Auswandern – und dann? Die VOX-Doku "Goodbye Deutschland" zeichnet sich dadurch aus, dass sie etlichen ihrer Protagonistinnen und Protagonisten über viele Jahre treu bleibt und die Fans dadurch an deren Entwicklung teilhaben lässt. Vier davon blickten nun auf ihre Anfangsjahre im Ausland zurück.
"Nie aufgeben und man lebt nur einmal", steht als Lebensmotto im Instagram-Profil des "Goodbye Deutschland"-Auswanderers Matthias Bück. Den 42-Jährigen ließ die VOX-Dokusoap für den ersten Teil des Specials "Die Bilanz" via Videobotschaft zu Wort kommen. Bück meldete sich von der thailändischen Insel Phuket. Aus Fort Myers im US-Bundestaat Florida dagegen berichtete Familie Lehmann. Dazwischen gab es Rückblicke aus früheren Sendungen. Denn sowohl Matthias als auch Andreas (56), Petra (55) und deren jüngste Tochter Hanna (19) sind bereits seit vielen Jahren Teil der "Goodbye Deutschland"-Familie – wie inzwischen mehr als 1.800 Menschen in mehr als 75 Destinationen.
2006 flackerte die erste Sendung über die Bildschirme, ab 2009 war Matthias dabei: Ohne je auf Koh Samui gewesen zu sein, hatte der damals 27-Jährige mit seiner gleichaltrigen (inzwischen Ex-)Frau Hania dort eine Bar gepachtet, die sich allerdings noch im Bau befand. Ein Angebot, das der Koch und die Restaurantleiterin in einer Gastrozeitung entdeckt hatten. Matthias' Mutter hatte sich damals schwer besorgt gezeigt: "Amerika wär' ja kein Problem gewesen – weil das zivilisiert ist." Unter Thailand hatte sie sich nur "Bambushütten im Dschungel" vorstellen können.
Matthias Bück: "Würde einiges anders machen"
Zwar war die Zivilisation durchaus auch in Thailand längst angekommen – den ein oder anderen Kulturschock hatten Matthias und Hania aber doch zu verkraften. Sei es das Verkehrschaos auf den Straßen, der Linksverkehr oder der etwas anders als in Deutschland laufende Umgang mit Verträgen, Steuern etc. Mit dem Wissen von heute, so Matthias, würde er "einiges anders machen".
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Auch Familie Lehmann hatte sich 2015 auf das Abenteuer Ausland eingelassen, ohne so recht zu wissen, was auf sie zukommen würde. Zwar waren sie bereits seit ihrer Hochzeitsreise 1991 regelmäßig nach Florida gereist – doch ob die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau und der Küchenverkäufer und Hobbykoch der neuen beruflichen Herausforderung gewachsen waren? Von einem österreichischen Paar hatten sie deren "Schnitzel House" übernommen, doch die zweiwöchige Übergangsphase und Einarbeitungszeit war problematisch verlaufen. Als "sehr unsicher" und "sehr nervös" schätzte der Vorbesitzer die Lehmanns ein, die sich wiederum mehr Unterstützung erhofft hatten. Zudem ließ Andreas' Englisch zu wünschen übrig.
Eine Qualität allerdings hatten er und seine Frau immer: ihren unerschütterlichen Zusammenhalt. Dazu kam Petras Zuversicht auch in schwierigen Zeiten: "Ich gucke auf das Leben offen – ich lasse alles auf mich zukommen." Mehrmals drückte ihr Mann, den in Deutschland vor der Auswanderung eine schwere Depression geplagt hatte, im Laufe der Sendung seine Dankbarkeit ihr gegenüber aus: Sie sei ihm immer eine Stütze gewesen.
Andreas Lehmann: "Genau das Richtige gemacht"
Inzwischen läuft das "Schnitzel House" sehr gut, und über kleine Patzer von damals konnte die Familie gemeinsam lachen: Etwa, als im Rückblick gezeigt wurde, wie Andreas im Hotel versucht hatte, nach einem Lageplan zu fragen und den Portier mit dem Wort "plane" (englisch: Flugzeug) verwirrt hatte. Oder als er einer Kundin ein halbrohes Hähnchenschnitzel hatte zukommen lassen – sein hervorragender Apfelstrudel aufs Haus hatte die Dame schnell wieder versöhnt. "Wir als Familie haben genau das Richtige gemacht. Ich würd's immer wieder tun", resümierte der Vater dreier Töchter am Ende, während Petra und Hanna nickten.

Auch Matthias bereute nichts, auch wenn er in Thailand durchaus harte Zeiten erlebt hatte – etwa, als während der Corona-Pandemie die Einnahmen ausblieben oder als seine Ehe gescheitert war. Doch seine Lebenseinstellung habe sich in Asien sehr geändert, betonte er, der mittlerweile ein Café auf Phuket betreibt: Er liebe seine Freiheit, freue sich viel mehr als früher an den kleinen Dingen des Lebens, könne "im Schlafanzug morgens auf den Roller steigen und einkaufen fahren" oder als 42-Jähriger in die Disco gehen, ohne dass ihn jemand deswegen schräg angucke: "Du kannst hier einfach so viele Dinge genießen!" © 1&1 Mail & Media/teleschau