"Das musikalischste Duell des Jahres" verspricht der Off-Sprecher zu Beginn der neuesten Ausgabe von "Schlag den Star" am Samstagabend und normalerweise könnte man das als einfallslosen Spruch abhaken, wenn zwei Frauen aus der Musikindustrie gegeneinander antreten. In diesem Fall ist die Sache aber komplizierter, denn diesmal wird es tatsächlich musikalisch – aber irgendwie auch nicht.

Christian Vock
Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Sängerin Michelle gegen Rapperin Sabrina Setlur heißt es am Samstagabend und der beginnt mit dem üblichen Sprücheklopfen: "Ich bin die S-Klasse. Michelle eher ein Fiat aus den 1990ern", stichelt Setlur im Einspieler mit Anspielung an ihr 1997er-Album. Michelle versucht es etwas weniger einfallsreich mit einem "Die Setlur sing ich heute aus dem Studio", sollte dafür aber näher an der Wahrheit liegen – nicht nur bei einem Spiel.

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Warum sie überhaupt dabei ist, verrät Michelle auch: "Ich genieße das, heute mal in Turnschuhen aufzutreten", erklärt Michelle, nachdem sie in Sportklamotten die Showtreppe heruntergekommen ist und ergänzt: "Es ist einfach eine Möglichkeit, sich mal von einer anderen Seite zu zeigen." Ein Satz, den man normalerweise aus Trash-TV-Shows kennt, wenn die Teilnehmer erklären, warum sie nun in den Dschungel oder den Container gehen. Turnschuhe und Selbstpräsentation – das Preisgeld von 100.000 Euro, das die Siegerin erhält, scheint also keine Rolle für die Sängerin gespielt zu haben.

Großmutter gegen Voract

"Du bist die erste Großmutter, die bei 'Schlag den Star' antritt", verrät Moderator Matthias Opdenhövel noch über Michelle, wird sich bei seinen Kommentaren aber überwiegend auf die Körpergröße von 1,56 Metern der Sängerin konzentrieren. Über Michelles Gegnerin Setlur, hat Odenhövel aber auch etwas zu erzählen, zum Beispiel das: "Du warst Voract bei Michael Jackson – gehts größer?", liefert Opdenhövel mit einer Frage auch gleich die Antwort mit.

Dann aber geht es bei "Schlag den Star" endlich los und das ist deshalb wichtig, weil die Show gerne einmal vier und noch lieber auch einmal fünf Stunden und mehr dauert. Da ist jede Minute relevant, die man am Anfang vergeudet. Zur Erinnerung: Es werden maximal 15 Spiele gespielt, für jeden Sieg gibt es Punkte und zwar in aufsteigender Anzahl. Wer zuerst 61 Punkte erreicht, hat sich endlich seinen Nachtschlaf verdient, vor allem aber die 100.000 Euro.

Im ersten Spiel müssen Michelle und Setlur je 100 Luftballons platzen lassen, gehen die Aufgabe aber höchst unterschiedlich an. Während Setlur den klassischen Weg mit Händen und Füßen wählt, entscheidet sich Michelle dafür, die Luftballons zu zerbeißen. Offenbar eine gute Wahl, denn das erste Spiel geht klar an die Sängerin. Für den Zuschauer ist das Spiel auch ein Gewinn, denn auch wenn es auf dem Papier nach Kindergeburtstag aussieht, geht es doch vergleichsweise dynamisch los.

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Sabrina Setlur riskiert was – und verliert

Nicht weniger dynamisch ist das nächste Spiel, doch ob es auch ein Gewinn ist, darüber streiten sich die Zuschauer bereits währenddessen auf den Social-Media-Plattformen. Denn beim "Song Battle" durften sich Michelle und Setlur im Vorfeld drei Lieder aussuchen, die sie dann live im Studio präsentieren, während das Publikum via Telefon entscheidet, wer die bessere Gesangsleistung abgeliefert hat. Am Ende fällt die Entscheidung mit 83 zu 17 Prozent ziemlich eindeutig für Michelle aus, aber das hat seine Gründe.

Denn beide wählen mit "Männer", "Killing me softly" oder "Bauch Beine Po" zwar sehr populäre Songs, doch gesanglich weiß tatsächlich nur Michelle zu überzeugen – wahrscheinlich, weil sie Sängerin ist und keine Rapperin. "Ich hab mir einfach gedacht, ich trau mich mal", erklärt Setlur ihre Songauswahl, sie habe sich einfach mal aus ihrer Komfort-Zone wagen wollen. Als Opdenhövel sie fragt, was sie sich bei der Auswahl der Songs gedacht habe, gesteht Setlur aber: "Offensichtlich nicht viel."

Aus dem Studio gesungen hat Michelle die Rapperin zwar nicht, aber wenn man ein Risiko eingeht, kann es eben auch passieren, dass es schiefgeht. Trotzdem holt Setlur die verlorenen Punkte irgendwann auf, überholt Michelle sogar, ehe der Wettkampf für zumindest ein paar Spiele zu einem offenen Schlagabtausch wird. Vor dem zwölften Spiel liegt die Sängerin wieder deutlich, aber noch einholbar, vorne, hat dann aber auch noch Glück mit dem Münzwurf – und dem Regelwerk.

Glück beim Münzwurf, nicht ganz glückliche Regeln

Denn bei einer Partie Pit-Pat, eine Art Minigolf, das mit einem Billard-Queue gespielt wird, hat Michelle Glück, dass sie anfangen darf. Die beiden Frauen müssen nämlich zweimal vier verschiedene Bahnen spielen und da Michelle anfangen darf, hat sie den Vorteil, ausgerechnet bei den beiden Bahnen den richtigen Krafteinsatz beobachten zu können, bei denen das auch wichtig ist. Bei den anderen beiden Bahnen ist dieser Vorteil nicht relevant, geht es dort nur darum, den Ball in das Loch zu bugsieren. Ob dieser Vorteil am Ende ausschlaggebend dafür war, dass Michelle das Spiel gewinnt, wird man nie herausfinden, ausschließen kann man es aber auch nicht.

Was man aber definitiv sagen kann, ist, dass das nächste Spiel bereits ein Matchball-Spiel für Michelle ist. Hier müssen die beiden Kontrahentinnen bei einem Quiz Punkte auf mögliche Antworten verteilen, wobei man nur die Punkte bekommt, die man auf die richtige Antwort gesetzt hat. Michelle setzt hier gerade am Anfang sehr clever, sogar so clever, dass sie das ganze Spiel über einen deutlichen Vorsprung hat. Den kann Sabrina Setlur dann um kurz vor halb eins nicht mehr aufholen und gratuliert ihrer Gegnerin fair zum Sieg. Und obwohl Michelle knapp vier Stunden lang Turnschuhe tragen und eine andere Seite zeigen durfte, freut sie sich dann doch sehr über die 100.000 Euro Preisgeld.