Der Nahost-Konflikt überschattet den Sport: Die Schlussetappe der Spanien-Rundfahrt wird abgebrochen. Es gibt Verletzte, Festnahmen - und auch politische Schuldzuweisungen.
Vuelta-Chef Javier Guillén hat die Proteste, die zum Abbruch der letzten Etappe der Spanien-Rundfahrt in Madrid geführt hatten, verurteilt. "Was passiert ist, war absolut inakzeptabel. Ich bedauere das Bild, das der Welt dadurch vermittelt wurde, und es sollte sich nicht wiederholen", sagte der Renndirektor am Tag nach dem chaotischen Ende der Vuelta in Madrid.
"Ich glaube nicht, dass wir aus den Ereignissen von gestern etwas Positives mitnehmen können", sagte Guillén: "Es ist in Ordnung, wenn Menschen die Vuelta nutzen, um ihre Meinung zu äußern, aber wir fordern auch Respekt für das Rennen. Gestern war ein trauriger, beklagenswerter Tag, es waren sehr schwierige Momente, die Bilder sprechen für sich."
Auch zum geplanten Start der Tour de France 2026 in Barcelona, der zunehmend in den Fokus rückt, äußerte sich Guillén. "Barcelona wird die Tour de France ausrichten, aber es ist offensichtlich, dass internationale Organisationen nach dieser Vuelta gewisse Entscheidungen treffen müssen", sagte er: "Auch der Radsport muss daran arbeiten und Vorschläge unterbreiten." Er hoffe zudem, sagte Guillén, dass der Gaza-Krieg bis zum Tourstart im kommenden Sommer beendet sei, "nicht nur aus sportlichen, sondern auch aus humanitären Gründen".
Das spanische Innenministerium schätzte die Zahl der Kundgebungsteilnehmer auf 100.000. Die Polizei meldete zwei Festnahmen und 22 leicht verletzte Beamte. Obwohl es Zusammenstöße zwischen Demonstranten und den Einsatzkräften gab, betonte die Zentralregierung, dass der Protest "ohne schwerwiegende Zwischenfälle verlaufen" sei. Das sei dem "außergewöhnlichen Einsatz" zu verdanken, "den die Sicherheitskräfte des Staates zusammen mit der Stadtpolizei von Madrid geleistet haben", erklärte der Delegierte des spanischen Innenministeriums für die Region Madrid, Francisco Martín Aguirre. Er lobte die Demonstranten, die ein "Beispiel an Würde" gegeben hätten.
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Kritik von der Opposition in Spanien
Die linksgerichtete Zentralregierung wird derweil von der konservativen Opposition scharf kritisiert, weil sie zu den Protesten gegen den militärischen Einsatz Israels in Gaza ermuntert habe. "Madrid ist von Gewalt überzogen worden. Für diese Gewalt mache ich den Regierungschef (Pedro Sánchez) direkt verantwortlich wegen seiner unverantwortlichen Äußerungen", sagte etwa Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida.
Sánchez hatte am Sonntag vor der letzten Etappe erklärt: "Ich möchte unseren Respekt und unsere Anerkennung gegenüber den Sportlern betonen, aber auch gegenüber einem Volk wie dem spanischen, das sich für gerechte Anliegen mobilisiert." (dpa/bearbeitet von jum)