Am Montag trat ÖVP-Chef Sebastian Kurz bei zwei TV-Konfrontationen erst gegen die grüne Ulrike Lunacek und danach gegen Neos-Chef Matthias Strolz an – und ging beide Male als Sieger hervor.

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Sebastian Kurz stellte sich am Montag unter der Leitung von Corinna Milborn auf Puls 4 seinen Herausforderern Ulrike Lunacek von den Grünen und Matthias Strolz von den Neos.

Den Anfang machte die grüne Spitzenkandidatin. Zu Beginn, der großteils sehr freundlich geführten Diskussion überreichten sich die Kontrahenten, wie im Sendungskonzept vorgesehen, Geschenke.

Kurz hatte Lunacek ein Dankschreiben aus dem Kosovo für deren Engagement in diesem Gebiet mitgebracht. Man hatte allerdings den Eindruck, Kurz freute sich mehr über das Geschenk als die Beschenkte selbst.

Lunacek: "Sie sind als Integrationsminister gescheitert"

Ulrike Lunacek stieg mit ihrem Geschenk, einer Hochzeitstorte mit einem lesbischen und einem schwulen Hochzeitspaar, gleich in die Diskussion ein. Allerdings konnte sie dem ÖVP-Chef kein "Ja" zur Ehe für alle entlocken.

Kurz meinte, er sei gegen Diskriminierung, aber auch bei seinen homosexuellen Freunden sei die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare nicht wirklich ein Thema. Er wolle lieber bei den eingetragenen Partnerschaften bleiben. Darauf versuchte Lunacek Kurz ins erzkonservative Eck zu stellen.

Auch beim Thema Migration konnte man sich nicht einigen. Kurz warf den Grünen falsche Toleranz bei der Migration vor. Er sei etwa für die von ihm geforderten Wertekurse für Migranten heftig kritisiert worden. Lunacek konterte und warf der ÖVP vor, die AfD rechts zu überholen. Kurz verfolge schließlich Pläne, Menschen erst nach fünf Jahren im Land Sozialleistungen zukommen zu lassen, die AfD aber bereits nach vier Jahren. Der Vorwurf prallte allerdings an Kurz ab. Auch Aussagen wie "Sie sind als Integrationsminister gescheitert" konnten ihn nicht aus der Ruhe bringen. Es war, trotz aller Höflichkeit, schnell klar, dass die beiden Parteien nicht zueinander passen.

Keine Abschaffung der Kalten Progression

Nach Ulrike Lunacek kam Neos-Chef Matthias Strolz an die Reihe. Kurz schenkte ihm Karten fürs Planetarium für die ganze Familie. Strolz revanchierte sich mit einem "Familien-Bild" aller ÖVP-Chefs, seit Kurz in der Spitzenpolitik ist. Immerhin sechs an der Zahl. Die danach folgende Diskussion geriet lebhaft. Strolz war bemüht, Unterschiede seiner Partei zur ÖVP heraus zu arbeiten.

Moderatorin Milborn wollte wissen, wer von den beiden der bessere Reformer sei. "Wir sind das Original und freuen uns, wenn wir andere inspirieren", so Strolz. Die von ihm vorgeschlagene Abschaffung der Kalten Progression sei im Parlament jedenfalls an der ÖVP gescheitert.

Strolz: "Möchte Bildungsminister sein"

Beim Thema Bildung warf Strolz der ÖVP eine "Betonschädelpolitik" vor. Parteipolitik hätte im Klassenzimmer nichts verloren "Parteibücher raus, Kinder in den Mittelpunkt", so Strolz, um mit einem überzeugten "Ich möchte Bildungsminister sein" zu verblüffen.

Dem erteilte Kurz allerdings prompt eine Absage, da es nach der Wahl nur drei Koalitionsmöglichkeiten gäbe, und da wären die Neos nicht dabei.

Mit der Bemerkung, dass die Regierung jährlich mehr Geld für Werbung und Inserate ausgebe als für Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika, versuchte Strolz noch, Kurz aus der Ruhe zu bringen. Zahlen zu seiner Behauptung konnte er allerdings auf Nachfrage des ÖVP-Chefs keine nennen.

Beim Thema Migration und Asyl war man sich zwar nahe, aber doch uneins. Dem Vorschlag der Neos, Registrierzentren in Nordafrika einzurichten, erteilte Kurz eine Abfuhr. Denn die Aussicht darauf einen Asylantrag stellen zu können, würde in Afrika eine Sogwirkung auslösen. Er sei für Hilfe vor Ort.

Strolz beendete etwas resigniert die Diskussion mit den Worten "Sie liegen uneinholbar vorne". Das bestritt Kurz, lächelte aber trotzdem vielsagend.

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