Das Feuer in einer Abfall-Recyclinganlage in Nußdorf-Debant ist weiterhin nicht vollständig gelöscht. Auch für den Monatg rechnet die Feuerwehr noch mit Nachlöscharbeiten.
Hunderte Feuerwehrleute sind am Sonntag nach wie vor mit der Eindämmung des Großbrandes in der Abfall-Recyclinganlage in Nußdorf-Debant bei Lienz beschäftigt gewesen. Am späten Sonntagnachmittag spürte die Feuerwehr noch Glutnester auf. Die Löscharbeiten dauerten an, auch am Montag würden noch Nachlöscharbeiten durchgeführt. Die Warnung an Bewohner, Fenster und Türen geschlossen zu halten, blieb aufrecht. Weil der Wind drehte, kamen sogar vier Gemeinden dazu.
Es sei in der Nacht gelungen, das Feuer nahe der Osttiroler Bezirkshauptstadt unter Kontrolle zu halten und ein Ausbreiten des Brandes auf weiteres im Freien gelagertes Recyclinggut und Gebäude zu verhindern. Man habe dazu weitreichende Wasserwerfer eingesetzt, sagte Elmar Rizzoli, Leiter des Tiroler Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement, am Sonntag zur APA.
Fokus auf Umgraben des Brandortes zum Löschen von Glutnestern
Der Fokus der Arbeiten lag am späten Sonntagnachmittag auf dem Umgraben des Einsatzortes, um weitere Glutnester zu bekämpfen. Fast 200 Feuerwehrleute von 13 Wehren standen durchgehend im Einsatz, zusammen mit den Ablösen und Verstärkungen dürften es an die 500 gewesen sein, hieß es laut dem Land Tirol. Zur Unterstützung waren Kräfte aus Kitzbühel, Kufstein und Oberkärnten angerückt, namentlich die Katastrophenhilfszüge mit Tanklöschfahrzeugen, Pumpen und Schlauchmaterial. Weiters sind laut dem Land Tirol die analytische Taskforce der Berufsfeuerwehr München sowie ein Messzug aus Bozen angefordert worden. Diese sollen tiefergreifende Analysen hinsichtlich möglicher Schadstoffe durchführen. Vulnerablen Gruppen wird empfohlen, im Freien einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.
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Über Nacht war eine Brandwache inklusive Drohne geplant, um ein Wiederaufflammen zu verhindern, hieß es Sonntagabend seitens des Landes. Die Katastrophenhilfszüge aus Kärnten, Kitzbühel sowie Kufstein konnten den Einsatz beenden. Am Montag würden die Nachlöscharbeiten fortgesetzt. Dabei sollen Bagger zum Einsatz, um das teils stark erhitzte Brandgut in den Abfallboxen umzuschichten. Die Feuerwehr würden dabei ebenjene freigelegte Glutnester gezielt löschen. Rund 100 Mitglieder aus zehn Feuerwehren werden laut Land an diesen Arbeiten noch beteiligt sein. Wie lange der Einsatz noch andauern wird, hänge vom Fortschritt der Grabungs- und Löscharbeiten ab.
AT-Alarm für vier weitere Kommunen
Der Sperrkreis rund um das Gelände bei der Bezirkshauptstadt Lienz blieb indes aufrecht, hieß es. Es sei zu keinen weiteren Explosionen bis auf eine am Samstag gekommen.
Am Samstagnachmittag und Abend hatten sich die Flammen rasch ausgebreitet und auch auf eine Halle übergegriffen. Die Einsatzkräfte hatten sich einige Zeit vom unmittelbaren Brandbereich zurückziehen müssen. Bei den Arbeiten wurden laut Rizzoli entgegen ersten Meldungen fünf Feuerwehrleute verletzt, nicht sechs. Kein Helfer habe größere Verletzungen davongetragen. Medizinisch versorgt wurden während des Einsatzes insgesamt neun Feuerwehrleute, überwiegend aufgrund kreislaufbedingter Probleme durch die große Hitze.
Kurz nach Mittag wurde für die Gemeinden Leisach, Assling, Amlach und Oberlienz der AT-Alert ausgelöst. Der Grund dafür war die starke Rauchentwicklung durch eine veränderte Windrichtung, die die Schwaden aus der Recycling-Anlage in Nußdorf-Debant immer wieder in verschiedene Richtungen trieb. Für die sieben Osttiroler Gemeinden Nußdorf-Debant, Lienz-Stadt, Iselsberg-Stronach, Lavant, Tristach, Dölsach und Nikolsdorf war die Warnung am Sonntag nach wie vor aufrecht. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, alle Fenster, Türen und Dachluken zu schließen und das Gebiet im nahen Umkreis des Einsatzortes zu meiden. Im Nahbereich des Einsatzortes solle man auch Lüftungs- und Klimaanlagen ausschalten. Vulnerablen Gruppen wurde empfohlen, im Freien Mundschutz zu tragen. An die Gemeinden Abfaltersbach, Anras, Ainet, Schlaiten, St. Johann, Hopfgarten und Matrei wurde eine Gefahreninformation versendet mit der Info, dass es starke Rauchentwicklung gebe und Brandgeruch wahrzunehmen sei.
Schwimmbäder geschlossen, Bahnstrecke unterbrochen
Seitens der Landespolizeidirektion in Innsbruck hieß es, man unterstütze die Osttiroler Kollegen mit Kräften aus Nordtirol, auch zur Ablöse. Ebenfalls seien Drohnen im Einsatz, um die Brandstelle zu überwachen. Wegen der weiterhin starken Rauchentwicklung seien die Badeanlagen der Stadt Lienz - Freibad und Tristacher See - sowie das Schwimmbad Dölsach geschlossen worden. Auch die Zugverbindung zwischen Lienz und Oberdrauburg ist weiterhin unterbrochen, hieß es in einer Aussendung. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet, auch zwischen Lienz und San Candido/Innichen. Der Strom im Umfeld der Recycling-Anlage bleibe aus Sicherheitsgründen weiterhin abgeschaltet, die Stromversorgung sei jedoch für alle Haushalte sichergestellt.
Unterdessen würde für den Montag in den Gemeinden Nußdorf-Debant, Lienz-Stadt, Iselsberg-Stronach, Lavant, Tristach, Dölsach, Nikolsdorf, Leisach, Assling, Amlach und Oberlienz die Schul- und Kindergartenpflicht ausgesetzt. Die Schulen und Kindergärten würden grundsätzlich offen gehalten. Die Eltern hätten aber die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob sie ihre Kinder zu Hause lassen wollen oder ob sie in der Schule bzw. im Kindergarten betreut werden sollen, teilte das Land mit. In den Schulen und Kindergärten sollen die Fenster und Türen geschlossen gehalten werden.
Landes- und Bundespolitik lobte Einsatzkräfte
Der Großbrand hatte auch politische Reaktionen zur Folge. Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) richtete seinen Dank an "über 500 Einsatzkräfte für ihren unermüdlichen Einsatz beim Großbrand in Osttirol" aus. "Die Einsatzkräfte, die in den vergangenen Stunden mit großem Engagement, Mut und hoher Professionalität gegen die Flammen im Einsatz stehen, leisten Großartiges", erklärte Mattle und wünschte den Verletzten rasche Genesung. Dank gelte auch den KAT-Zügen aus Oberkärnten sowie aus den Bezirken Kitzbühel und Kufstein, die nun beim Einsatz in Osttirol unterstützten.
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) - er stammt aus Osttirol und hat als Kind eine der Schulen in einer der betroffenen Gemeinden, Tristach, besucht - übermittelte den Einsatzkräften aus Tirol und Kärnten sowie dem Krisenstab mit dem Bürgermeister von Nußdorf-Debant, Andreas Pfurner, an der Spitze ebenfalls seinen Dank für den "unermüdlichen und professionellen Einsatz beim Brand im Altstoffentsorgungszentrum im Lienzer Talboden". Das schnelle Handeln habe Schlimmeres verhindert. In Zusammenarbeit mit den Ländern, der Feuerwehr und den Fachorganisationen prüfe man kontinuierlich, wie Risiken weiter zu minimieren seien - etwa durch gezielte Förderungen für moderne Sicherheitstechnik, verstärkte Schulungen oder Anpassungen im baulichen Brandschutz.(APA/bearbeitet von jst)