Summer McIntosh ist erst 18 Jahre alt – und im internationalen Schwimmsport schon jetzt das Maß aller Dinge. Zuletzt erlebte sie verrückte Tage. Schon bald könnte sie ihr großes Vorbild endgültig in den Schatten stellen.

Ein Porträt
Dieser Text enthält neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Michael Schleicher sowie ggf. von Expertinnen oder Experten. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Nicht einen, nicht zwei, sondern gleich drei: So viele Weltrekorde knackte Schwimmerin Summer McIntosh zuletzt bei den kanadischen Meisterschaften – und das in nur fünf Tagen.

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Die erst 18-Jährige stellte sowohl über die 400 m Freistil als auch anschließend über die 200 m und 400 m Lagen einen neuen Weltrekord auf. Es war die großen McIntosh-Festspiele bei den Trials in Victoria.

McIntosh nahm bereits mit 14 Jahren an Olympischen Spielen teil

Schon jetzt ist der Teenager ein absoluter Star im Schwimmsport, der bereits etliche große Erfolge feiern konnte. Bei den Olympischen Spielen in Paris im vergangenen Sommer holte sie gleich dreimal Gold, hinzu kam eine Silbermedaille.

Summer McIntosh
Summer McIntosh präsentiert ihre vier Olympia-Medaillen, die sie 2024 in Paris gewonnen hat. © IMAGO/ZUMA Press/Christinne Muschi

Bei den vorherigen Spielen, 2021 in Tokio, ging McIntosh ebenfalls schon an den Start, im Alter von nur 14 Jahren. Damals schwamm sie knapp an ihrer ersten Olympia-Medaille vorbei, gleich zweimal schwamm sie auf den undankbaren vierten Platz. Doch schon damals war klar: An McIntosh wird es in den kommenden Jahren kaum ein Vorbeikommen geben.

Das zeigte sich im Anschluss bei diversen Weltmeisterschaften: Acht WM-Goldmedaillen (viermal WM, viermal Kurzbahn-WM) hat McIntosh bereits, insgesamt sind es sogar 16.

Das Sport- und Schwimm-Talent liegt bei McIntosh in der Familie. Ihre Mutter Jill Horstead war früher ebenfalls eine erfolgreiche Schwimmerin. Bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles wurde sie Neunte über 200 m Schmetterling. Eine Medaille bei Olympia blieb ihr verwehrt. Seit vergangenem Sommer hat die Tochter ihrer Mutter da also schon einiges voraus.

Und auch Summer McIntoshs zwei Jahre ältere Schwester Brooke ist sportlich erfolgreich: Sie ist jedoch nicht im Schwimmbecken, sondern auf dem Eis also Eiskunstläuferin im Paar-Wettbewerb aktiv.

Summer McIntosh
Summer McIntosh bei den Olympischen Spielen in Tokio. © IMAGO/ZUMA Press/Frank Gunn

McIntosh ist sich ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten bewusst: "Ich wusste, dass ich heute Abend etwas Besonderes erreichen kann, weil ich bisher den besten Wettkampf meiner Karriere hatte", sagte die 18-Jährige zuletzt nach ihrem dritten Weltrekord innerhalb weniger Tage.

Gleichzeitig gibt sich die junge Kanadierin selbstbewusst und erfolgssicher, bei ihren Leistungen wenig verwunderlich: "Weltrekorde sind dazu da, um gebrochen zu werden. Wenn ich mit diesem Sport aufhöre, möchte ich sicher sein, dass dieser Rekord so schnell wie möglich ist", erklärte McIntosh nach ihrem Weltrekord über 400 m Lagen.

Teilweise ist McIntosh ihrem Idol schon enteilt

Ihr großes Vorbild war seit ihrer Kindheit eine ganz Große des Schwimmsports: Katie Ledecky. Die US-Amerikanerin gehört zu den erfolgreichsten Olympia-Teilnehmern überhaupt. Insgesamt 14 Medaillen sammelte sie bislang, neun davon sind sogar Gold. "Sie ist so inspirierend und hat den Sport wirklich verändert. Auch sie hat Wettkämpfe bestritten, als sie sehr jung war", sagte McIntosh einmal über ihr Vorbild.

Bei den Trials war McIntosh sogar kurz davor, ihr großes Idol zu übertreffen. Über 800 m Freistil verpasste sie nur knapp die Bestmarke von Ledecky, die die 28-Jährige erst im vergangenen Monat verbessert hatte. "Ich wollte heute wirklich sehen, wie nahe ich dem Rekord kommen kann. Ich bin echt zufrieden mit meinem Rennen", sagte McIntosh anschließend.

Ariarne Titmus (M.), Summer McIntosh (r.) und Katie Ledecky
Schwimm-Stars unter sich: Ariarne Titmus (M.), Summer McIntosh (r.) und Katie Ledecky bei den Olympischen Spielen in Paris. © IMAGO/Action Plus/Simon West

Die Wettkämpfe würden ihr "viel Selbstvertrauen für Singapur" geben, hatte die 18-Jährige bereits zu Beginn der Trials gesagt. Dort stehen vom 11. Juli bis 3. August die Weltmeisterschaften an.

Dort wird auch Ledecky wieder am Start sein. Der Schwimm-Star hat seit der ersten Teilnahme in Barcelona 2013 bereits 21 WM-Goldmedaillen geholt, darunter 16 Einzeltitel. In Singapur peilt sie ihren siebten 800-m-Titel in Folge an. Zuletzt kündigte sie an, nicht über die 200 m Freistil starten zu wollen.

McIntosh trainiert künftig beim Coach von Michael Phelps

Eine Nachricht über McIntosh dürfte die Schwimm-Konkurrenz – und vielleicht auch Ledecky selbst – ziemlich ins Schwitzen gebracht haben. Wie das kanadische Online-Portal "Sportsnet" zuletzt berichtete, schließt sich die 18-Jährige nach den Weltmeisterschaften dem Profiprogramm des renommierten Trainers Bob Bowman in Austin (Texas) an.

Bowman trainierte früher Schwimm-Ikone Michael Phelps, der mit 23 olympischen Goldmedaillen wohl einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt hat. Daneben ist auch der Franzose Léon Marchand Teil von Bowmans aktueller Trainingsgruppe. Marchand sorgte bei den Heim-Spielen 2024 in Paris für Furore, als er insgesamt vier Goldmedaillen gewann.

Summer McIntosh mit Formel-1-Pilot George Russell
Schon jetzt ein gefragter Star, vor allem in der Heimat: Summer McIntosh mit Formel-1-Pilot George Russell beim Großen Preis von Kanada. © IMAGO/IPA Sport/ABACA

"Michael Phelps ist der Größte aller Zeiten und er war einfach unglaublich. Bob hat nicht nur Michael, sondern auch viele andere großartige Schwimmer geprägt. Das zeigt die Konstanz seines Coachings und seines Könnens und gibt mir viel Selbstvertrauen", sagte McIntosh zuletzt laut "Sportsnet". "Ich weiß, dass ich ihm mein Training voll und ganz anvertrauen kann."

Schon jetzt wandelt Summer McIntosh also auf den Spuren der ganz Großen ihres Sports. Nach den Leistungen in Victoria dürfte sich bei der 18-Jährigen, die gefühlt keine Gegnerinnen mehr hat, aktuell wohl nur eine Frage stellen: Wie viele Weltrekorde knackt der Schwimm-Teenie bei der WM in Singapur?

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