Antonio Conte wurde im Sommer 2019 zum neuen Trainer von Inter Mailand ernannt. Seitdem veränderte sich vieles zum Positiven, die Nerazzurri liefern sich mit Lazio Rom und Juventus Turin um Superstar Cristiano Ronaldo einen spannenden Kampf um die Meisterschaft. Ein Sieg im Derby gegen den AC Mailand soll die Ambitionen untermauern.

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In den letzten Jahren haftete an Inter Mailand das Image des unruhigen Klubs, der zu schnell und ohne ein durchdachtes Konzept an die Erfolge früherer Tage anknüpfen wollte. Der Abstand auf Branchenprimus Juventus war in den letzten Jahren groß - zu groß. Das Ziel des Trainerwechsels von Luciano Spalletti zu Antonio Conte war klar: Dieser Abstand sollte sukzessive verringert werden.

Der Weg ist noch lang. Aber schon jetzt spielt Inter Mailand eine gewichtige Rolle im Kampf um den Titel in der Serie A. Drei Punkte beträgt der Rückstand auf Juventus Turin, in dieser Saison scheint tatsächlich alles offen zu sein. Und Inter ruht sich keineswegs auf der sehr guten Hinrunde aus, sondern legte im Winter gleich mehrfach auf dem Transfermarkt nach. Mit Ashley Young, Christian Eriksen und Victor Moses wurden dem Conte-Kader weitere Mosaiksteine hinzugefügt.

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Antonio Conte: Der Architekt des Inter-Erfolgs

Inter bemühte sich schon im Sommer, die Wünsche des Trainers zu erfüllen - und tat gut daran. Denn Conte hatte bei seinen bisherigen Stationen bewiesen, dass er ein Gespür dafür hat, welche Charaktere eine Mannschaft benötigt. Doch nicht nur das, er weiß auch, welche Spielertypen zu seinem Fußball passen. So buhlte Inter Mailand im Sommer wochenlang um Romelu Lukaku, der in England teilweise als unbeweglich und hölzern verschrien war.

Für 65 Millionen Euro wechselte Lukaku schließlich von Manchester United zu den Nerazzurri und ist mit 20 Toren und vier Vorlagen bisher ein Schlüsselspieler unter Conte. Doch nicht nur die fachliche Komponente sorgt für den Aufschwung, auch die Persönlichkeit des 50-jährigen steht sinnbildlich für die Aufbruchsstimmung von Inter. Conte verkörpert eine gute Mischung aus Taktiker und Motivator, verfügt über Charisma - und lebt seine Emotionen an der Seitenlinie gerne auch mal offen aus.

Inter: Mit klugen Transfers und Kontinuität zum Erfolg

Antonio Conte hat die Aufgabe, wieder eine Mannschaft zu formieren, die auch auf internationaler Ebene brillieren kann, wie die Champions-League-Sieger 2010 um Zanetti, Eto’o, Milito und Sneijder. In der Folge wurde der Fehler gemacht, zu lange nach Namen und nicht passend zur Ausrichtung des Klubs Spieler zu verpflichten. Natürlich wurden dem Team mit Diego Godin und Alexis Sanchez auch erfahrene Spieler hinzugefügt, aber besonders die Ergänzungen im Mittelfeld, namentlich Nicolo Barella (22) und Stefano Sensi (24), passten.

Im Winter holten die Nerazzurri in Ashley Young und Victor Moses zwei Spieler, die vor der typischen Conte-Dreierkette die Außenbahnen beackern können, Christian Eriksen kam als Kreativspieler, der die Verbindung zwischen dem Mittelfeld und dem Angriff noch einmal verbessern soll und auch kann.

Zusätzlich zu den Veränderungen im Kader implementierte Conte von Beginn an sein 3-5-2-System, nutzte Lukaku als Zielspieler und Prellbock für den international begehrten und vom FC Barcelona umworbenen Lautaro Martinez, revolutionierte den Spielaufbau und entwickelte Automatismen und Abläufe, die regelmäßig in den Spielen zu erkennen sind.

Juventus-Konkurrent in der Serie A und andere Titelambitionen

Diese Entwicklungen und Veränderungen sollen den Klub wieder an die Spitze führen. In der Liga steht Inter sehr gut da. Man ist der "Alten Dame" Juventus Turin um Superstar "CR7" dicht auf den Fersen, spielt zudem in der Coppa Italia noch eine Rolle. Auch der "Abstieg" aus der UEFA Champions League, in einer Gruppe mit dem FC Barcelona und Borussia Dortmund, erhöht die Titelchancen auf internationaler Ebene eher. Hier wird die Frage sein, ob Inter die oftmals ungeliebte Europa League ernst nimmt oder den Fokus auf den "Scudetto"-Gewinn legt, damit erstmals seit 2011 der Meister nicht Juventus Turin heißt.

Damals reagierte Juventus übrigens - und stellte Antonio Conte ein. Dieser legte mit drei Meistertiteln in Serie den Grundstein für die dominante Juventus-Ära, konnte auch beim FC Chelsea den Meistertitel dank seiner Anpassungen gewinnen. Dass Inter Mailand diesen Trainer mit seinem klaren Konzept einstellte, ist einerseits eng mit der Hoffnung auch eine nachhaltige Verbesserung, andererseits mit Ambitionen, entsprechende Silberware zu gewinnen, verknüpft.

Der Gegenentwurf zum AC Mailand

Das Derby della Madonnina, das am Sonntagabend stattfindet, ist auch ein Duell der Gegensätze. Inter Mailand hat die Fehler der Vergangenheit erkannt und ist derzeit genau das, was der AC Mailand gerne sein würde: Ein Verein mit einer klaren Struktur und fußballerischem Wiedererkennungswert. Die Stichworte, die rund um die Rossoneri derzeit fallen, sind aber eher Verschuldung, hohe Fluktuation auf der Trainerposition und eine Transferpolitik, die nur schwer nachvollziehbar ist.

Seit Sommer 2015 hat Milan laut "transfermarkt.de" ein Transferminus von mehr als 380 Millionen Euro vorzuweisen, einige der Neuzugänge aus diesem Zeitraum wurden schon wieder verkauft. Trotz der hohen Ausgaben ist der Alltag trist. Für die Europa League wurde Milan gesperrt, in der Serie A steht der Klub nur auf Platz acht und in der Coppa Italia wartet nun Juventus. Die Vorherrschaft in Mailand hat gegenwärtig jedenfalls Inter inne. Das soll im Derby auch auf dem Platz unter Beweis gestellt werden, damit die Nerazzurri weiterhin im Rennen um die ganz großen Titel eine Rolle spielen können.

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