Am Sonntagmittag startete der "ZDF-Fernsehgarten" in die zweite Ausgabe der neuen Saison. Mit dem Motto "Hit-Marathon" machte man dabei wenig falsch, mit der Auswahl von Wayne Carpendale als Co-Kommentator auch nicht. Am Ende verriet Moderatorin Andrea Kiewel vor dem kommenden Song Contest noch, was sie zum Kotzen findet.
"Sonntag, 11.48 Uhr. Hier ist ihr ZDF Fernsehgarten", begrüßt der Off-Sprecher die Zuschauer zur neuesten Ausgabe "ZDF Fernsehgarten" und ist damit elf Minuten früher dran als in der vergangenen Woche, als er die Zuschauer zum Saison-Auftakt mit "Sonntag, 11.59 Uhr. Der ‚ZDF Fernsehgarten‘ ist wieder da" begrüßt hat. Und er ist damit sogar zwei Minuten früher dran, als es das Programm für den Muttertag eigentlich vorgesehen hat.
Damit nehmen er und die Regie den pünktlichen Zuschauern die Chance, den Einlauf von Moderatorin
Carpendale revanchiert sich ebenfalls humoristisch, findet, ein "Fernsehgarten" am Muttertag und das schöne Wetter seien wie "elternfrei und volles W-Lan: selten, aber unvergesslich." Wenig lustiger kommt da Kiewels Stimmungsversuch an, als sie in die Menge grölt: "Der HSV ist wieder in der 1. Bundesliga." Da wird sie genauso ausgebuht wie Wayne Carpendale, der es ihr als Wahl-Münchener mit einem "Bayern München ist Meister" nachmacht.
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"Der sieht so sexy aus, der Carpendale"
Trotzdem sollte sich die Buchung von Carpendale gelohnt haben, denn der Schauspieler und Moderator verleiht der Show frischen Wind, jedenfalls bringt Kiewel kein einziges Mal ihren Dauerspruch "Warum? Weil er’s kann." unter. Und wenn Kiewel doch mal über die Stränge schlägt, lächelt Carpendale das weg. Etwa, als die Moderatorin verrät, dass die Redaktion, nachdem Carpendale Kiewels Raum verlassen hatte, getuschelt habe: "Der sieht so sexy aus, der Carpendale."
Das moderiert Carpendale charmant ab, nur als Kiewel Schauspieler und Sänger
Dann gerät bei all dem Geplapper der Kindergeburtstag, der der "Fernsehgarten" nun mal ist, zum Chaos-Kindergeburtstag. Zum Beispiel, als die Promis teamweise in vier Sound-Ausschnitte zerlegte Hits wieder in die richtige Reihenfolge bringen sollen. Da managt Carpendale das Regelwerk, so dass die Promis wissen, was sie zu tun haben. Am Ende gelingt das Spiel, auch wenn der Zuschauer dafür einmal zu oft "Everybody" von den Backstreet Boys gehört hat.
Jo-Jo-Tricks und Rosen-Pasta
Carpendale ist aber auch in passiver Form gefragt, als er sich als Versuchsobjekt für das Zwischenprogramm zur Verfügung stellen soll. Kiewel hat nämlich einen Mantrailing-Hund namens Max zusammen mit seiner Besitzerin eingeladen hat und Max soll nun den im Publikum versteckten Carpendale nur anhand dessen Geruchs wiederfinden. "Haben wir morgen wieder schöne Headlines: Kiwi bringt Carpendale zur Strecke", scherzt Carpendale da und den Gefallen tun wir ihm doch gerne.
"Der endgültige Beweis, dass mein Deo gar nicht so gut ist", witzelt Carpendale, als der Hund ihn findet, nur, indem er zuvor kurz an dessen Uhr geschnuppert hat. Das ist tatsächlich imposant, aber in dieser Ausgabe fällt das Rahmenprogramm ohnehin vergleichsweise unterhaltsam aus, nicht zuletzt wegen seiner Vielfalt: Ein Geräuschemacher vertont live eine kurze Schauspieleinlage von Mark Keller, ein Mann dekoriert Vasen mit bunten Gips-Figuren, ein sechsfacher Jo-Jo-Weltmeister zeigt seine Tricks und Food-Bloggerin Claudia Bastone formt zum Mutterteig Pasta zu Rosen.
Ob ihr das am Vatertag auch mit Bollerwagen-Pasta gelingt, ist eine andere Geschichte, aber für den Moment rundet sie damit ein Programm an, das wie gemacht scheint für "Fernsehgarten"-Liebhaber. Das gilt dann auch für die musikalischen Gäste, denn beim Motto "Hit-Marathon" kann man eigentlich nichts falsch machen, denn schließlich haben die Künstlerinnen und Künstler ja schon bewiesen, wie sie Noten in Massengeschmack und kommerziellen Erfolg umwandeln können.
Was Andrea Kiewel zum Kotzen findet
Und so ziehen dann mit Rednex, Peggy March, Oli.P, Loi, Mark Keller, Lucy Diakovska, Eloy de Jong, Sydney Youngblood, Jay Ventura oder George McCrae Musiker mit einem eigenen Hit, dem Hit eines anderen oder einem eigenen Hit, den sie mal mit dem Hit eines anderen hatten, über den Mainzer Lerchenberg. Und Andrea Kiewel? Die hat durch Carpendales Einsatz deutlich geringere Sprechzeiten und in denen glänzt sie mal und mal auch nicht.
Mit "Was machen wir, wenn wir Wayne nicht wiederfinden" gelingt der Moderatorin bei der Mantrailing-Episode ein schlagfertiger Spruch, ein anderes Mal geht die Spontaneität in die Hose. Als Kiewel auf den ESC am kommenden Wochenende zu sprechen kommt, fragt sie ihre Gäste, wer denn Deutschland vertrete. Als die ein bisschen zu lange überlegen, meint Kiewel: "Die haben so einen komischen Namen."
Das ist ein bisschen zu despektierlich, um lustig zu sein. Kiewel finde den Beitrag von Abor & Tynna, so der Name des Duos, zwar gut, verrät aber: "Leider wollten die nicht zu uns kommen, weil sie sich im ‚Fernsehgarten‘ nicht sehen – was ich zum Kotzen finde. Aber es ist eben so, du kannst doch keinen zwingen."
Nein, das kann man zum Glück nicht, man kann noch nicht einmal jemanden zwingen, den Fernsehgarten anzusehen – auch nicht mit Grüßen. Denn an einer Stelle grüßt Kiewel mit Blick in den Himmel "Tina Turner, die von oben zuguckt", an anderer Stelle fragt sie: "Sollen wir an dieser Stelle den neuen Papst grüßen?"
Man will ihnen nichts unterstellen, aber es spricht Einiges dafür, dass weder Tina Turner im Himmel noch Papst Leo XIV. auf Erden gerade den "ZDF-Fernsehgarten" ansehen. Auch am kommenden Sonntag wird es beim Papst eng, denn da unterschreibt er in Rom seinen neuen Arbeitsvertrag, weshalb der "Fernsehgarten" etwas später startet. Dann wird der Off-Sprecher die Zuschauer also mit "Sonntag, 12.30 Uhr …" begrüßen.