Der deutsche Baseball-Profi Max Kepler gehört mit seinem Team zu den Mitfavoriten auf den Titel in der MLB – nach aufwühlenden Monaten.

Max Kepler hat schon einiges erlebt. Das kommt nicht von ungefähr: In der Major League Baseball (MLB), in der er nun seit elf Jahren spielt, umfasst allein schon die "regular season" 162 Spiele. Pro Mannschaft. Sein erstes Jahr mit den Phillies aus Philadelphia war dennoch ein "ganz spezielles", sagt der gebürtige Berliner. Was allerdings eine ganz spezielle Umschreibung ist für all das, was er in den vergangenen Monaten erlebt hat – oder vielmehr: noch nicht erlebt hatte.

Nach zehn guten Jahren bei den Minnesota Twins war Kepler in der "City of Brotherly Love" gelandet: Einjahresvertrag, zehn Millionen Dollar. Als bekannt guter Hitter (Schlagmann) galt er als fehlendes Puzzleteil auf dem Weg zum dritten Gewinn der World Series nach 1980 und 2008. Aber: Kepler (32) traf erst mal selten bis gar nicht mehr, das Publikum buhte ihn aus. Hätte sich Manager Rob Thomson nicht an einen alten Spruch erinnert, der Deutsche wäre rausgeflogen.

Vor der Trade Deadline am 31. Juli, zu der die Teams ihre Kader für die zweite Saisonhälfte neu sortieren, wies alles darauf hin, dass Kepler bald kein Phillie mehr sein würde. Thomson aber sagte: "Man muss an das glauben, was auf der Rückseite der Baseball-Karte steht." Dort sind die Statistiken der Spieler aufgeführt, und Kepler hatte in zehn Jahren in Minnesota bewiesen: Man kann ihm vertrauen. Thomson gab ihm eine letzte Chance: Sechs Spiele auf Bewährung.

Max Kepler
Max Kepler beschränkt sich wieder auf das Wesentliche. © IMAGO/Imagn Images/Eric Hartline

Kepler plötzlich wieder ein Hoffnungsträger

Kepler schlug zu, buchstäblich. Ab August traf er mit einer Quote von mehr als 30 Prozent, ein Top-Wert. Nach seinem Wechsel zu den Phillies habe er das Gefühl gehabt, dass er sich und anderen etwas beweisen müsse, "ich tat mehr, als ich tun musste", sagte Kepler. Nun macht er einfach, was er schon immer konnte. Für die Play-offs, in denen die Phillies als eines der vier besten Teams der "regular season" gesetzt sind, ist er wieder Hoffnungsträger neben Superstars wie Bryce Harper.

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Auch das Publikum in Philly, das für seine gnadenlos-brutale Form der Kritik berüchtigt ist, steht vorerst wieder zu Kepler. Was auch daran liegt, dass er es neben der verbesserten Trefferquote auch mit einfachen Mitteln befriedet hat. Er trägt ein T-Shirt mit einem Motiv aus der Kult-Serie "It's always sunny in Philadelphia", und zu den verhallten Buhrufen sagt Kepler nunmehr augenzwinkernd: "Ich glaube, dass ihre Buhs ihre Sprache der Liebe sind."

Die Liebe wird wachsen, wenn Kepler weitermacht wie zuletzt. Vorerst hat er noch ein paar Tage Pause – die Phillies steigen erst nach der Wild-Card-Runde in die Play-offs ein. Am Samstag treffen sie dann auf den Sieger der Best-of-three-Serie zwischen Titelverteidiger Los Angeles Dodgers und den Cincinnati Reds. (SID/bearbeitet von lh)