Im Syrien-Konflikt will Russland deeskalierend wirken: Jede weitere Eskalation sei schlecht für den Friedensprozess, heißt es von Kreml-Seite. Unterdessen ist noch immer nicht klar, wie der mutmaßliche Giftgaseinsatz untersucht werden soll.

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Frankreich verfügt offenbar über Beweise für den Einsatz von Chemiewaffen seitens der syrischen Regierung. "Wir haben den Beweis, dass (...) Chemiewaffen verwendet wurden, zumindest Chlor, und dass sie vom Regime von Baschar al-Assad verwendet wurden", sagte Macron in einem Interview des Senders TF1.

Macron hatte den tödlichen Einsatz von Giftgas bereits mehrfach als "rote Linie" bezeichnet und für den Fall Militärschläge angekündigt.

Wann der französische Präsident über einen Angriff entscheiden will, sagte er am Donnerstag nicht. Man müsse "zu gegebener Zeit" Entscheidungen treffen. Frankreich arbeite diesbezüglich eng mit der Trump-Administration zusammen.

Die USA, Frankreich und auch Deutschland gehen davon aus, dass Syrien hinter der Attacke steckt.

"Es gibt schwere Indizien, die in Richtung des syrischen Regimes zeigen. Auf der Grundlage werden dann auch die weiteren Bewertungen durchgeführt werden", sagte Angela Merkel (CDU). An einem Militärschlag werde sich Deutschland nicht beteiligen, teilte die Bundeskanzlerin mit.

War es sicher Giftgas?

Vor Macrons Bekanntgabe hatten sich die Hinweise auf einen Giftgasangriff verdichtet. Die Weltgesundheitsorganisation WHO fand Indizien dafür: Bei rund 500 Krankenhauspatienten in der Region Ost-Ghuta zeigten sich entsprechende Symptome.

Das Recherchenetzwerk "Bellingcat" kam zum selben Schluss. Die Journalisten hatten Fotos und Videos der Attacke ausgewertet. Das Ergebnis: Mindestens 34 Menschen seien kürzlich in Duma gestorben, höchstwahrscheinlich wegen eines Giftgasangriffs.

Auf Videos sei ein Druckgasbehälter zu sehen, wie er in diversen vorangegangenen Chlorgasattacken eingesetzt worden sei, schreiben die Journalisten. Zudem sei der Hubschrauber, der die Fassbombe abwarf, auf einem Flughafen der syrischen Luftwaffe gestartet.

Die Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) hat eine Untersuchung angekündigt und unbestätigten Berichten zufolge mehrere Experten nach Syrien geschickt. Russland und Syrien hatten die OPCW zu einer Untersuchung eingeladen.

Assad warnt den Westen

Syriens Machthaber Baschar al-Assad warnte den Westen vor einem Angriff auf seine Truppen. Dieser würde nur zu einer weiteren Destabilisierung in der Region beitragen. Die internationale Sicherheit und der Weltfrieden seien bedroht.

Auch Russland hatte zuvor zu Zurückhaltung aufgerufen. Es sei "extrem wichtig", jegliche Schritte zu vermeiden, die weitere Spannungen schüren könnten, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

Eine weitere Eskalation wäre schlecht für den gesamten syrischen Friedensprozess, wurde Peskow von der russischen Nachrichtenagentur Interfax zitiert.

Der Kremlsprecher betonte auch, dass ein Kommunikationskanal zur Vorbeugung militärischer Vorfälle zwischen Russland und den USA funktioniere. Die Leitung werde von beiden Seiten genutzt.

Erdogan warnt vor Eskalation, Trump relativiert

Auch Recep Tayyip Erdogan warnte vor einer Eskalation. Der türkische Präsident sagte nach einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump, er wolle sich auch mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin beraten. Dabei gehe es darum, "wie wir dieses chemische Massaker gemeinsam stoppen können".

Erdogan kritisierte, "dass manche Länder Syrien regelrecht in ein Gebiet fürs Armdrücken verwandeln". Gleichzeitig machte er Assad erneut für Chemiewaffenangriffe in Syrien verantwortlich. "Diejenigen, die das Regime des Mörders Assad unterstützen, begehen einen Irrtum", betonte er mit Blick auf die syrischen Unterstützer Russland und Iran.

Trump relativierte indes seine Ankündigung eines Militärschlags in Syrien. Er habe nie einen genauen Zeitpunkt für ein Eingreifen genannt.

"Ich habe niemals gesagt, wann ein Angriff auf Syrien stattfinden würde", schrieb Trump auf Twitter. "Es könnte sehr bald sein oder überhaupt nicht so bald." Die USA hätten unter seiner Führung auf jeden Fall tolle Arbeit geleistet und die Region von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) befreit. "Wo ist unser 'Danke, Amerika?'"

Syrien und Russland geben Israel die Schuld

Assad und sein wichtigster Verbündeter Wladimir Putin weisen jede Verantwortung an dem Angriff auf Duma zurück. Sie vermuten Israel hinter dem Angriff.

Assad und Russland nahestehende Medien hatten schon mehrere Tage zuvor darüber berichtet, dass ein Giftgasangriff bevorstehe - vonseiten der Aufständischen. "Wir sagen Euch: Die Terroristen werden bald Chemiewaffen in Syrien einsetzen. Drei türkische LKW beladen mit Chlorgas sind nach Syrien gebracht worden", sagte der syrische US-Botschafter Bashar al Jaafari.

Es gebe Informationen, dass "die Terroristen einen Terrorangriff vorbereiten, bei dem sie weiträumig Chlorgas einsetzen werden, um es dann der syrischen Armee in die Schuhe zu schieben".

Mit Material der dpa
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