Stabilität, Leidenschaft, ein klarer Plan – der VfB Stuttgart hat sich in dieser Saison neu erfunden. Nun wartet das Pokalfinale in Berlin. Und mit ihm die Möglichkeit, Geschichte zu schreiben.
Servus, Fußball-Freunde!
Wenn du als Verein die Chance auf einen Titel hast, dann zählt nur das. Der VfB Stuttgart steht im DFB-Pokalfinale. Und für mich als ehemaligen Spieler, der vier intensive Jahre in Stuttgart erlebt hat, ist klar: Diese Mannschaft hat sich das verdient. Und sie muss jetzt liefern.
Es freut mich extrem, was sich beim VfB entwickelt hat. Stabilität, Struktur, Expertise – der Klub hat sich neu aufgestellt. Einige Menschen aus meiner aktiven Zeit sind heute noch im Verein: auf dem Platz, im Staff oder im Management. Das schafft Vertrauen und sorgt für eine enge Verbindung, die bis heute bleibt. Ich war zuletzt wieder öfter im Stadion, gerade bei den Champions-League-Spielen. Da hat man gespürt, was dieser Verein wieder ausstrahlen kann, wenn alles zusammenkommt.
Champions-League-Reife trifft auf Rückrundenschwäche
Platz neun in der Bundesliga klingt auf den ersten Blick wie ein Rückschritt. Aber so einfach ist es nicht. Die Entwicklung stimmt. Es war die erste Saison auf der großen europäischen Bühne für alle Spieler. Champions League – das ist mehr als ein Wettbewerb. Das ist eine echte Reifeprüfung. Du triffst auf internationale Topteams, musst im Drei-Tage-Rhythmus Leistung bringen. Und du merkst schnell, was körperlich und mental alles gefordert ist. Und das betrifft nicht nur die Mannschaft, sondern den ganzen Verein.
Gerade in der Rückrunde war zu sehen, wie viel Kraft das gekostet hat. Spiele wie das 3:4 gegen Leverkusen, nachdem man 3:1 geführt hatte – das sind Brüche in einer Saison. Solche Erlebnisse nehmen dir Energie, lassen dich zweifeln, werfen dich zurück. Zwischen Januar und April war der VfB nicht mehr so stabil wie noch im Herbst. Aber das gehört dazu. Entscheidend ist nicht, ob du mal strauchelst. Entscheidend ist, wie du wieder aufstehst.
Ein Trainer als Stabilitätsanker
Was mich wirklich überzeugt hat, ist die Arbeit von Sebastian Hoeneß. Klare Linie, ruhiges Auftreten, gute Ansprache – er hat der Mannschaft Struktur und Selbstvertrauen gegeben. Vor allem in schwierigen Phasen war das sichtbar. Und auch die Zusammenarbeit mit der sportlichen Führung wirkt sehr abgestimmt. So entsteht Vertrauen im gesamten Klub. Ich hoffe, dass er bleibt. Weil Kontinuität auf der Trainerbank Erfolg verspricht.
Natürlich gab es auch Themen, die aufgearbeitet werden müssen. Die Abwehr war über weite Strecken ein Unsicherheitsfaktor, aber das ist bei einem sich wandelnden Kader nicht ungewöhnlich. Es braucht Zeit, bis Automatismen greifen. Gerade in der Defensive ist das Zusammenspiel entscheidend. Vertrauen, Timing, Kommunikation – das sind Dinge, die sich entwickeln müssen. Und wenn dann noch alle drei Tage Spiele anstehen, fehlt manchmal die letzte Frische.
Was mich persönlich überrascht hat, war die Heimschwäche. Der VfB lebt eigentlich von seiner Wucht im eigenen Stadion, vom Schulterschluss mit den Fans. Sechs Heimniederlagen in Folge, das tut weh. Umso wichtiger war der 4:0-Sieg gegen Augsburg am vorletzten Spieltag. Das war ein Statement. Ein Befreiungsschlag. Ein Dankeschön ans eigene Publikum.
Lesen Sie auch
Jetzt zählt Berlin – und was danach kommt
Und jetzt steht das große Finale in Berlin an. Freude pur – aber auch eine riesige Verantwortung. Für viele Spieler wird es das erste Endspiel ihrer Karriere. Und genau deshalb ist es so wichtig, die Spannung hochzuhalten, den Gegner mit Respekt anzugehen, keine Prozentpunkte zu verlieren. Arminia Bielefeld mag aus der 3. Liga kommen, aber sie haben sich diesen Finalplatz verdient. Und wer es bis nach Berlin schafft, ist nie zu unterschätzen.
Ein Pokalsieg würde diese Saison komplett drehen. Er wäre der emotionale Höhepunkt, aber auch ein klares sportliches Signal. Der VfB wäre zurück im Europapokal. Und hätte die Chance, im Supercup gegen den FC Bayern zu spielen. Das wäre nicht nur eine Belohnung. Es wäre ein Meilenstein. Und es würde zeigen: Stuttgart kann wieder Titel.
Was ich mir für die Zukunft wünsche? Dass der VfB diesen Weg weitergeht. Dass er seine Struktur bewahrt, weiter klug investiert, ruhig bleibt – und die Kultur des Gewinnens ausbaut. Wer einmal einen Titel geholt hat, will mehr. Und genau dieser Hunger kann der entscheidende Motor für die nächsten Jahre sein.
Auf ein Spiel, das vieles verändern kann.
Euer
Holger Badstuber