Die jährliche Steuererklärung, Unkraut jäten, die letzte Staffel "Lost" – alles verschwendete Lebenszeit? Überhaupt nicht! Zeit ist zwar kostbar, aber wie kostbar, das weiß man halt immer erst dann, wenn es zu spät ist. Das muss auch Bill Kaulitz erfahren, und bei dem ist die Zeit nun wirklich knapp, wie er in der neuesten Folge seines Podcasts "Kaulitz Hills" erzählt. Viel knapper, als bei allen anderen.
Tom und
"Es ist scheiß Wetter hier in L.A.", beginnt Tom, und Bill antwortet seinem Bruder, warum er zum Wetter in Warschau nichts sagen könne: "Bei mir ist ja nachts." Offenbar wird in Polen nachts das Wetter ausgestellt, vermutlich aus Kostengründen. So eine Sonne, kann ich mir vorstellen, verbraucht sicher eine Menge Energie. Wenn dann vielleicht noch Regen dazu kommt, bist du schnell bei ein paar tausend Euro pro Nacht. Beim Wetter ist Polen mustergültig sparsam.
Andere Länder sind da weniger vorbildlich. Die dimmen nachts zwar die Sonne herunter, lassen aber Regen, Wind oder Schnee weiter laufen, egal, ob sie gerade Wetter brauchen oder nicht. Man nennt das auch das Kühlschrank-Phänomen. Egal, zu welcher Uhrzeit man den Kühlschrank öffnet – es brennt drinnen immer das Licht. Ich kann mir vorstellen, dass Eier, Käse und Co. genauso müde sind wie Bill, weil sie bei brennendem Licht einfach nicht einschlafen können.
Wird "Kaulitz Hills" doch noch politisch?
Aber zumindest für Bill hat sein Bruder Tom eine Lösung: "Du musst mindestens sechs Stunden Schlaf einplanen und dann musst du mit Schlaftabletten arbeiten. Anders funktioniert’s nicht." Für Bill allerdings eine organisatorische Unmöglichkeit: "Aber hab' ich nicht. Sechs Stunden hab' ich nicht. Ich hab’s einfach nicht. Der Tag ist zu kurz. Ich hab' die nicht, die sechs Stunden." Das ist natürlich wirklich ein Problem und ich frage mich, warum Bill nicht mal sechs Stunden Tag bekommen hat, alle anderen aber 24.
Das ist wirklich unfair und ich kann gut nachvollziehen, wenn Bill von seinen sechs Stunden Tag keine sechs Stunden Schlaf abzwacken möchte. Er muss sich ja auch noch bettfertig machen und morgens aufstehen. Man soll ja außerdem noch zweimal am Tag Zähne putzen, 10.000 Schritte gehen, alle 45 Minuten 5 Minuten Pause machen, drei Mahlzeiten zu sich nehmen und acht Stunden am Tag arbeiten, sonst geht die Welt unter. Wie soll Bill das in noch nicht einmal sechs Stunden schaffen? Das kann schon Druck machen.
Zumal Bill noch ein Thema anspricht, das ihn, aber vor allem Tom, eine Menge Zeit gekostet hat. Während Bill zuerst von einem "Nachbarschaftsstreit" spricht, formuliert es Tom martialischer: "Da ist ein handfester Krieg ausgebrochen." Um Gottes willen! Werden die Kaulitz-Brüder nun doch politisch? Wer hat den beiden vom Angriff Russlands auf die Ukraine erzählt und warum erst jetzt? Oder meinen sie gar die jüngste Eskalation im Kaschmir-Konflikt zwischen Indien und Pakistan? Dann wären sie sogar vergleichsweise früh dran.
Bill und Tom im "Maschendraht-Krieg"
Nicht ganz. "Es geht um die Grundstückslinien", erklärt Tom irgendwann. Die Bauarbeiter in Bills Villa hätten sich nämlich mit dem Nachbarn angelegt, so sehr, dass der wohl ein wenig sauer reagiert und ein Tamtam um Grundstücksgrenzen gemacht habe. Ein Luxus-Problem unter den Reichen Hollywoods offenbar. "Im Prinzip ist es ein Maschendraht-Krieg", bleibt Bill dennoch bei der Kriegsrhetorik und fragt sich: "Wer hat dafür Zeit? Ein Nachbar, der sich mit seinem Nachbar anlegt. Da denke ich wirklich: 'Das ist für mich die größte Zeitverschwendung des Universums.'"
Eine verständliche Einstellung, vor allem, wenn man nur einen Sechs-Stunden-Tag hat. Da will man nicht auch noch einen Nachbarschaftsstreit reinpacken. Aber zum Glück hat Bill ja einen Bruder mit einem 24-Stunden-Tag: "Ich musste mich mit dem Nachbarn treffen und einen Frieden aushandeln und wieder unsere Beziehung resetten", erzählt Tom.
Cleverer Schachzug von Bill, denn verlorene Zeit ist dann keine verlorene Zeit, wenn jemand anderes sie verliert. Allerdings ist Tom ja nicht auf den Kopf gefallen, deswegen ist die Friedensverhandlung keine verlorene, sondern eine investierte Zeit. Tom überlege nämlich bei jedem Problem zuerst: "Was ist für mich der einfachste Weg und kostet mich am wenigsten Lebenszeit?"
Zeit kann man nicht sparen
Das klingt beim ersten Hören vernünftig, ist aber eine sogenannte Milchmädchen-Rechnung. Denn tatsächlich kann man gar keine Lebenszeit verschwenden, schließlich ist alles Lebenszeit. Deshalb heißt es ja Lebenszeit. Ob man in dieser Lebenszeit Momente wirklich verschwendet hat oder ob sie nicht vielleicht auch ein Glücksfall waren, weiß man ja immer erst hinterher, also am Ende dieser Lebenszeit, und da kann es einem wurscht sein. Schließlich beginnt nach der Lebenszeit direkt die Todeszeit, und die wenigsten Menschen denken in der Todeszeit über die Lebenszeit nach. Hat praktische Gründe.
Allerdings bereuen viele Menschen kurz vor der Todeszeit verschwendete Lebenszeit, was wiederum selbst verschwendete Lebenszeit ist, denn man kann ja nichts mehr ändern. Das klingt traurig, ist aber eigentlich das Schöne an Lebenszeit: Man kann sie sich nicht wieder holen, kann sie nicht vorspulen oder pausieren.
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Man kann sie auch nicht sparen, wie Bill in Polen erfahren hat: "Mein Tag hat um sechs Uhr morgens angefangen und war um 22 Uhr abends zu Ende", berichtet Bill noch hörbar erschöpft von seinem Werbedreh für eine Shampoo-Firma. Offenbar hatte er an diesem Tag in der Sofaritze seines Lebens doch noch ein paar Stunden Lebenszeit gefunden – und sofort ausgegeben. Eine kluge Entscheidung, denn ob so ein Shampoo-Werbedreh verschwendete Zeit war, wird er eh erst ganz am Schluss herausfinden.