Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft gewinnt auch das zweite Gruppenspiel gegen Dänemark. Nach einem harten und zähen Kampf inklusive Rückstand fährt die Elf um Bundestrainer Christian Wück die nächsten drei Punkte ein und steht damit im EM-Viertelfinale.
Das zweite Gruppenspiel ist gleichzeitig Spiel eins nach der Verletzung von
Die Tore erzielen
Was vom Spiel hängen bleibt: Ein aberkanntes Tor, ein Schocktor und ein nicht gegebener Elfmeter
Für die DFB-Frauen beginnt die Partie zäh. Die Däninnen halten stark mit, früh muss
Im Gegenzug trifft Dänemark in Person von Amalie Vangsgaard fast überraschend, denn Deutschland ist in Überzahl. Lea Schüller und
Für Erleichterung sorgt erst Sjoeke Nüsken, die mit ihrem Elfmetertor ausgleicht (56.). Zuvor foult Dänemarks Verteidigerin Katrine Veje Mittelfelddribblerin Linda Dallmann. Für Deutschland ein Weckruf: Die bis dahin blass bleibende Schüller verwertet den Ball nach schönem Zuspiel durch Brand (66.). Dennoch müssen die DFB-Frauen bis zuletzt zittern.
Die Stars des Spiels: Minge, Bühl, Nüsken: Gwinns Erbinnen
Seit Giulia Gwinns Ausfall ist folgerichtig Janina Minge als Kapitänin gefordert, über die in den vergangenen Tagen viel berichtet wurde. Gegen Dänemark ist die 26-Jährige ruhig und bestimmt. Sportlich stechen andere Spielerinnen hervor, die auf dem Platz vorangehen. Im zweiten Gruppenspiel brilliert
Auch Sjoeke Nüsken, die das Abseits beim Bühl-Tor verschuldet, liefert genügend positive Momente in diesem Spiel. Die Mittelfeldspielerin des FC Chelsea behält eine gute Übersicht, ist in der Vorwärts- wie Rückwärtsbewegung stark und ist Wücks neue erfolgreiche Elfmeterschützin. Vom Punkt schoss und traf bislang immer Giulia Gwinn.
Die Szene des Spiels: Schüller dreht das Spiel – für Gwinn
Ein nicht gegebenes Tor, ein nicht gegebener Elfmeter, ein gegebener Elfmeter – herausstechende Momente gibt es einige in diesem ereignisreichen Spiel. Mut macht aber in besonderem Maße das 2:1-Führungstor durch Lea Schüller. Die Bayern-Stürmerin zeigt sich eiskalt – wie man sie kennt – und lässt sich von zuvor fahrigen Aktionen nicht aus dem Konzept bringen. Ganz im Gegenteil.
Wie die komplette Mannschaft glaubt die 27-Jährige weiterhin an den Sieg. Sie wird belohnt. Beinahe hätte sie Minuten später sogar noch ein weiteres Tor erzielt. Brand und Schüller schicken nach dem Tor eine Botschaft an die verletzte Gwinn: Der Treffer ist für sie.
Die Lehren des Spiels: 1. Überraschend konterschwache DFB-Frauen
Das Tor zum 1:0 durch Amalie Vangsgaard ist nur der Prototyp für das schwache Konterverhalten der deutschen Mannschaft gegen Dänemark. Janni Thomsen erobert den Ball im Mittelfeld und dribbelt mehrere Spielerinnen aus, die DFB-Frauen können gar nicht so schnell schauen – da ist der Ball schon vorn bei Vangsgaard, die ins kurze Eck zielt (26.).
Dem Team von Christian Wück fehlt es in einigen Situationen an Übersicht und Schnelligkeit im Umschaltspiel, die Däninnen scheinen streckenweise fast immer einen Schritt voraus. Auch in der Verteidigung sind die Skandinavierinnen lange physisch überlegen, wenn die Deutschen vor das gegnerische Tor kommen, etwa beim Konter nach dänischem Eckball (45.). Dank der Offensivkraft kann die DFB-Elf das Spiel drehen, spielerisch überzeugt sie aber nicht immer.
2. Dänisches Bollwerk und wenig Kreativität
Nach der Niederlage gegen Schweden, bei der Dänemark kaum zu seinem eigenen Spiel kam, ist Dänemark vor allem in Halbzeit eins überraschend dominant – vor allem im Defensivspiel. Die DFB-Elf besticht zwar mit 66 Prozent Ballbesitz und 19:5 Schüssen nach 60 Minuten, ein Durchkommen durch das dänische Abwehrbollwerk ist aber mühsame Arbeit.
Dass das Tor zum 1:1 durch einen Elfmeter fällt, ist deshalb fast bezeichnend. Anders als im ersten Spiel gegen Polen sind kreative Aktionen Mangelware. Der Treffer zum 2:1 fällt fast kurios, nachdem Dänemark den Ball im Mittelfeld verliert. Das gute Stellungsspiel verliert Dänemark bis zum Schluss nicht, sie bleiben gefährlich, DFB-Torhüterin Ann-Katrin Berger hat viel zu tun, etwa mit Pernille Harder oder der eingewechselten Nadia Nadim.
3. Frauenfußball wird präsenter
Zugegeben: Der Baseler St. Jakob Park ist ein Katzensprung aus Deutschland. Deshalb verwundert es nicht ganz, dass mehr als 17.000 deutsche Fans zum zweiten Gruppenspiel gereist sind, um ihre Mannschaft anzufeuern – die Hälfte aller Zuschauer im Stadion. Noch bemerkenswerter aber ist, dass die insgesamt 34.165 Zuschauer ein Rekord der bisherigen Europameisterschaft darstellen.
Zu keinem Spiel ohne Schweizer Beteiligung kamen bislang mehr Menschen. Das erste Gruppenspiel sahen zudem mehr als acht Millionen Menschen daheim vor dem Fernseher. Das ist eine Hausnummer und zeigt: Frauenfußball kommt an, in der Schweiz, dem EM-Austragungsland – und auch in Deutschland. Vielleicht beflügeln die Fans die DFB-Frauen ja im weiterhin Turnierverlauf noch. Die EM 2022 war zumindest ein gutes Beispiel.