In der inzwischen 23. Folge der neuen Staffel "Germany’s next Topmodel" will Canel beinahe Sex mit ihrem Partner gehabt haben, so doll muss das Shooting gewesen sein. Auch wenn das auszuschließen ist, ist es doch nicht das einzige Missverständnis, das es an diesem Donnerstagabend bei GNTM gegeben hat.
Nach über vier Monaten intensiver Suche hat
Das ergibt zwar überhaupt keinen Sinn, aber dazu gleich mehr. Erst einmal wird Christian Düren vorstellig. "Ich bin Moderator und Journalist", behauptet Düren und zumindest die Sache mit der Moderation ist durch etliche Folgen des Pro7-Boulevard-Magazins "taff" belegt. Für die GNTM-Redaktion reicht das, um Düren den Models ein "Media Coaching" zukommen zu lassen. Die erste Lektion hat Düren allerdings für die Zuschauer: "Es gibt nichts Schlimmeres, als nicht in der Presse stattzufinden."
Eine kühne Behauptung, denn zum einen gibt es eine ganze Menge anderer Dinge, die schlimmer sind, als nicht in der Presse stattzufinden und zum anderen finden Millionen Menschen nicht in der Presse statt und kommen damit ganz gut zurecht. Aber vertrauen wir Düren einfach mal, der wird das schon wissen, schließlich fand er wochenlang als "der Neue" von
"Media Coaching" bei "Germany’s Next Topmodel"
Nun also spielt Düren Journalist und gibt den Models ein "Media Coaching", damit die später, wenn sie mal mit der Presse reden, vorbereitet sind und ein gutes Bild in der Öffentlichkeit abgeben. Dass das überhaupt keinen Sinn ergibt, weil ja bereits das "Media Coaching" in der Öffentlichkeit stattfindet, scheint aber keiner der Beteiligten zu bemerken. Düren auch nicht, stattdessen haut er Sätze raus wie: "Ganz wichtig ist in Presse-Interviews, zu wissen: Da sitzt jemand, der am Ende eine gute Geschichte haben will. Und die muss ich ihm einerseits liefern, aber gleichzeitig darf ich mich nicht ausliefern an diese Geschichte."
Da weiß man nicht, was trauriger ist: Dass Düren wirklich so ein Verständnis von Journalismus hat oder dass die Models diesen Quark glauben. "Die Presse ist entweder dein Freund oder dein Feind", wird jedenfalls Model Moritz später noch sagen, mit seriösem Journalismus hat all das aber nichts zu tun. Und wie zum Beweis tauchen zwei Vertreterinnen der Klatsch-und-Tratsch-Zunft auf, einmal von der "Bild" und einmal von der "Bunten". Die Models sollen nämlich das von Düren in und vor ein paar Minuten Gelernte gleich in der Praxis anwenden.
Und so lassen sich die Models tatsächlich Fragen wie "Aber du bist jetzt nicht Jungfrau?" gefallen, ohne die Gegenfrage zu stellen, ob die Interviewerin zu lange in der Sonne war. Am Ende erfährt man, dass Kevin ein Einzelkämpfer ist, Daniela noch Jungfrau und Eliob mal seinen Samen gespendet hat. Die beiden Tratsch-Damen haben also beisammen, was sie glaubten, haben zu wollen und sowohl bei GNTM als auch bei "Bild" und "Bunte" kann man sich freuen, beim jeweils anderen stattgefunden zu haben.
Ein Kackstreifen am Horizont
Aber die Interview-Episode hat noch etwas anderes bewirkt. Denn in den Wartezeiten rollen Kevin und Aaliyah noch einmal den Hygiene-Streit auf. Der wurde in der vergangenen Woche nur angeteasert, geht aber darum, dass Kevin und Moritz in der Familien-Episode ein Zimmer im Damen-Trakt beziehen durften, die beiden dort aber unhygienische Zustände vorgefunden haben wollen. Sogar einen "Kackstreifen" will Kevin in der Toilette ausgemacht haben. Nun geht man sich genau deswegen an, kommt aber zu keiner Einigung.
Die Szene ist aber deshalb nicht ohne Relevanz, denn etwas später müssen ausgerechnet Kevin und Aaliyah bei einem Fotoshooting ein Liebespaar spielen. Die Klum trägt nämlich ihre alten Ideen von 2017 auf. Damals wurden die Models in Unterwäsche auf einem Bett durch Hollywood gefahren und mussten sich in den Laken rekeln. Einziger Unterschied: Wurden seinerzeit extra Male-Models gebucht, müssen die Damen diesmal auf ihre männlichen Staffel-Kollegen zurückgreifen.
Clever, denn das spart einerseits Geld, andererseits kann man so noch ein bisschen mit Befindlichkeiten der Models spielen. Schließlich sind die miteinander befreundet, müssen nun aber zwei Liebende spielen. "Wenn wir uns küssen, finde ich das nicht schlimm", arbeitet sich beispielsweise Moritz durch die Theorie, trifft dabei aber auf nur verhaltenen Applaus seiner Partnerin Daniela: "Weiß ich nicht, wird so ne Moment-Sache." Und so legen die Models auch praktisch los, manche sogar sehr: "Wir haben fast Sex gehabt, auf diesem Bett", kommt Canel zu einer überraschenden Einschätzung ihres Fotoshootings mit Eliob und man kann nur hoffen, dass der Fotograf ein Kondom über das Objektiv gezogen hatte.
"Langweilig wollen wir nicht" – aber warum eigentlich?
Und während die Models da auf einem Bett durch die Laken pflügen, kommentiert Klum das Treiben mit dem, was ihr so gerade durch ihr Köpfchen schießt. "Also ihr seht heiß aus, ihr zwei", erklärt die Klum etwa Daniela und Moritz, ehe sie ihre Expertise vollends und absolut professionell ausbreitet: "Ich glaub ,Moritz gefällt das jetzt ganz gut, das Shooting", lacht Klum. Da muss man an die beiden Polizisten denken, die das Ganze auf ihren Motorrädern absichern. Vielleicht sind sie ja einst zur Polizei gegangen, um Verbrecher zu bekämpfen, müssen nun aber hinter einem Bett herfahren, auf dem Klum irgendwas von "heiß" und "sexy" erzählt.
Mitleid geht aber auch an Kevin und Aaliyah. Bei den beiden will Klum nämlich langweilige Posen entdeckt haben – ein Sündenklassiker bei GNTM. "Langweilig wollen wir nicht", erklärt nämlich Klum, sagt aber nicht, warum nicht. Das wäre aber interessant, denn in dieser Beziehung ist Klums Ausbildung ziemlich einseitig. Hot und sexy gucken ist im Lehrplan überrepräsentiert, aber was machen die Models, wenn ein Kunde später mal sagt: Guck mal langweilig! Oder klug! Dann sind die Models völlig blank. Kein Wunder, dass Deutschland beim Pisa-Ranking immer so schlecht abschneidet, wenn die Jugendlichen noch nicht einmal klug gucken können.
Am Ende gucken Aaliyah und Kevin aber traurig, denn ihnen wird ihr schwaches Shooting und der Abschluss-Walk zum Verhängnis. Weil Klum den in einem öffentlichen "Shopping-Paradies" veranstaltet, sagt sie über den Walk: "Der ist auch wieder in der Öffentlichkeit." Allerspätestens hier ist man ernsthaft besorgt, ob die Beteiligten das Prinzip "Öffentlichkeit" verstanden haben. Denn findet nicht jeder Walk bei GNTM in der Öffentlichkeit statt? Ist das nicht die Idee einer Fernsehshow, dass man die eben nicht hinter verschlossenen Türen macht, sondern, na ja: im Fernsehen? Aber vielleicht hat man ja bei "Germany’s next Topmodel" nach "Journalismus" und "Sex" auch bei "Öffentlichkeit" so seine ganz eigene Definition.