Nachdem Joko und Klaas in der Vorwoche gegen ihren Sender verloren hatten, mussten sie nun als lebende Werbefläche für den hauseigenen Streamingdienst herhalten. Doch trotz Kasperletheater und Litfaßsäulen-Auftritt lieferten die beiden reichlich Unterhaltung – inklusive kleiner Spitzen in Richtung ProSieben. Auch ein Spruch über Stefan Raab blieb nicht aus.

Christian Vock
Eine Kritik
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Im Grunde beginnt die jüngste Folge "Joko & Klaas gegen ProSieben" vor fast genau einer Woche. Da verloren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf nämlich das Finalspiel gegen ihren Arbeitgeber und mussten, so sind die Regeln, deshalb eine Strafaufgabe erledigen. In der Regel ist die bis zur nächsten Ausgabe der Show verbüßt, doch diesmal mussten die beiden die Strafe mit in die nächste Woche nehmen.

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Denn ProSieben verlangte, dass die beiden die jüngste Folge zu einer Werbeveranstaltung für den hauseigenen Streaming-Dienst machen. Und so marschieren Winterscheidt und Heufer-Umlauf am Mittwochabend in Kappen, Bomberjacken und Trainingsanzügen, auf denen nicht gerade dezent das Logo der Streaming-Plattform prangt, ins Studio. Damit nicht genug der Demütigung, denn Moderator Steven Gätjen kündigt noch an: "Zwischendurch wird es noch ein paar Marketing-Leckerbissen geben."

Gemeint sind damit die Zwischendrin-Auftritte, bei denen die beiden in einer Art Kasperletheater Werbebotschaften von Papptafeln ablesen. Da kann man sich natürlich fragen, wie gut Werbung ist, wenn sie derart platt präsentiert wird. Ebenso zufällig wie zynisch passt die Aktion auch noch zu der neuesten Meldung, dass ProSieben "eine Verschlankung der Prozessstruktur sowie eine höhere Kosteneffizienz" verfolge. Vor diesem Hintergrund sei auch "eine Reduzierung der Belegschaft um rund 430 Vollzeitstellen erforderlich", wie es in einer Pressemitteilung des Konzerns hieß.

Joko Winterscheidt mit kleinem Kunststück

So bitter das für die betroffenen Mitarbeiter des Medienunternehmens ist, Winterscheidt und Heufer-Umlauf werden dem Sender wohl noch ein bisschen erhalten bleiben. Und für diesen Dienstagabend sind die beiden ohnehin nicht nur als Testimonials gebucht, sondern für ihre Kernaufgabe: Fernsehunterhaltung. Also schleichen die beiden ganz langsam von ihrem Werbejob zum Entertainer-Dasein. Denn während Winterscheidt die neuen Klamotten mag, hat Heufer-Umlauf ganz andere Assoziationen: "Wir sehen aus wie 'ne Disco, die sich keine richtige Security leisten kann."

Dann aber geht es los mit Spiel Nummer eins namens "Bitte nicht treffen!". In jeder Runde haben die beiden Entertainer die Aufgabe, Dinge nicht zu treffen, die man normalerweise treffen sollte. Der Titel führt also ein wenig in die Irre, denn "Bitte nicht treffen!" könnte auch "Bitte treffen!" heißen, schließlich muss man hier auch etwas treffen, nur eben nicht das herkömmliche Ziel. Komplett nichts treffen, kann man ja nicht. Um es ein wenig anschaulicher zu machen: Winterscheidt und Heufer-Umlauf sollen hier nicht die Dartscheibe treffen, sondern nur den Holzrand.

Das klappt mal besser, mal schlechter und besonders gut, als die beiden Moderatoren Bälle auf ein Tor schießen sollen, aber nur Pfosten oder Latte treffen dürfen. Da nimmt sich Winterscheidt den Ball und knallt ihn an das Lattenkreuz. Und dann gleich noch einmal. Steven Gätjen ist beeindruckt und kündigt an: "Wenn du das nochmal schaffst, geh' ich nach Hause." Und was soll man sagen: Winterscheidt vollführt das Kunststück ein drittes Mal. Das ist zwar nicht das Champions-League-Halbfinale Inter Mailand gegen Barcelona, aber trotzdem verblüffend. Und Gätjen darf auch bleiben.

Heufer-Umlauf mit Spruch gegen Stefan Raab

Eko Fresh (l.) und Hadnet Tesfai (r.) im Studio
Eko Fresh und Hadnet Tesfai machen gemeinsame Sache – und bringen Joko & Klaas mit Songs "aus Sicht der Besungenen" ordentlich ins Grübeln. © Joyn/Nadine Rupp

Verblüffend originell sind auch die anderen fünf Spiele des Abends. Gegen die Web-Entertainer Dennis und Benni Wolter müssen sie nur durch einen Blick in die Augen des Gegners erkennen, wann der eine Aufgabe wie, sich Marshmallows in den Mund zu stecken, gelöst hat. Gegen Hadnet Tesfai und Eko Fresh hingegen müssen sie "Songs aus Sicht der Besungenen" erkennen und beim Spiel "Die Zeitung" verschiedene Aufgaben nur mit Hilfe zweier Zeitungen lösen.

Das ist an sich schon aufgrund der kuriosen Aufgabenstellung unterhaltsam, noch unterhaltsamer wird es, als Winterscheidt und Heufer-Umlauf ihren Job als Entertainer wahrnehmen. Beim Spiel "Point of You" etwa bekommen beide je eine Video-Brille aufgesetzt, in der sie man aber nur das sehen, was der jeweils andere sieht, und müssen auf diese Weise nun ein paar Aufgaben lösen. Eine kuriose Ausgangslage, die Heufer-Umlauf sofort ausnutzt. Als sein Kollege gerade Kartons stapeln will, wirbelt Heufer-Umlauf um die eigene Achse, sodass Winterscheidt eine Runde später Steven Gätjen bittet: "Hab doch einen Eimer einfach dabei. Für den Fall."

Aber auch Heufer-Umlauf hat seine unterhaltsamen Momente an diesem Abend. "Ich kündige und in zehn Jahren mache ich einen Boxkampf und dann bin ich wieder da", stichelt der ProSieben-Moderator gegen seinen ehemaligen Kollegen, Stefan Raab, der jetzt bei RTL unter Vertrag ist. Und als er gegen Eko Fresh die Lieder erkennen soll, erinnert er den Rapper: "Mir ist wieder eingefallen, wo wir uns zum letzten Mal gesehen haben, Eko. Da war ich einigermaßen angetrunken im Kanzleramt."

Riesenaufwand für nichts

Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt nehmen ihren Job als Entertainer also ernst und das machen sie auch bei Spiel drei. Hier setzen sie die Fahrt von Berlin nach München fort, die in der ersten Folge der Staffel begann und bei der sie einer roten Linie folgen und während der Fahrt verschieden Aufgaben bewältigen müssen. Zum finalen Akt dieses absurden Ausflugs sollen sie ihr Auto über eine Rampe fahren, sodass es durch ein Kulissen-Haus hindurch fliegt und am Ende einen riesigen Buzzer drückt.

Drei Stunden, zusätzliche Schrottautos, ein paar Werkzeuge sowie einen Techniker und einen Stuntman haben die beiden zur Verfügung, aber Klaas' Plan ist an Einfachheit kaum zu überbieten. Um die Lösung herauszufinden, sollen sie einfach mit Höchstgeschwindigkeit auf die Rampe zufahren, "und gucken, wann einer Stopp schreit." So macht es Klaas dann auch, setzt sich ins Auto, fährt los und tatsächlich kommt sofort der Stuntman angerannt und bremst ihn. Allerdings nur für den Hinweis: "Du brauchst einen Helm!"

Schlussendlich betreiben die beiden einen Riesenaufwand, an dessen Ende das Auto aber nur traurig von der Rampe kippt. Wesentlich erfolgreicher sind Winterscheidt und Heufer-Umlauf dann im Finalspiel. Dort sollen sie Dinge, Menschen oder Ereignisse auf einer Zeitskala einsortieren und obwohl die beiden nur zwei Final-Vorteile erspielt hatten, schaffen sie die Aufgabe und sogar vergleichsweise souverän. Damit gibt es relativ bald ein Wiedersehen, denn nun dürfen die beiden ihr Preisgeld ausgeben und das sind wie immer 15 Minuten frei verfügbare Sendezeit am Donnerstagabend um 20.15 Uhr auf Pro7.