Ein Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Luxemburg wird erwartet, mehr noch scheint es aktuell darum zu gehen, wie hoch man das Spiel gewinnen kann. Doch die Luxemburger haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sie nicht mehr zu den kleinen Gegnern gehören.
Vorneweg: Die viel zu oft zitierte Fußballfloskel "Es gibt keine Kleinen mehr" stimmt eigentlich nicht wirklich. Denn natürlich spielen mit San Marino, Liechtenstein, Gibraltar oder Andorra immer noch mehrere Nationalmannschaften in den europäischen Qualifikationswettbewerben mit, deren Teams zum Großteil noch aus Halbprofis und Amateuren bestehen. Es sind Mannschaften, bei denen jeder Punktgewinn eigentlich schon eine Blamage für den Gegner ist. Kleine Teams eben.
Die schlechte Nachricht für die deutsche Nationalmannschaft ist nur: Luxemburg, der dritte Gegner in der WM-Qualifikation am Freitag, gehört nicht mehr zu dieser Gruppe. Und auch wenn das DFB-Team gegen das Nachbarland, das mit 680.000 Einwohnern kleiner ist als Frankfurt am Main, der klare Favorit ist – komplett unterschätzen darf man die Luxemburger auf jeden Fall nicht mehr.
Für Luxemburg spielen ausschließlich Profis
Denn Halbprofis oder gar Amateure wie in anderen europäischen Zwergstaaten gibt es im luxemburgischen Team längst nicht mehr. Fast alle Spieler der Nationalmannschaft sind mittlerweile im Ausland aktiv.
In die großen Ligen schaffen es aber bislang noch die wenigsten, stattdessen haben sich die Luxemburger weit verteilt. Die Nationalspieler reisen unter anderem aus Serbien, Polen, Aserbaidschan oder Saudi-Arabien an. Auch aus der Bundesliga sind mit St. Pauli-Profi Daniel Sinani und dem 20-jährigen Augsburg-Talent Aiman Dardari zwei Spieler dabei. Mathias Olesen und Eldin Dzogovic sind wiederum in der 2. Bundesliga aktiv.
Vor zwei Jahrzehnten war das noch anders. Da gehörte Luxemburg noch zu den Fußballzwergen, die ganz selbstverständlich gegen große Teams unter die Räder kamen - zwischen 1980 und 2007 gewannen die Luxemburger gerade mal drei Spiele, darunter zwei gegen den Inselstaat Malta.
Jugendarbeit der Schlüssel zu Luxemburgs Erfolg
Kaum einer der Nationalspieler schaffte es damals über die semiprofessionelle heimische Meisterschaft hinaus - der heutige Nationaltrainer und Ex-Bundesligaprofi Jeff Strasser war einer der wenigen Ausnahmen. Den Aufschwung erarbeitete sich das kleine Land mit einem neuen Fokus auf professionelle Jugendarbeit.
Spätestens ab 2010 stellte der Luxemburgische Fußballverband seine Nachwuchsarbeit komplett um. "Stellen Sie sich unseren Verband wie ein großes Nachwuchsleistungszentrum in der Bundesliga vor. Wir bilden die Talente zentral und zusammen aus und geben sie nur an den Wochenenden zu ihren Klubs", erklärt Nationaltrainer Strasser die Herangehensweise der Luxemburger.
Die Arbeit machte sich bezahlt: Anders als bei den übrig gebliebenen Fußballzwergen sind die Spieler der luxemburgischen Nationalmannschaft mittlerweile fast vollständig im Ausland aktiv. Das Aushängeschild der luxemburgischen Nachwuchsarbeit ist Ex-Bundesligaprofi Leandro Barreiro. Nachdem ihm beim 1. FSV Mainz 05 der Durchbruch gelungen war, spielt der Mittelfeldspieler jetzt mit Benfica in der Champions League.
Erfolgreiche jüngere Vergangenheit
Und auch in der Praxis hat Luxemburg schon bewiesen, dass die Nationalmannschaft nicht mehr anreist, um nicht allzu hoch zu verlieren. In der EM-Qualifikation 2024 gewannen die "roten Löwen" in ihrer Qualifikationsgruppe fünf von zehn Spielen und landeten auf Platz drei. Nur fünf Punkte fehlten damals, um sich direkt für die Europameisterschaft in Deutschland zu qualifizieren. Dank der Nations League durfte das Team des damaligen Nationaltrainers Luc Holtz dann sogar noch in den EM-Playoffs antreten - und scheiterte knapp an Georgien.
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Unter dem neuen Trainer Strasser läuft es noch nicht ganz so erfolgreich - trotzdem konnten die Luxemburger noch Anfang des Jahres für Aufsehen sorgen. Im März 2025 besiegte die luxemburgische Nationalmannschaft im Testspiel Schweden mit 1:0.
Auch dieses Ergebnis zeigt: Eine Niederlage gegen Luxemburg ist auch für qualitativ bessere Teams an einem schlechten Tag möglich. Die deutsche Nationalmannschaft sollte besser keinen davon erwischen.
Verwendete Quelle
- dpa