Nach der regulären "Fernsehgarten"-Saison begrüßte Andrea Kiewel am Sonntagmittag zur ersten von zwei "Fernsehgarten on Tour"-Ausgaben. Im Saarland wollte Kiewel anlässlich der Deutschen Einheit grillen und schwenken und eine riesengroße Tanz-Party in Saarbrücken feiern. Saarbrücken war auch bereit – nur die Saarbrücker nicht.
Der "Fernsehgarten" ist tot, es lebe der "Fernsehgarten on Tour". Nach der Saison des regulären "Fernsehgarten" geht die Show in die Nachspielzeit und ist für zwei finale Ausgaben "on Tour". Wohin die Show reist, ist nicht ganz selbstbestimmt, denn man hat sich dafür entschieden, den "Fernsehgarten" immer dorthin zu schicken, wo gerade die Feierlichkeiten zur Deutschen Einheit stattfinden oder gerade stattfanden.
Aber auch dieser Veranstaltungsort ist vorgegeben, denn gefeiert wird immer in dem Bundesland, das gerade den Vorsitz im Bundesrat hat. Diesmal ist dies das Saarland und so begrüßt Andrea Kiewel am Sonntag ihre Zuschauer aus dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte im Saarland. Aber die erste "Fernsehgarten on Tour"-Ausgabe ist mehr als eine verlängerte Einheitsfeier. Sie ist nach all dem Mallorca- und Oktoberfest-Remmidemmi auch so etwas wie die akustische Eistonne für die Zuschauer, ein Ermüdungsbecken für Gehirn und Ohren.
Zwischen Schwenkgrill und "Mega-Weltstar"
Denn im Gegensatz zu all dem üblichen Viervierteltakt-Geklatsche, den Gaga-Spielchen und dem Stimmungsgegröle geht es in der ersten der beiden Zusatzshows traditionell wesentlich gediegener zu. Eine Info, die der Off-Sprecher offenbar nicht hatte, denn er holt Moderatorin
Für den kündigt Kiewel musikalische Gäste an, "eine tolle Stadtchallenge" und den einzigen Saarländer, der im Weltall war. Außerdem prophezeit Kiewel "Wir werden grillen", was in der Praxis bedeutet, dass sie mit dem Saarländer und Fernsehkoch
Nun komme gleich "ein Song, den wir alle, alle kennen", sagt Kiewel und das verspricht selten etwas Gutes. In der Tat kündigt Kiewel den Song "Cotton Eye Joe" an, mit dem die schwedische Band Rednex 1994 gleichermaßen Stimmung wie Kopfschmerzen herbei gefiedelt hat. Nun komme aber gleich nicht Rednex, sondern "ein Mega-Weltstar". Tatsächlich verwechselt Kiewel hier die Worte "Mega-Weltstar" und "One-Hit-Wonder", denn
Riesenparty? Geht so
Auch bei der "tollen Stadtchallenge" konnte Kiewel nur weniger halten, als sie versprochen hatte. Dabei hatte sie extra Detlev Soost eingeladen, damit der nach Saarbrücken fährt und mit den Saarländerinnen und Saarländern ein paar Tanzschritte auf den dortigen Ludwigsplatz zaubert. "Die Saarländer haben eine gute Tanzkultur", behauptete Soost noch bei Kiewel, doch so sehr der Choreograph und "Fernsehgarten"-Reporterin Jessica Schöne die Leute im Saarland mit "Riesenparty!" und "das ist der Hammer" von den Fernsehern weg zum Ludwigsplatz locken wollen – der Erfolg ist überschaubar.
"Wo sind die Leute?", fragt Kiewel in einer Zwischenschalte ein wenig entgeistert, als hinter Schöne nur eine Handvoll Leute zu sehen ist. Vielleicht lag es am Regen in Saarbrücken oder daran, dass die Zuschauer lieber Christian Rach beim Schwenken vom Sofa aus zusehen wollten: Für die Schluss-Perfomance verirrten sich nur etwa 100 Leute auf den Ludwigsplatz. Aber besser, etwas wagen und scheitern, als erst gar nichts probieren.
Das hat sich wohl auch Matthias Maurer gedacht, aber nicht bei seinem Besuch des "Fernsehgarten", sondern bei seiner Bewerbung zum ESA-Astronauten. Nach seinem Ausflug ins All ist er nun trotzdem beim "Fernsehgarten" gelandet und stellt sich dort den vielen Fragen von Andrea Kiewel. Die sind irgendwo angesiedelt zwischen "Glaubst du als Wissenschaftler im All an Gott" und "Was ist denn, wenn man brechen muss?" Die Antworten lauten sinngemäß "nein" und "was muss, das muss."
Ein bisschen viel Lobhudelei
Egal, ob "Stadtchallenge" oder "Mega-Weltstar", es wurde ziemlich viel ziemlich hochgejubelt am Sonntag, doch am besten machte diesen Job Anke Rehlinger. Die Ministerpräsidentin des Saarlands saß ebenfalls im "Fernsehgarten" und durfte bei ihrem Kurzinterview mit Kiewel das Saarland und die Saarländer in den Himmel und darüber hinaus loben. "Lebensfreude pur" versprühe man im Saarland, kein Wunder, schließlich sei man "ein total nettes Völkchen", "bodenständig" und außerdem "ein Land der Schaffer und Macher".
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Das ist als Repräsentantin und Chefin ihres Bundeslandes in der Summe zwar reichlich übertrieben, aber gewissermaßen auch ihr Job und von Amtskollegen Markus Söder hört man so etwas auch ohne "Fernsehgarten" jeden Tag. Dass Andrea Kiewel aber in diese Lobhudelei noch mit einstimmen musste, war dann alles in allem ein bisschen zu viel. "Saarbrücken kann Live-Fernsehen, Saarbrücken kann Fernsehgarten", behauptet Kiewel, dabei saßen die Zuschauer bis dahin einfach nur da und klatschten an der richtigen Stelle.
Und sonst so? Ansonsten ist noch eine Frau zu Gast, die zeigt, wie man Teppiche selbst macht, ein Parkour-Sportler turnt durch die Völklinger Hütte und Andrea Kiewel interviewt einen Zuschauer, der einst in dem Eisenwerk gearbeitet hat. Als sie ihn auf seinen Körper anspricht, glaubt Kiewel wohl einen mächtigen Stahlkocher vor sich zu haben. Doch auf ihre Frage, was er dort im Werk gemacht habe, antwortet der Mann "Bürokaufmann." Am Ende war es dann also doch noch irgendwie ein ganz normaler "Fernsehgarten".