Die Beleidigungen gegen Dietmar Hopp sorgen über die Stadiongrenzen hinaus für Kopfschütteln. Von Spielern, Trainern und Funktionären erhält der 79-Jährige viel Zuspruch.

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Hass-Plakate in Sinsheim und Köln, Schmähgesänge in Dortmund. Die wiederholten Anfeindungen gegen Dietmar Hopp, den 79 Jahre alten Mäzen der TSG Hoffenheim, haben am Samstag in der Fußball-Bundesliga für Bestürzung und Unverständnis gesorgt. "Wir haben diesbezüglich heute einen traurigen Höhepunkt erlebt", sagte DFL-Chef Cristian Seifert. "Dafür gibt es keine Entschuldigung." Jegliche Art von Hass dürfe "keinen Platz" haben. Die Fankurven scheinen gespalten.

Symbolträchtige Verweigerung

Die Bundesliga-Partien zwischen der TSG und dem FC Bayern sowie zwischen dem BVB und dem SC Freiburg hatten wegen der Vorfälle unterbrochen werden müssen. In Sinsheim nutzten die Hoffenheimer und Münchner Profis die verbleibende Spielzeit ab der 77. Minute für ein außergewöhnliches Zeichen: Nur noch symbolisch kickten sie den Ball hin und her.

"Ist das der Fußball, den wir wollen? NEIN!", twitterte Bayern-Profi Thomas Müller. "Gebt Hetzkampagnen, Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und allen anderen Anfeindungen keine Chance. Aus Liebe zum Spiel! Für mehr Toleranz in unserer Gesellschaft!" Am Samstagabend war auch beim Spiel der Kölner gegen Schalke 04 ein diffamierendes Plakat zu sehen, das den Wiederanpfiff nach der Halbzeit verzögerte.

Nicht mehr tolerierbar

"Bislang hat es die Bundesliga nicht in den Griff bekommen. Ich glaube, wir haben jetzt einen Punkt erreicht, der so nicht mehr zu tolerieren ist", sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc und fügte mit Blick sein Spiel an: "Solche Schmähgesänge gegen eine Person sind unsäglich. Deshalb hat der Schiedsrichter richtig reagiert."

Die Dortmunder Fans sind Wiederholungstäter, die jüngste Strafe durch das DFB-Sportgericht ist wohl der Ursprung der zahlreichen Beleidigungen am Samstag. Wegen ihrer wiederholten Anfeindungen gegen Hopp waren die BVB-Anhänger vom Deutschen Fußball-Bund mit einem zweijährigen Auswärtsbann für die Spiele in Sinsheim belegt worden. In der Vorwoche hatten als Reaktion darauf Fans von Borussia Mönchengladbach im Spiel gegen die TSG ein ähnliches Plakat mit Hopp im Fadenkreuz gezeigt wie einst die Dortmunder.

"Auf keinen Fall darüber hinwegsehen"

"Diese Hetze gegen Menschen ist nicht hinnehmbar", sagte Freiburgs Trainer Christian Streich. "Die Menschen lieben Fußball in diesem Land, er hat eine wichtige Funktion. Wenn es so weitergeht, steh ich dahinter, dass ein Spiel einfach beendet wird und man nach Hause geht. Man darf auf keinen Fall darüber hinwegsehen."

Hopp selbst äußerte sich am Samstag zunächst nicht. Der Milliardär, der seinen Hoffenheimern mit jahrelanger, großer finanzieller Unterstützung zum Durchmarsch in die Bundesliga verholfen hatte, war in der Vergangenheit schon mehrfach Ziel massiver Beleidigungen verschiedenster Fangruppen. Der Mäzen gilt für diese Anhänger als Symbol für die Kommerzialisierung wie sonst nur der Red-Bull-Club RB Leipzig.

"Den Block absperren, rein, raus - Ende"

"Ich kann gar nicht nachvollziehen, dass es Menschen gibt, die Plakate schreiben, um andere Menschen, die viel für die Gesellschaft und den Sport machen, zu diffamieren", sagte Mainz-Trainer Achim Beierlorzer. "Das werde ich im Leben nicht verstehen. Man sollte diese Menschen aus dem Block ziehen. Den Block absperren, rein, raus - Ende. Nie mehr Stadion plus alles, was gerichtlich geht. Das sind immer nur wenige, die so etwas machen. Dagegen müssen wir alle aufstehen und uns wehren. Die dürfen keine Mitstreiter kriegen."

Münchens Sportdirektor Hasan Salihamidzic schrieb bei Twitter von einem traurigen Tag. "Ein Tiefpunkt. Beschämend. Hass und Intoleranz haben im Fußball und in der Gesellschaft nichts verloren. (...) Wir alle im Fußball müssen dieses Thema ohne Kompromisse angehen, wir beim FC Bayern werden das jetzt analysieren und dann werden wir auch reagieren." (best/dpa)

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