand etwas befürchten. Hier streichelt sich die versammelte deutsche Musikprominenz konsequent die empfindlichen Künstlergemüter.

Natürlich ist das kein Zufall. Keine andere Show im deutschen Fernsehen bietet den teilnehmenden Künstlern über Wochen so breite TV-Aufmerksamkeit. Passend dazu werden Alben veröffentlicht (Samy Deluxe) und Tourneen gestartet (The Boss Hoss und Nena). Im vergangenen Jahr stiegen während der Show gleich mehrere der Teilnehmer mit ihren Alben in die Top 10 ein.

Wer bei "Sing meinen Song" teilnimmt, bekommt PR in einem Umfang, wie es keine Plattenfirma leisten kann. Zum Nulltarif. Da ist ein bisschen Friede, Freude, Eierkuchen durchaus angebracht.

Nena ist "geflasht"

Das erklärt auch, warum die Teilnehmer von Jahr zu Jahr exklusiver werden. Diesmal sind es neben Gastgeber Xavier Naidoo, Nena, Samy Deluxe, The Boss Hoss, Annett Louisan, Wolfgang Niedecken und der Schweizer Sänger Seven. Das bietet zumindest für die dritte Staffel eine bisher nicht gekannte Bandbreite.

In der ersten Sendung interpretieren die Teilnehmer die Songs von Nena. Die hat schließlich von allen Anwesenden die meisten Hits gelandet. Oder wie es in der Show so bescheiden wie üblich heißt: "eine Ikone" sei sie, und es wäre "eine Ehre", ihre Lieder singen zu dürfen.

Den Anfang machen The Boss Hoss. "Leuchtturm" ist der erste Song, den sie bisher auf Deutsch gesungen haben. "Ich weiß überhaupt nicht, was die jetzt machen", sagt Nena. Nun ja, das gleiche wie sonst auch: Brummel-Country, nur eben in ihrer Muttersprache.

Nena rastet trotzdem bereits beim ersten Refrain aus. Was keine große Leistung ist, die Sängerin ist bekanntermaßen seit Jahrzehnten nah an der Hysterie gebaut.

Samy Deluxe widmet sich direkt danach "Berufsjugendlich" von Nenas letztem Album. Passenderweise hat das der Rapper produziert - womit auch geklärt wäre, was der Hamburger in den letzten Jahren gemacht hat.

Sein Vortrag ist eher durchschnittlich. Rappen und singen, das sind eben doch zwei verschiedene Dinge. Und Nena? Die ist natürlich trotzdem "geflasht", Samy sei einfach ein "super Sänger". Was soll man auch sagen, wenn das Gegenüber die eigene Platte produziert hat?

Alles wie immer

Sowieso ist Nena eine dankbare Künstlerin für die Auftaktfolge der dritten Staffel. Als Annett Louisan sich bei ihrer Version von "Nur geträumt" zu der Sängerin auf die Couch setzt, schreit die: "Wuuuuuuhhhhh!", reißt die Arme in die Luft, schüttelt die Haare und lacht und lacht und lacht. Also alles wie immer.

Überraschungen gibt es in der ersten Folge der Musikshow kaum. Xavier Naidoo singt die übliche Soul-Pop-Ballade, Wolfgang Niedecken gibt die Stones auf Kölsch, Annett Louisan säuselt sich durch ihren Sixties-Chanson-Pop. Die versprochene Bandbreite ist da, außerhalb der eigenen Komfortzone bewegt sich aber niemand.

Frischen Wind bringt einzig der Schweizer Künstler Seven in die Sendung. Seven, gebürtig Jan Dettwyler, hat sich Nenas größten Hit "99 Luftballons" vorgenommen und vergisst nach einigen Sekunden gleich mal den Text.

Das ändert nichts daran, dass seine Funk-Version mit Sicherheit der kreativste Cover-Song der Show ist, der selbst Nena überrascht. Die Reaktion ist trotzdem die gleiche: "Wuuuuuuhhhhh!", Haare schütteln, lachen - sie kann halt einfach nicht anders.

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