Giovanni Zarrella spricht im Interview über seine Kindheitserinnerungen an Italien-Urlaube, einen sehr persönlichen Song auf seinem neuen Album "Universo" und die Zukunft seiner ZDF-Show.
Giovanni Zarrella (47) veröffentlicht am 2. Mai sein neues Album "Universo", das den Italo-Disco-Pop der 80er-Jahre aufleben lässt. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt der deutsch-italienische Musiker, was er mit der Zeit verbindet, warum er einen Song auf dem Album seinen Eltern gewidmet hat und wie er auf eine neue Moderationsaufgabe Ende des Jahres blickt.
In der Ankündigung heißt es, Sie wollen mit dem Album Geschichten aus Ihrem ganz persönlichen "Universo" erzählen. Was und wer gehört denn zu diesem Universum?
Was sind die persönlichsten Songs auf dem Album?
Zarrella: Zum einen "Italiano vero", weil das der Song ist, den ich meinem Papa und damit auch meinen Eltern gewidmet habe. Damit ist gemeint, egal wo mein Vater ist, er wird immer ein "echter Italiener" bleiben. Es ist ein Dankeschön an meine Eltern für das, was sie aufgegeben haben als Kinder, als sie ihr Land verlassen haben, jedoch mit Deutschland auch eine geliebte Heimat gefunden haben. Diesen Mut, den man damals in den 60ern gebraucht hat, finde ich so beachtlich und ich glaube, ich war demütig, das so erleben zu dürfen, weil meine Eltern das so vorgelebt haben. Zum anderen ist "Fantastico" sehr persönlich, weil der Song in meinem Leben dafür steht, dass man immer ans Gute glauben muss. Dass man das Leben versucht, immer positiv zu nehmen und nach vorne zu blicken. Als Drittes würde ich "La discoteca italiana" nennen, da das Lied die Nostalgie und das Lebensgefühl beschreibt, das ich habe, wenn ich an das Italien meiner Kindheit denke. Wie ich mit zehn, elf, zwölf Jahren mit meinen Eltern und meine Schwester losgefahren bin, zu viert im Auto, da war mein Bruder noch gar nicht geboren. Wie wir über den Brenner gefahren sind, beim ersten Autogrill gestoppt haben, Papa seinen Espresso getrunken hat und wir eine Aranciata und ein Panino bekommen haben. Wie wir dann in Italien am Strand waren und die Musik aus der Strandbar zu hören war. Diese Erinnerungen sind einfach wunderschön.
Wie oft sind Sie noch in Italien?
Zarrella: Ich versuche schon zwei-, dreimal im Jahr hinzufahren. Das ist mir wichtig. Im Sommer schaffe ich es meistens und dann eigentlich immer nochmal, wenn es um Fußball geht, wenn die AS Roma spielt, wir einen kleinen Ausflug machen und mein Sohn und ich ins Stadion in Rom gehen. Wir haben auch noch Familie in der Hauptstadt, deshalb ist Rom schon meist unser Ziel.
Das Album ist eine Hommage an Italo Disco. Das Genre hat ein Revival erlebt?
Zarrella: Ja, genau. Es hat vor drei, vier Jahren begonnen, als "Sarà perché ti amo" über Mailand hinaus [Lied gilt als inoffizielle Hymne des AC Mailand, Anm. d. Red.] wieder zum großen Hit geworden ist. Damit wurde die Italo-Disco-Welle losgetreten und Künstler in Italien wie The Kolors haben sich dem Thema richtig gewidmet. Das fand ich so schön. Dieses Aufleben lassen ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Es ist schließlich die Musik, die meine Kindheit geprägt hat. Deswegen wollte ich diesem Sound mit Songs wie "Fantastico" oder "Danza" unbedingt auch wieder Leben einhauchen. Das Spannende war, Songs aus dieser Zeit in die jetzige Zeit zu bringen. Mit den technischen Möglichkeiten von heute, jedoch ohne die Nostalgie von damals zu verlieren.
Das Album ist wieder komplett auf Italienisch. Wie gehen Ihre deutschen Fans mit den italienischen Texten um?
Zarrella: Ich sehe es als meine Verantwortung, bei Konzerten, bevor ein eigener Song von mir gespielt wird, den Leuten etwas über das Lied und dessen Hintergrundgeschichte zu erzählen und nicht davon auszugehen, dass jeder Italienisch spricht. Ich will dem Zuschauer die Möglichkeit geben, sich in die Emotion zu versetzen und zu verstehen: "Da spricht er jetzt gerade über die Liebe zu seiner Frau oder das Verhältnis zu seinen Eltern."
Fällt es Ihnen mit italienischen Songs leichter, Ihre Gefühle auszudrücken?
Zarrella: Italienisch ist eine unglaublich runde, schöne, romantische und harmonische Sprache und ihre Melodie ist schon sehr ergreifend. Ich persönlich glaube, dass es die Sprache der Liebe ist. Das glauben die Franzosen von sich auch, da sind wir uns noch nicht ganz einig (lacht). Natürlich fällt es mir sehr leicht, damit meine Gefühle auszudrücken, wobei ich aber auch noch ein deutsches Album machen möchte irgendwann. Dass ich in dem Land, in dem ich geboren bin, in dem man meine Geschichte am besten kennt, diese vielleicht auch mal so erzählen kann, dass jeder sie versteht, ohne dass ich sie erklären muss. Ob es die nächste Platte ist oder in fünf Jahren. Ich weiß es nicht, aber es wird auf jeden Fall passieren.
Auf Tour laden Sie wieder zur italienischen Sommernacht. Was muss denn so eine Sommernacht mit Italo-Flair für Sie mitbringen?
Zarrella: Entscheidend ist natürlich die Musik. Bei meiner Sommernacht habe ich Songs aus "Universo" dabei, aber auch Musik aus den letzten drei Alben mit den großen deutschen Klassikern auf Italienisch. Hinzu kommen, und das gehört für mich wie bei einem Pizzeria-Besuch einfach dazu, natürlich Italo-Pop-Klassiker. So was wie "Sempre, sempre", "Sarà perché ti amo" oder "Volare". Du willst an so einem Abend Eros Ramazzotti, du willst Gianna Nannini hören. Ich empfinde es als meine Verantwortung das zu machen, weil ich in allererste Linie die Musik nicht für mich mache, sondern für mein Publikum. Ich sage zu der Band vor den Auftritten immer: "Lass uns daran denken, hier draußen sind jetzt gerade x Personen, die sich diesen Abend freigenommen haben, die sich entschieden haben, diesen Abend mit uns zu verbringen, die Geld und Zeit investiert haben, vielleicht hier übernachten. Lass uns alles raushauen, was wir in uns haben." Wenn das Publikum da sitzt, dann möchte es auch ganz viel Italien bekommen bei so einer italienischen Sommernacht, was es auch bekommen wird. Der Aperol Spritz steht bereit (lacht).
Ihre Fanbase ist auch durch Ihre ZDF-Show größer geworden. Ihr Vertrag wurde kürzlich verlängert. Wie war das für Sie?
Zarrella: Das war ein schönes Gefühl. Als ich 2021 angetreten bin, hieß es: Wir machen jetzt mal zwei Shows im September und November und dann schauen wir mal, wie es weitergeht. Und dann habe ich damals meinen ersten Drei-Jahres-Vertrag bekommen, was ja schon ein unglaubliches Statement war. Jetzt noch mal diese Verlängerung zu bekommen, war für mich wie ein Liebesbeweis vom Sender und auch vom Publikum, zu sagen: "Wir wollen dich weiter bei uns haben, wir wollen dich weiter sehen." In einer Zeit, in der man immer mehr sagt, dass das TV neben den Streamern Lösungen finden muss. Mein Team und ich sind nach wie vor überzeugt davon, dass Fernsehen immer da sein wird. Wir müssen nur bereit sein, uns zu verändern. Wir müssen den Leuten besondere Live-Momente und Emotionen geben. Wir müssen uns fragen: "Was können wir noch mehr tun?"
Verspüren Sie Quotendruck?
Zarrella: Man schaut immer drauf. Du möchtest natürlich, dass viele Menschen die Sendung sehen. Dass die Menschen, die für diese Sendung arbeiten, die Choreografen, die Tänzer, die Band, die Redaktion, auch belohnt werden. Das ist der Druck, den ich verspüre, dem gegenüber meinem Team.
Gibt es einen Wunschgast, den Sie gerne in der Sendung hätten?
Zarrella: Ich hatte schon so tolle Gäste. Mit Michael Bublé zu singen, war zum Beispiel ein krasser Moment. Ich würde mich zum Beispiel total freuen, wenn Céline Dion, wenn sie wieder ganz gesund ist, vorbeikommen würde. Es sind schon Wunschgäste, die vielleicht nicht so oft in Deutschland sind und dann bei mir auf der Bühne stehen würden. Das Allerschönste an der Sendung für mich ist, dass es eine Musikshow ohne Schubladen ist. Bei mir kommt ein Johannes Oerding genauso wie ein Roland Kaiser oder eine Shirin David. Die Musikerinnen und Musiker zeigen sich alle offen und das finde ich total schön. Das gab es zum letzten Mal wahrscheinlich bei "The Dome" oder der "Bravo Super Show".
Sie werden Ende des Jahres erstmals auch die Spendengala zugunsten der Hilfsorganisationen Brot für die Welt und Misereor im ZDF moderieren. Sind Sie aufgeregt?
Zarrella: Ich bin schon sehr aufgeregt. Das ist etwas ganz Besonderes und eine Premiere für mich. In dem Fall wünscht man sich natürlich, dass ganz viele Spenden zusammenkommen und vielen Menschen geholfen werden kann. Ich werde mich sehr vernünftig und aus vollem Herzen mit viel Lust darauf vorbereiten. Wir müssen einen tollen Inhalt bieten, damit die Menschen auch dranbleiben und sich gut darüber informiert fühlen, wo geht das Geld hingeht. Vertrauen ist da das Allerwichtigste. Und dann kann ich am Ende hoffentlich einen Scheck mit vielen Nullen hochhalten.
Sie haben anfangs Ihre Leidenschaft für den Fußball angesprochen. Sie sind Fan des VfB Stuttgart, der im Pokal-Finale steht. Wie haben Sie den Einzug ins Finale erlebt?
Zarrella: Es hat mich sehr gefreut. Es ist eine Möglichkeit, je nachdem, wie die Saison verläuft, mit einem Sieg doch europäisch zu spielen, was ich sehr wichtig finde und was der VfB verdient hat. Als es letztes Jahr in die Champions League ging, kam man aus einer Relegation, wo man es geschafft hat, die erste Liga zu halten. Sich dann so aufzustellen in allen Bereichen des Vereins und auch mit den Spielern, so smart einzukaufen, den Verein auf sichere Beine zu stellen, finde ich bemerkenswert. Ich bin sehr regelmäßig im Stadion und zu erleben, wie so ein Verein wieder wächst und sich eine richtige Fußballkraft im Süden entwickelt, die eben nicht aus München, sondern aus dem Schwabenländle kommt, ist so ein schönes Gefühl. Ich drücke wirklich die Daumen fürs Finale und hoffe, dass ich Ende Mai auch live dabei kann. (jom/spot) © spot on news