31 Grad und es wird noch heißer? Am Sonntagmittag "discofoxten" sich Andrea Kiewel und ihre musikalischen Gäste bei hochsommerlichen Temperaturen durch den "ZDF-Fernsehgarten". Da war von beschwingt bis langweilig alles dabei, und ein Gast verriet, wer beim Auftritt von Wolfgang Petry bei der Frauen-Nationalmannschaft endlich einmal lächeln durfte.
31 Grad sind es am Sonntagmittag auf dem Mainzer Lerchenberg und für alle Zuschauer, die es nicht unter irgendeine Überdachung geschafft haben und in der prallen Sonne rösten, dürften sich die Temperaturen sogar noch höher angefühlt haben. Da könnte der Off-Sprecher für noch mehr Schweißperlen gesorgt haben, als er zu Begrüßung nicht nur einen "heißen 'ZDF-Fernsehgarten'" verspricht, sondern dass es auch noch heißer werden würde.
Warum es noch heißer wird, erklärt er auch gleich: "Denn wir tanzen Discofox". Tatsächlich ist man beim "Fernsehgarten" diesmal am Puls der Zeit – und zwar der Zeit von vor 50 Jahren. Denn mit dem Motto "Discofox" hat man sich am Sonntagmittag den Modetanz der 1970er und 1980er Jahre vorgenommen. Oder wie es
"Megastars" beim "ZDF-Fernsehgarten"?
Damit liegt Kiewel richtig, denn tatsächlich wird diesmal wieder Schlager im Viervierteltakt aus den Lautsprechern ballern und trotz der Hitze finden sich etliche Paare, die sich dazu bei Discofox über die Tanzflächen schieben. An einer anderen Stelle hingegen schwindelt Kiewel. Zumindest beschönigt sie die Gästeliste, als sie "Megastars" aus Deutschland, Österreich und der Schweiz verspricht.
Was die musikalischen Gäste aber neben ihrem Nicht-Megastar-Status eint: Das Discofox-Motto lässt sich hier zu "Ein Bett im Kornfeld" genauso umsetzen wie zu "Nacht wach", Anita Hofmanns umgetexteter Version von Donna Summers "Hot Stuff". Das ist auch gut so, denn ansonsten tut sich der "ZDF-Fernsehgarten" mit dem Motto keinen Gefallen. Denn "Discofox" wurde seinerzeit zum Tanzen gemacht und nicht zum Zusehen in einer Sonntagmittagsunterhaltungsshow. Für das obligatorische Rahmenprogramm des "Fernsehgartens" ist "Discofox" deshalb grundsätzlich nur bedingt geeignet.
Discofox, Rock-‘N‘-Roll – irgendwas mit Tanzen
Hinzu kommt, dass es Discos nicht mehr gibt, sondern nur noch "Clubs" und wenn dort etwas getanzt wird, dann ist das kein Discofox. Discofox, das ist was für Schlagerpartys und Stadtfeste – wenn man dazu tanzen möchte. Wenn man dazu aber ein Rahmenprogramm für eine TV-Show basteln will, hätte man ja zum Beispiel einen Tanzlehrer hinstellen können, der erklärt, was zu tun ist, sollte einen jemand aus der Generation Ü60 mal zum Tanzen auffordern. Mit anderen Worten: Es hätte sich bestimmt was fürs Rahmenprogramm gefunden.
Stattdessen hat man diesmal die Show-Schwerpunkte auf zwei Köche und eine Köchin und ein Jux-Elfmeter-Schießen verteilt. Und ausgerechnet bei dem Programmpunkt, bei dem man das Discofox-Motto am besten hätte unterbringen können, entschied man sich für das genaue Gegenteil. Denn statt sich mal mit Discofox auseinanderzusetzen – wenn auch auf "Fernsehgarten"-Niveau – hatte Kiewel ein Rock-‘N‘-Roll-Akrobatik-Paar eingeladen. Und so tanzen dann eben in einer Discofox-Ausgabe zwei Rock-‘N‘-Roller zu "Mambo Italiano". Kann man sich eigentlich nicht ausdenken.
Allen Zuschauern, denen solche Motto-Details egal sind, wird die "Fernsehgarten"-Ausgabe am Sonntag trotzdem gefallen haben, weil alles dabei war, wofür der "Fernsehgarten" eben so steht – und diesmal sogar mit mehr Inhalt. Denn beim obligatorischen Koch-Part brutzelten die Köche Silvio Germann, Julia Komp und Richard Rauch Gerichte aus ihren Heimatländern Schweiz, Deutschland und Österreich, diesmal aber in Überlänge – und mit ein paar Hängerchen.
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Denn während die drei Köche am Herd kochten, löcherte sie Kiewel mit Fragen. Aber am wenigsten über das, was sie da gerade zubereiten. Am Ende weiß man viel über das Verhältnis der Köche zu Lakritze, ihrem Elternhaus, Reisen, Musik oder japanischen Winkekatzen, aber wenig darüber, wie die Forelle von Julia Komp eigentlich zubereitet wird. Aber wen das interessiert, bekommt auf der Webseite der Show wenigstens das Rezept.
Richtig langweilig wird es aber, als Kiewel die drei Köche sowie die Mitglieder von Voxxclub zu Tisch bittet und dort die Gerichte verköstigt. Da kann man dann als Zuschauer minutenlang zusehen, wie Menschen essen und sich fragen, ob das wirklich noch TV-Unterhaltung oder schon die Mittagsversion der "schönsten Bahnstrecken Deutschlands" ist. Für einen Power-Nap zur Mittagszeit aber genau richtig.
Ähnliches kann man über die Idee sagen, Laura Dick, die Torwächterin der deutschen U-23-Nationalmannschaft, einzuladen, damit Semino Rossi und Voxxclub mit allerlei Bällen auf ihr Tor schießen. Wenn da etwa Semino Rossi versucht, einen Tennisball mit dem Fuß zu treffen, darf man sich fragen, ob das wirklich das Beste war, was beim Brainstorming des "Fernsehgarten"-Teams rausgekommen ist. Unterhaltsamer war dafür aber das Gespräch, das Andrea Kiewel zuvor mit Laura Dick führte.
Wer sich besonders über Wolfgang Petry gefreut hat
Denn dort plauderte die U-23-Nationalspielerin aus, wie es dazu kam, dass Wolfgang Petry vor ein paar Tagen die deutsche A-Fußballnationalmannschaft der Frauen in deren EM-Trainingslager besuchte. Ihre Vereinskollegin Selina Cerci habe ihr über den Auftritt
Irgendein Lied sei zudem ein Motto der Mannschaft und in der Tat sieht man bei den Bildern des Auftritts nicht nur Bundestrainer und Petry-Fan Wück, sondern auch die Spielerinnen begeistert mitsingen. Wenn schon nichts über Discofox oder über die Zubereitung von Forellen, so erfuhr man am Sonntagmittag immerhin ein bisschen was über Christian Wück und die Nationalmannschaft. Bei 31 Grad muss das reichen.