Philippe Coutinho versprach, das Sahnehäubchen auf einem gewohnt starken Kader des FC Bayern München zu sein, als dessen Verantwortliche den Brasilianer im vergangenen Sommer vom FC Barcelona ausliehen. Besonders aufgefallen ist Coutinho seitdem nicht. Entsprechend offen ist seine Zukunft.

Steffen Meyer
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Steffen Meyer dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Nach der Notbremse des Bundesliga-Spielbetriebs aufgrund der dramatischen Ausbreitung des Corona-Virus ist aktuell unklar, ob und wenn ja wann die Saison 2019/20 fortgesetzt werden kann.

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Und auch, wenn aktuell auch in Fußball-Deutschland durch die Corona-Krise ganz andere Themen im Mittelpunkt stehen, werden hinter den Kulissen in den Chefetagen sicherlich weiter Überlegungen für die Kaderplanung zur kommenden Saison angestellt.

Beim FC Bayern kommt man in dieser Frage an der Personalie Philippe Coutinho nicht vorbei.

In den höchsten Tönen wurde der Brasilianer im August 2019 von den Münchner Verantwortlichen angepriesen. Ein Weltstar komme da nach München. Einer, der auf allerhöchstem Niveau den Unterschied machen sollte. Vielleicht waren es diese Vorschusslorbeeren, die seine bisherige Zeit in München eher durchwachsen wirken lassen.

Schon bei seiner Ankunft war von vielen ausgeblendet worden, dass Coutinho zuvor beim FC Barcelona alles andere als restlos überzeugt hatte.

Schon bei den Katalanen wurde immer wieder über die richtige Einbindung des Ex-Liverpoolers diskutiert. Links außen in einem Dreier-Angriff? Auf der 10? Oder doch noch ein Stück weiter hinten?

Im Prinzip ist die Diskussion in München seit Beginn des Jahres die gleiche. Coutinho ist nicht explosiv genug, um auf dem Flügel gegen häufig extrem tief stehende Gegner konstant Durchschlagkraft zu erzeugen. Im Zentrum wirkt er passender, aber erzeugt gleichzeitig von der 10 nicht so konstant Torgefahr wie beispielsweise ein Thomas Müller.

Kein Stammspieler in München

Auch deshalb saß der hochgelobte Weltstar in dieser Saison häufig draußen.

Dass Coutinho torgefährlich sein kann, blitzte nur zwischendurch immer mal wieder deutlich auf. Acht Tore und sechs Vorlagen sind bei nur 15 Startelf-Einsätzen in der Bundesliga aller Ehren wert. Fünf der 14 Torbeteiligungen aber stammen aus einem einzigen Spiel: aus dem 6:1 gegen Werder Bremen kurz vor Weihnachten, als Coutinho sein einziges überragendes Spiel lieferte.

Ansonsten gelang Coutinho in der aktuell unterbrochenen Saison nur ein einziges Mal der erste Bayern-Treffer des Spiels. Ein Großteil seiner Tore und Assists entstanden, als das Spiel entschieden war. Auch das passt insgesamt ins Bild.

Coutinho hat in vielen Spielen viel zu viele Pausen. Er ist aus dem Zentrum heraus nicht im Ansatz so dominant wie Thiago, der jedem Spiel seinen Stempel aufdrücken will.

Coutinho trifft insgesamt auch zu viele falsche Entscheidungen. Er verlangsamt häufiger, wenn es schnell gehen muss oder agiert zu hektisch, wenn mehr Ruhe angebracht wäre.

Wenn man das über einen jungen Nachwuchsspieler wie Alphonso Davies sagen würde, wäre das nicht weiter auffällig. Doch Coutinho ist im besten Fußballalter und einer der Top-Verdiener. Ein Spieler wie er muss Woche für Woche den Unterschied machen. Probleme mit dem Rhythmus und der Entscheidungsfindung passen nicht dazu.

Zu teuer für einen Fernschuss-Spezialisten

Positiv auffällig ist sicher Coutinhos Schusstechnik. Er kann ‒ wenn er zum Schuss kommt ‒ aus beinahe allen Distanzen und Winkeln torgefährliche Schüsse abgeben. Das ist gut. Doch für einen Fernschuss-Spezialisten ist der Brasilianer einfach viel zu teuer. Selbst Karl-Heinz Rummenigge sprach im Frühjahr davon, dass Coutinho zu häufig gehemmt agiere.

Ob Coutinho vor Ablauf seiner Leihe Ende Juni überhaupt noch die Chance bekommt, sich beim FC Bayern oder für potenzielle künftige Arbeitgeber zu empfehlen, ist derzeit aufgrund der Covid19-Pandemie und ihrer weitreichenden gesundheitlichen Folgen völlig offen.

Bewertet man die Saison bis zum jetzigen Zeitpunkt, ist der FC Bayern nicht gut beraten, im Sommer die Kaufoption für Coutinho von offenbar rund 120 Millionen Euro zu ziehen.

Andere Namen wie Kai Havertz oder Leroy Sané sollten hier deutlich weiter oben auf der Liste für die kommenden Saisons stehen.

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Coutinho müsste sich trotzdem keine Sorgen machen. Sein Name ist im europäischen Fußball weiterhin klangvoll. Selbst wenn ihn auch der FC Barcelona weiter abgeben will. Andere europäische Top-Teams werden mit Sicherheit anklopfen.

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