Die Schweiz hat in ihrem zweiten Gruppenspiel bei der EM Island mit 2:0 (0:0) besiegt und die Chancen auf das Viertelfinale bewahrt. In einer für lange Zeit hart umkämpften Partie setzte sich die Nati auch dank des mutigen Offensivspiels durch. Trainerin Pia Sundhage bewies mit dem Einsatz junger Spielerinnen das richtige Händchen.
Die Ersatzspielerinnen, die ausgewechselten Spielerinnen, der Staff der Schweizer Nati – sie alle stürmen freudig auf den Rasen des Berner Wankdorf-Stadions, als Schiedsrichterin Marta Huerta de Aza mit dem langen Pfiff diese Partie beendet. Die Gastgeberinnen gewinnen das zweite Spiel in Gruppe A mit 2:0 gegen die Isländerinnen, die damit ausgeschieden sind, und wahren nun alle Hoffnungen auf das Weiterkommen bei der Heim-EM.
Die Leistung der Schweizer Mannschaft, sie überzeugt vor allem in der zweiten Halbzeit. Gleichzeitig beweist Trainer-Altmeisterin Pia Sundhage mit ihrer Personalwahl den richtigen Riecher. Im letzten Gruppenspiel am Donnerstag gegen den punktgleichen Gegner Finnland (beide 3) reicht nun aufgrund der besseren Tordifferenz sogar ein Unentschieden.
Ein harter Kampf und "halb so viel Spaß"
27 Fouls, 27 Torschüsse, dazu jede Menge Unterbrechungen nach Kollisionen und Verletzungen. "Es war ein riesiger Kampf, manchmal auch gar nicht schön", sagt Verteidigerin Noelle Maritz. Die Partie zwischen der Schweiz und Island ist hart umkämpft, denn beide Teams haben eine Menge zu verlieren – das Spiel und damit die Teilnahme an der EM ab dem Viertelfinale.
Spielmacherin Lia Wälti beschreibt die EM bisher so: "Fußball ist manchmal lustig: Heute hat es auf dem Platz nur halb so viel Spaß gemacht wie am Mittwoch, aber diesmal haben wir das Resultat nach Hause gebracht, und das bedeutet umso mehr." Das Eröffnungsspiel hatte die Nati unglücklich 1:2 verloren. Daraus hat die Mannschaft ihre Lehren gezogen.
Schweiz mutiger im Vorwärtsgang
Der Lattentreffer der Isländerinnen ist ein erstes Warnzeichen nach zwei Minuten, danach aber präsentieren sich die Inselspielerinnen vor allem in der Defensive hart und bissig. Mutiger agieren die Schweizerinnen von Beginn an, sie finden aber oft kein Durchkommen. Island steht kompakt und lässt keine Eidgenössin in den eigenen Sechzehner kommen, deshalb probieren sie es mit Distanzschüssen. Das ändert sich erst mit dem 1:0, bei dem Wälti den Adlerblick beweist und Sydney Schertenleib im richtigen Moment auf die hinzugekommene Frankfurterin Géraldine Reuteler passt.
Die Schweiz, sie spielt nun befreit auf, kreiert weiter munter Chancen und lässt dadurch die Isländerinnen kaum mehr aus ihrer eigenen Hälfte herauskommen. Folgerichtig trifft Alayah Pilgrim kurz vor Abpfiff zum 2:0-Endstand. "Ich bin überglücklich und unglaublich stolz auf das Team. Wir haben bis zum Schluss daran geglaubt", sagt Reuteler nach den 90 Minuten.
Schertenleib, Beney, Fölmli: Die Jungen überzeugen
Dass die Nati das Spiel am Ende mit 2:0 gewinnt, liegt auch an den Talenten und jungen Spielerinnen, die Pia Sundhage aufgestellt und eingewechselt hat. Dazu zählen die beiden Stürmerinnen Schertenleib (18 Jahre) und Svenja Fölmli (22 Jahre). Die Freiburgerin Fölmli bringt ihr Team nach Ecke zu einem Eigentor Islands durch Glódís Viggósdóttir, doch wegen Foulspiels zählt das Tor nicht. Schertenleib agiert teils zu eigensinnig, sticht aber mit vielen schönen Läufen und Aktionen hervor, etwa der Vorarbeit zum 1:0 durch Reuteler.
Rechtsverteidigerin Iman Beney, die ihre Rolle sehr offensiv interpretiert, prüft den Kasten von Torhüterin Cecilía Rúnarsdóttir mehrfach mit sehenswerten Schüssen, etwa in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit mit einem Schuss aus rund 30 Metern auf das Außennetz. Oder mit ihrem strammen Schuss von der Strafraumgrenze (59.), den die isländische Keeperin hält.
Wandeler, Pilgrim: Sundhage mit den richtigen Einwechslungen
Dass die Nati doppelt trifft, liegt auch an den goldrichtigen Einwechslungen von Pia Sundhage, die zehn Minuten nach der Pause Ana Maria Crnogocevic und Leila Wandeler bringt. Letztgenannte 19-Jährige leistet nicht nur die Vorarbeit für das 2:0 durch Alayah Pilgrim, die ebenfalls erst 22 Jahre jung ist. Sie erzielt kurz zuvor mit einem Lattentreffer beinahe selbst das Tor (80.). Zumindest in dieser Hinsicht hat der Ausfall von Routiniers wie Ramona Bachmann damit auch etwas Positives mit sich gebracht.
Auch Sundhage lobt Wandeler und ihre Kolleginnen: "Ich bin glücklich mit ihr und allen jungen Spielerinnen. Das Team hat eine große Zukunft vor sich", sagt sie nach dem Spiel. Ob sie die Tore durch die Einwechslungen von Wandeler und Pilgrim vorhergesehen habe? "So gut bin ich auch wieder nicht."