Als Frontsängerin der Band MiA. zählt Mieze Katz seit den 2000ern zu den bekanntesten Stimmen der deutschen Popmusik. Nun hat sie ihr erstes Soloalbum veröffentlicht – ein Projekt, das ausschließlich aus Duetten besteht. Wir haben mit der Musikerin gesprochen.

Ein Interview

Wenn am Dienstag (13.05. um 20.25 Uhr auf VOX) die Mieze-Katz-Folge von "Sing meinen Song – Das Tauschkonzert" ausgestrahlt wird, blickt Sängerin Mieze Katz auf eine Zeit, in der "Freundschaften fürs Leben entstanden" sind.

Mehr News zu Stars & Unterhaltung

Im Interview mit unserer Redaktion berichtet die Musikerin, deren erstes Soloalbum "dafür oder dagegen" kürzlich erschienen ist, vom Dreh der Musiksendung. Zudem spricht die 46-Jährige über Meinungsfreiheit und die Rolle von Safe Spaces.

Mieze Katz, welcher rote Faden zieht sich durch Ihr Soloalbum "dafür oder dagegen"?

Mieze Katz: Alle zwölf Tracks auf "dafür oder dagegen" sind Duette. Mir ging es in der Entstehung des Albums um Austausch und ich finde, dass Musik sehr zum Austausch anregt. Wir leben in einer Zeit, in der ich mit meinen Fragen und Gedanken häufig nicht allzu gut alleine zurechtkomme. Umso wichtiger sind mir Gespräche und Kreativität. Denn ich glaube, dass wir mehr kreative Lösungen für eine gemeinsame Zukunft brauchen.

Das Album hat etwas Zuversichtliches, obwohl es in einigen Tracks durchaus um die schweren Themen unserer teils zerrütteten Gesellschaft geht …

So ist es. Ich habe gemerkt, dass mir, obwohl ich ein positiver Wirbelwind-Charakter bin, die von Ihnen angesprochene Zuversicht nicht mehr selbstverständlich zufällt. Ich muss mich um Zuversicht, Optimismus und den klaren Blick nach vorne bemühen. Genau das funktioniert für mich besser zusammen und im Austausch. Deswegen habe ich auf dem Album ganz viel Raum geschaffen für mein Gegenüber.

Ich wollte meine Duettpartnerinnen und -partner einladen, ihre Worte und Geschichten in meinen Liedern auszubreiten, ohne dass ich dabei die Regie übernehme. Für mich ist es Meinungsfreiheit, dass eine Person Dinge anders sieht und formuliert und diese Gedanken auch äußern darf.

Safe Space: divers und für jede Gruppe anders

Können Sie diesbezüglich eine Anekdote aus dem Entstehungsprozess des Albums erzählen?

Der Titeltrack "dafür oder dagegen" ist ein Duett mit der Singer-Songwriterin Wilhelmine. Wir kannten uns bis dahin nicht allzu gut, dennoch habe ich sie eines Tages angerufen und gefragt, ob sie diesen Song, der sich unserer aktuellen gesellschaftlichen Lage widmet, gemeinsam mit mir singen möchte.

Sie sagte zu und für die Aufnahme hatte ich ihr eine für mein Empfinden tolle Strophe für den Track geschrieben. Doch sie sagte das Recording ab mit dem Versprechen, sich bald mit den richtigen Worten für ihrer Strophe zu melden – eine echte Herausforderung für einen ungeduldigen Menschen wie mich (lacht).

Einen langen Monat später meldete Wilhelmine sich bei mir – mit der perfekten Strophe. Darin spiegeln sich ihre Gedanken auf die Welt und dieses große Thema. Ich bin wahnsinnig dankbar, dass sie den Mut hatte, mir eben diese Gedanken mitzuteilen. Damit hat sie mich nicht nur gelehrt abzuwarten, sondern auch auszuhalten und Raum zu geben.

Wenn Sie von Raum sprechen, komme ich nicht umhin, in diesem Zusammenhang an einen Safe Space zu denken …

So ist es. Ich möchte in einer Gesellschaft leben, die ein Safe Space ist. Umso größer ist meine Sehnsucht, einen solchen Raum zu kreieren. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass ein Safe Space divers ist und für jede Gruppe anders aussieht.

Warum die MiA.-Jungs auf Miezes Soloalbum mitmischen

"dafür oder dagegen" ist Ihr Soloalbum – Ihre Bandmitglieder von MiA. mischen auf der Platte dennoch mit. Ein Widerspruch?

Nein. Für mich war es vollkommen klar, dass die Jungs Teil des Albums sind. Denn "dafür oder dagegen" ist ein inkludierendes Album. Ich exkludiere nicht. Inkludieren bedeutet, jeden Menschen so zu nehmen, wie er ist. Es geht nicht darum, für ein mit FLINTA eingesungenes Album darauf zu schauen, ob jemand möglicherweise ein heterosexueller Mann ist, den es in der Folge zu exkludieren gilt. Das wäre für mich eher dumm.

Die MiA.-Jungs sind meine Familie. Die Band ist meine erste Musikfamilie und für mich ist es nur natürlich, dass sie immer an meiner Seite sind. Für das Soloalbum sind sogar Lieder entstanden, die es ohne die Jungs nicht gegeben hätte.

Welchen Song etwa meinen Sie?

Ich denke da etwa an die erste Singleauskopplung "HellSehen", die ich zusammen mit Eva Briegel [Sängerin der Band Juli; Anm. d. Red.] singe. Das Lied, das unser Schlagzeuger Gunnar [Spies; Anm. d. Red.] geschrieben hat, war ursprünglich für MiA. gedacht, hat innerhalb der Band aber nicht einvernehmlich Anklang gefunden.

Da ich diesen Song aber von Anfang an geliebt habe, stand für mich fest, dass er Teil meines Albums wird. Entsprechend eng waren Gunnar und ich im Austausch, als ich den Text des Liedes weiterentwickelt habe. Dieser Prozess ist für mich total natürlich.

Ähnlich lief es mit dem Lied "Bei dir sein". Dabei handelt es sich um mein – ich kann kaum glauben, dass ich das wirklich ausspreche – Duett mit Hildegard Knef, die in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Zu diesem Song hat mich unser Gitarrist Andy Penn ermutigt und ein ganz wunderbares Sample kreiert.

Die Idee, in dem Song Abschied zu thematisieren, kam dann wiederum von Gunnar. Er und ich haben beide in relativ kurzen Abständen unsere Mütter verloren. Und so hat er einen Songtext geschrieben, den ich so niemals hätte schreiben können. Dank Gunnar konnte ich mich in aller Liebe von meiner Mama verabschieden.

"Wir sind wirklich eine Traum-Gruppe."

(Mieze Katz über den diesjährigen "Sing meinen Song"-Cast)

Das Duett "LiLiLiebe" ist mit Madeline Juno entstanden, mit der Sie derzeit zusammen bei "Sing meinen Song – Das Tauschkonzert" zu sehen sind. Das führt mich zur Henne-oder-Ei-Frage. Was war zuerst: die Zusammenarbeit zwischen Ihnen für das Album oder die Teilnahme bei "Sing meinen Song"?

"LiLiLiebe" war für mich in aller Klarheit zuerst da und ich habe überlegt, mit wem ich diesen Track singen könnte. In dem Lied geht es um die Frage, wer unser Bild von Selbstliebe prägt, und ich fragte mich, welche Künstlerin ganz besonders für diese Botschaften steht.

Dann kam die Anfrage für "Sing meinen Song" und um mehr über meine Kolleginnen und Kollegen zu erfahren, habe ich mich durch das gesamte Madeline-Juno-Portfolio gehört, ehe ich einen krassen Aha-Moment erlebte.

Denn nachdem ich rund fünf Stunden lang ausschließlich ihre Songs gehört hatte, wusste ich: Miez, das ist es! Selbstwert, Selbstwahrnehmung oder Selbstliebe stehen gewissermaßen für Madelines Lebenswerk. Somit stand für mich fest, diesen Song mit keiner anderen Person als mit ihr singen zu wollen. Ich habe Madeline Juno sehr lieb gewonnen, sie ist ein wahnsinnig feiner Mensch.

Wie ist Ihre Bindung zu den anderen Künstlerinnen und Künstlern der diesjährigen "Sing meinen Song"-Staffel?

Wir sind wirklich eine Traum-Gruppe und ich bin dankbar für jedes Jahr, in dem eine Teilnahme an "Sing meinen Song" nicht geklappt hat (lacht). Ich möchte keinen dieser Menschen missen, es sind wirklich Freundschaften fürs Leben entstanden. Darüber hinaus sind musikalische Versionen von Liedern entstanden, die ich nie wieder hergeben möchte und sehr liebe.

Seit nunmehr zwölf Staffeln begeistert "Sing meinen Song" das TV-Publikum mit sehr intensiven und emotionalen Momenten. Wie haben Sie die Produktion wahrgenommen?

Die Zeit bei "Sing meinen Song" war eine ganz besondere und außergewöhnliche Reise. Meiner Meinung nach liegt das mitunter an der grundsätzlichen Bereitschaft der Künstlerinnen und Künstler, sich füreinander zu öffnen. Wir lassen wirklich ganz tief blicken. Jeder Mensch hat diese Tiefe, es gibt aber nur bestimmte Momente, in denen man diese Tiefe zulässt.

Umso mehr denke ich, dass wir als diesjährige "Sing meinen Song"-Gruppe großes Glück miteinander hatten. Weil wir eben keine Gefühle zurückgehalten oder verdrängt haben und uns miteinander sicher gefühlt haben. Ich habe uns als extrem wertschätzend erlebt – auch hier spielt wieder das Thema Meinungsfreiheit eine große Rolle. Das kreative Grundrauschen aus dieser Zeit werde ich niemals wieder hergeben.

Mieze Katz ist "total offen für TV-Formate"

Ob bei "Sing meinen Song", als Patin bei "Dein Song", als Jurorin bei "Deutschland sucht den Superstar" oder verkleidet als Troll bei "The Masked Singer" – Sie waren in den letzten Jahren in verschiedenen TV-Formaten zu sehen. Können Sie sich grundsätzlich vorstellen, auch weiter an Musik-Shows teilzunehmen?

Ich bin total offen für TV-Formate. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass ich selbst noch zur Generation des linearen Fernsehens gehöre. Diesbezüglich verändert sich durch Streaming ja eine ganze Menge. Bei "The Masked Singer" würde ich definitiv nochmal mitmachen, genauso wie bei "Sing meinen Song". Ich bin nach wie vor ein Teil von "Dein Song".

Darüber hinaus gibt es weitere Formate, die ich spannend finde. Und vielleicht gibt es auch Formate, die erst noch erfunden werden müssen. Denn leider gibt es gar nicht so viele Shows, in denen Musik gemacht wird. Insofern könnte ich mir auch vorstellen, dass ein Format wie "The Voice of Germany" oder "The Voice Kids" vielleicht gut passen könnte.

An Ihrem Soloalbum hat die Band MiA. großen Anteil, wie Sie sagen. Kürzlich hat der Vorverkauf für die MiA.-Live-Tour 2026 begonnen, auf der Sie wiederum auch einige Ihrer Solosongs performen werden. Gehören MiA. und Mieze Katz als Solo-Künstlerin also untrennbar zusammen?

Absolut. Wir sind bei MiA. alle freiwillig. Wenn jemand von uns das Bedürfnis hat, sich anders künstlerisch auszudrücken oder in eine andere Richtung des Lebens wachsen zu wollen, dann unterstützen wir das gegenseitig.

Es ist gesund, auch nach 28 Jahren MiA. aus einer Routine herauszutreten und ein Stück weit in einen Abstand zu gehen, um eine Art Bestandsaufnahme zu durchlaufen. Das haben wir innerhalb der Band gemacht, was ich für sehr gesund halte. Denn so wird ein neuer Reiz geschaffen. Ich liebe meine MiA.-Jungs so sehr und freue mich riesig auf unsere gemeinsame Tour und darauf, meine Solo-Songs mit ihnen zu spielen.

Über die Gesprächspartnerin

  • Mieze Katz, bürgerlich Maria Mummert, ist eine deutsche Sängerin und Frontfrau der Berliner Elektropo-Band MiA.. Neben ihren musikalischen Aktivitäten ist die gebürtige Berlinerin auch regelmäßig in TV-Formaten zu sehen. Aktuell ist sie Teilnehmerin der 12. Staffel der VOX-Musiksendung "Sing meinen Song – Das Tauschkonzert".

MiA. LIVE 2025/26

  • 14.05.2025 Berlin (Mieze Katz Solo Record Release Show)
  • 12.07.2025 Bad Elster
  • 18.07.2025 Storkow
  • 29.08.2025 Dortmund
  • 16.04.2026 München
  • 17.04.2026 Erfurt
  • 18.04.2026 Köln
  • 24.04.2026 Hannover
  • 25.04.2026 Hamburg
  • 01.05.2026 Frankfurt
  • 02.05.2026 Berlin
  • 07.05.2026 Stuttgart
  • 08.05.2026 Wien
  • 09.05.2026 Leipzig