Isaiah Hartenstein ist in große Fußstapfen getreten und hat 14 Jahre nach Basketballidol Dirk Nowitzki als zweiter Deutscher den NBA-Titel geholt.
Am Ziel seiner Träume hielt Isaiah Hartenstein seinen Sohn Elijah fest im Arm. Der Kleine hatte ein Trikot seines großen Papas an, und ihm fielen vor Müdigkeit die Augen zu, als die NBA-Titelparty von Oklahoma City Thunder am späten Sonntagabend Fahrt aufnahm. Superstar Shai Gilgeous-Alexander hob unter dem tosenden Jubel der Fans die Trophäe in die Höhe, Coach Mark Daigneault kämpfte mit den Tränen, und Isaiah Hartenstein wog seinen Sohn sanft hin und her.
"Ich weiß auch nicht, wieso er jetzt schläft, eigentlich ist es ja viel zu laut. Aber ich erzähle ihm dann alles, wenn er wieder wach ist", sagte Hartenstein, und zu berichten hat er nun eine Menge: Als zweiter deutscher Basketball-Profi nach Dirk Nowitzki hat er die wichtigste Trophäe im Basketball gewonnen, mit OKC bezwang er die Indiana Pacers im entscheidenden siebten Finalspiel 103:91.
"Das fühlt sich alles nicht real an. Wir haben so viel Arbeit investiert, so viele Stunden im Training, auf dem Court, im Fitnessraum", sagte Gilgeous-Alexander, der als wertvollster Spieler (MVP) des Finales ausgezeichnet wurde. Der Kanadier ist der erste NBA-Profi, der Topscorer und MVP der Hauptrunde sowie der Endspielserie wurde.
"SGA" erzielte 29 Punkte und sammelte zwölf Assists, lieferte in den entscheidenden Momenten ab. Auch Hartenstein (27) rackerte und wühlte: Am Ende holte er sieben Punkte, neun Rebounds und vier Assists. Für OKC ist es der erste Titel seit dem Umzug (2008) und der zweite nach 1979, damals hatte die Franchise unter dem Namen Seattle SuperSonics triumphiert.
Hartenstein dankt Nowitzki
Vier Deutsche standen zuvor in den NBA-Finals und scheiterten: Detlef Schrempf (1996), Nowitzki (2006), Daniel Theis (2022) und zuletzt Maximilian Kleber (2024). Hartenstein hingegen zog nun mit Nowitzki gleich, der 2011 mit den Dallas Mavericks als bislang einziger Deutscher den Titel gewonnen hatte. Ihn hat Hartenstein stets bewundert und dankte ihm nach seinem Triumph für seine Verdienste um den deutschen Basketball. Ab sofort wird der 2,13-Meter-Hüne in einem Satz mit Nowitzki genannt werden.
"Ich weiß noch, wie ich als Junge nachts vor dem Fernseher saß und Miami gegen Dallas geguckt habe. 2006 und auch 2011, als Dirk Nowitzki den Titel gewann", hatte Hartenstein vor der Finalserie bei Sport Bild gesagt: "Damals habe ich mir bildlich vorgestellt, wie ich selbst eines Tages im NBA-Finale spiele. Jetzt geht mein Kindheitstraum in Erfüllung – unglaublich."
In Eugene/Oregon war Hartenstein als Sohn einer US-Amerikanerin und von Florian Hartenstein zur Welt gekommen. Gemeinsam mit seinem Vater führte sein Weg nach Deutschland. Papa Florian war als Profi bei den Artland Dragons aktiv, coachte nebenbei seinen Sohn in der Jugend. Gemeinsam gewannen die beiden 2014 mit den Young Dragons die deutsche U16-Meisterschaft. Nach den ersten Bundesliga-Einsätzen ging es über Litauen zurück in die USA.
Hartenstein: "Kaum jemand hat mir eine große Karriere zugetraut"
"Ich habe viel geopfert. Früher wurde ich unterschätzt. Kaum jemand hat mir eine große Karriere zugetraut. Mit 14 oder 15 war ich sogar für die Niedersachsen-Auswahl zu schlecht und wurde nicht nominiert", hatte Hartenstein zuletzt über die Anfänge seiner Karriere erzählt. Doch er widerlegte seine Kritiker.
2017 war der Big Man an 43. Stelle von den Houston Rockets gedraftet worden, im Sommer 2024 war er nach beeindruckenden Leistungen für die New York Knicks als Free Agent plötzlich eine heiß begehrte Personalie in der NBA – und wurde zum entscheidenden Puzzleteil von Oklahoma City.
Das Ergebnis ist eine Saison purer Dominanz mit dem denkwürdigen Titel. Das wird auch Sohn Elijah noch mitbekommen. (SID/bearbeitet von lh)